PISA 2022 – was es braucht:

  • Nachhaltige Investitionen in nachhaltige Bildung – aber der Bund verweigert den Digitalpakt und die Länder das Startchancenprogramm.
  • Verpflichtende systematische vorschulische Sprachstandstests in den Kindertagesstätten, ggfs. verbunden mit verpflichtenden Vorschuljahren sowie gezielter Sprachförderung im gesamten Bildungsverlauf – aber dafür braucht es mehr ausgebildetes Kita- und Lehrpersonal.
  • Individuelle Diagnostik und Förderung durch Lehrkräfte – aber man belastet die Lehrkräfte mit Verwaltungskram, der von Schulassistenzen oder digital effizienter erledigt werden könnte.
  • Flankierendes Personal für die sozial-emotionale Förderung, also Personal für Schulassistenz, Schulpsychologie, Sozialarbeit und Jugendarbeit – aber man streitet sich über die Zuständigkeiten zwischen Land und Kommune und zwischen Kultus- und Sozialministerien.
  • Ausreichende Versorgung mit qualifizierten Lehrkräften – aber die Länder haben jahrelang eine auf Kante genähte Einstellungspolitik betrieben und wollen jetzt auch noch die Ausbildung verschlimmbessern; allein die von der KMK für die nächsten zehn Jahre prognostizierten 1 Mio. zusätzlichen Schülerinnen und Schüler erhöhen den Lehrkräftebedarf um 80.000 Personen.
  • Wertschätzung für den Beruf und die Berufung Lehrkraft, sie dienen den Ländern – aber die Länder machen bei den Tarifverhandlungen nicht einmal ein Angebot.
  • Konzentrations- und wertschätzende Lernumgebung durch kleinere Klassen und Lerngruppen – aber es fehlt das Personal.
  • Ansprechende Schulbauten – aber die öffentliche Hand schiebt einen 50-Mrd.-Schulsanierungsstau vor sich her.
  • Digitalisierung mit Sinn und Verstand, lernflankierend statt lernersetzend und fokussierend statt ablenkend – aber die Politik setzt auf Masse statt Klasse und der Bund verweigert den Digitalpakt 2.0.
  • Verantwortlichkeit der Eltern für den Bildungserfolg ihrer Kinder im Sinne vertrauensvoller Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule – aber das Prinzip ‚Fördern und Fordern‘ wird bei Eltern, wo es notwendig wäre, nicht stringent umgesetzt.

Fazit: Geld allein löst nicht alle Herausforderungen, aber es hilft ungemein. Es braucht ein 200-Mrd.-Euro-Sondervermögen ’nachhaltige Bildung‘ vom Bund und von den 16 Ländern für die nächsten 10 Jahre. Und es muss ein Ruck durch die Gesellschaft gehen – nicht nur im Hinblick auf Bildung, sondern auch hinsichtlich des Klimawandels, der inneren und äußeren Sicherheit, sowie des High-Tech-Standorts Deutschland: Leistung ist etwas wert, Arbeit bereichert das Leben, wir können nicht alles haben, Verantwortung statt Vollkaskomentalität, Anpacken statt Zuschauen, Fördern und Fordern, weniger ’nice to have‘, mehr Notwendiges.

 

Presseschau zur Vorstellung der PISA-Ergebnisse 2022 am 05.12.2023

Am 05.12.2023 wurden die Ergebnisse der PISA-Untersuchungen 2022 veröffentlicht. Die Ländernotiz zu Deutschland und die vollständigen Berichtsbände sind unter https://www.oecd.org/berlin/themen/pisa-studie/ herunterladbar.

Die Ergebnisse fallen für Deutschland wie für viele andere Länder schwächer aus als in den Vorjahren, im Vergleich steht Deutschland aktuell nur noch beim OECD-Durchschnitt oder knapp darüber. In vielen Ländern, so auch in Deutschland, nimmt der Anteil der sogenannten Risikoschüler/innen zu, in Deutschland sind dies in Mathematik 30 Prozent.

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, weist darauf hin, dass die PISA-Ergebnisse nicht überraschend seien, wenn man die Ergebnisse der Leistungsstudien der letzten Jahre betrachtet. Er spricht in zahlreichen Interviews darüber, dass die Schulen zahlreiche zugewanderte Schülerinnen und Schüler integriert haben, in vielen Fällen fehle es aber noch an Sprachkenntnissen, um die entsprechenden altersgemäßen Schulleistungen leisten zu können. In den Spitzenländern wie Japan gebe es deutlich weniger Zuwanderung. Wesentlich sei daher für Deutschland, viel mehr in die frühe Sprachförderung zu investieren, um das aufzufangen. Der Schlüssel zu nachhaltigem Bildungserfolg seien die Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen, Schulen bräuchten mehr Unterstützung – Personal und finanzielle Mittel – von allen politischen Ebenen.

DLF.de, 05.12.2023 – Deutscher Lehrerverband: Spracherwerb muss gefördert werden, Welt TV, 05.12.2023 – Pisa-Schock – „Erstaunlich, wenn das noch irgendjemanden überraschen sollte“; Morgenpost.de, 5.12.2023 – Neue Pisa-Studie zeigt dramatischen Absturz in Mathematik, BILD.de, 05.12.2023 – Diese Methode hat unsere Schüler verdorben; NTV.de, 05.12.2023 –  DL-Präsident zu PISA-Ergebnis: „Sind mit Corona und Zuwanderung an Grenze gekommen“; Augsburger Allgemeine, 05.12.2023 – Der nächste Pisa-Schock: Leistungen so schlecht wie nie;

In der eineinhalbstündigen „Redezeit“ des NDR diskutierte Stefan Düll mit einer Schülervertreterin aus Hamburg und einer Wissenschaftlerin vom Institut der Deutschen Wirtschaft über die PISA-Ergebnisse: Neue PISA-Studie: Was läuft schief an deutschen Schulen? (NDR.de, 06.12.2023)

Die Pressemitteilung des Deutschen Lehrerverbands, 05.12.2023 – PISA: Mehr Anstrengungen für den Bildungsbereich ab der frühkindlichen Bildung

Eine Zusammenfassung aller Aspekte, an denen es aktuell im Schulwesen mangelt, von DL-Präsident Stefan Düll: PISA 2022 – was es braucht

Die Pressemitteilungen der DL-Bundesverbände zu PISA:

DPhV – 05.12.2023 – Aktuelle PISA-Ergebnisse zeigen: Fachunterricht muss wieder Priorität erhalten!

VDR – 05.12.2023 – PISA 2022: Die Lehrkraft macht den Unterschied

Die Pressemitteilung der KMK zu den PISA-Ergebnissen: Stärkung der Basiskompetenzen dringend notwendig – PISA 2022-Ergebnisse vorgestellt (05.12.2023)

 

 

 

PISA: Mehr Anstrengungen für den Bildungsbereich ab der frühkindlichen Bildung

Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen sind Schlüssel zu nachhaltigem Bildungserfolg

Mehr Anstrengungen für den Bildungsbereich ab der frühkindlichen Bildung. Das fordert der Deut­sche Lehrerverband anlässlich der heute veröffentlichten PISA-Ergebnisse 2022. Alle politischen Ebenen sind gefordert, endlich die Konsequenzen aus dieser und anderen Studien zu ziehen. 

Schon die Ergebnisse der IQB-Studien haben gezeigt: Ein Teil der Schülerinnen und Schüler wird bereits in frühen Jahren aufgrund mangelhafter Lese-, Schreib- und Mathematikkenntnisse abge­hängt. Ohne diese essenziellen Grundkompetenzen scheitern diese jungen Menschen in Schule und Alltag. Ihre Bildungskarriere erleidet Schiffbruch, bevor sie begonnen hat. Die schulische Fächer- und die alltägliche Lebensvielfalt bleibt ihnen verschlossen.

Im Vorschulbereich müssen fehlende Sprachbeherrschung und fehlendes Kulturverständnis iden­tifiziert werden. Die Kinder müssen ihren sozial-kulturellen Hintergrund mit der hiesigen Gesellschaft verbinden können. Darauf aufbauend müssen die Grundschulen sich auf die Grund­fähigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens als Schlüssel zum nachhaltigen Bildungserfolg konzentrieren – immer in Bezug zur gesellschaftlichen Vielfalt unseres freiheitlichen und demo­kratischen Landes in Europa.

Angesichts der zahlreichen Baustellen im deutschen Schulwesen – vom Lehrkräftemangel über Lernlücken aus der Corona-Zeit bis hin zu baufälligen Schulgebäuden – braucht es keine Struk­turdebatte, sondern Ressourcen für unser bestehendes Bildungssystem. Damit gelingt Chancen­gerechtigkeit für Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Bildungshintergründen. 

Notwendig sind verpflichtende systematische vorschulische Sprachstandstests in den Kinder­tagesstätten, ggfs. verbunden mit verpflichtenden Vorschuljahren sowie gezielter Sprachförderung im gesamten Bildungsverlauf. In allen Schularten braucht es individuelle Diagnostik und Förderung durch Lehrkräfte, die dafür entsprechende Zeitressourcen bekommen, unterstützt durch flankie­rendes Personal für die sozial-emotionale Förderung. Durch kleinere Klassen und Lerngruppen sowie ansprechende Schulbauten entsteht eine konzentrationsfördernde und wertschätzende Lernumgebung. Diese individuelle Förderung ist nur möglich, wenn an den Schulen eine aus­reichende Zahl von qualifiziertem Personal in allen Bereichen vorhanden ist. 

Trotz Lehrkräftemangel darf die Qualifikation von Quer- und Seiteneinsteigern nicht hinter die der grundständigen Lehrkräfteausbildung zurückstehen. Gleichzeitig ist für den Bildungserfolg der Kin­der auch auf die Verantwortlichkeit der Eltern im Sinne einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule hinzuweisen. Die auf wirtschaftliche Verwertung von Bildung aus­gerichtete PISA-Studie darf den Blick nicht verstellen für die Bedeutung kultureller Schul­erfolgsfaktoren, wie sie auch in musischen Fächern gefördert werden.

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Stefan Düll über presse@lehrerverband.de bzw. über 0151-10926848.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Neuwahlen beim Deutschen Lehrerverband

Stefan Düll tritt die Nachfolge von Heinz-Peter Meidinger an

Bei dem alle drei Jahre tagenden Bundeshauptausschuss, dem höchsten Gremium des Deutschen Lehrerverbands, fanden heute Neuwahlen statt. Nach zwei Amtszeiten trat DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger nicht mehr zur Wahl an. Als sein Nachfolger wurde einstimmig Stefan Düll zum zukünftigen Präsident des Deutschen Lehrerverbandes gewählt; er tritt dieses Amt zum 1. Juli 2023 an. Stefan Düll ist stellvertretender Bundesvorsitzender im Deutschen Philologenverband DPhV und leitet seit 2014 das Justus-von-Liebig-Gymnasium in Neusäß.

Der neue Präsident Stefan Düll betonte: „Professionell und schulartspezifisch ausgebildete Lehrkräfte leisten einen unschätzbaren Dienst für die Gesellschaft. Sie dienen Deutschland. Schulen bilden den entscheidenden Kit für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und die Identifikation mit einer freiheitlichen demokratischen Grundordnung. Sie bilden jungen Menschen zu emanzipierten Persönlichkeiten heran, die die Zukunft unseres Landes und Europas gestalten und verantworten.“

DL-Schatzmeister Dominik Berdin (BvLB) wurde einstimmig im Amt bestätigt. Der scheidende DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger wurde von der Wahlversammlung zum Ehrenpräsidenten ernannt.

Am Vortag der Delegiertenversammlung fand in Kooperation mit der Konrad-Adenauer-Stiftung eine Fachtagung zum Thema Lehrkräftemangel statt, ein Thema, das aktuell die Debatten in Politik und Gesellschaft bestimmt.

Unter dem Titel „Schule ohne Lehrkräfte? Probleme, Lösungsansätze und Zukunftsperspektiven“ diskutierten Vertreterinnen und Vertreter des Deutschen Lehrerverbands mit Vertreterinnen und Vertretern der Politik, der Ständigen Wissenschaftlichen Kommission der KMK sowie der Eltern und Schüler und zahlreichen Lehrkräften und weiteren an der Bildung Beteiligten. Moderiert wurde die Veranstaltung vom Bildungsjournalisten Martin Spiewak.

Einig waren sich alle Beteiligten, dass die Qualitätsstandards in der Lehrkräfteausbildung trotz des bestehenden Lehrkräftemangels im Interesse der Schülerinnen und Schüler nicht heruntergefahren werden dürfen.

Der Deutsche Lehrerverband ist der Dachverband der folgenden allgemeinschulischen und berufsschulischen Lehrerverbände: Deutscher Philologenverband DPhV, Bundesverband der Lehrkräfte an Beruflichen Schulen BvLB, Verband Deutscher Realschullehrer VDR und Katholische Erziehergemeinschaft KEG.

Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger unter 0160 – 52 75 608. Stefan Düll erreichen Sie über die Geschäftsstelle des Deutschen Lehrerverbands über 030/7009 4776.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Deutscher Lehrerverband fordert Nachbesserung beim Bundesinfektionsschutzgesetz-Entwurf:

Auch Grundschulen im Notfall durch Maskenpflicht vor Schulschließungen schützen!

Im Hinblick auf die Beratungen der Neufassung des Bundesinfektionsschutzgesetzes im Bundestag hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, dringend Nachbesserungen angemahnt.

Er betonte: „Wir hoffen zwar alle auf weitestgehende Normalität im nächsten Schuljahr möglichst ohne Einschränkungen. Das darf uns aber nicht davon abhalten, im Falle einer erneuten heftigen Coronawelle alles zu tun, um Schulschließungen durch zu hohe Personalausfälle zu verhindern.

An den weiterführenden Schulen sieht der Bundesinfektionsschutzgesetz-Entwurf deshalb bei heftigem Infektionsgeschehen die Möglichkeit vor, durch Anordnung einer Maskenpflicht Infektionen im Schulbereich zu erschweren und dadurch den Präsenzunterricht zu sichern. Für die Grundschulen ist dies bislang aus unerfindlichen Gründen nicht vorgesehen, obwohl gerade für die Jüngeren die Sicherung des Präsenzunterrichts besonders wichtig ist. Im Vergleich zu Schulschließungen, wie wir sie übrigens auch jetzt nach Schulstart schon wieder vereinzelt leider erleben mussten, ist eine präventive Maskenpflicht das eindeutig geringere Übel. Deshalb fordern wir diesbezüglich dringend eine Nachbesserung des Gesetzentwurfs! „

Darüber hinaus forderte der Verbandsvorsitzende eine möglichst einheitliche Verfahrensweise der Länder bei der Anwendung der gesetzlichen Möglichkeiten. Es müsse nachvollziehbar mit klaren Kriterien definiert werden, wann eine Gefährdung des Präsenzunterrichts vorliegt.

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Forderungen des DL für einen sicheren Schulstart im Herbst 2022

Der DL richtet den dringenden Appell an die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker von Bund und Ländern, alles zu tun, damit die Schulen im Herbst 22 bestens auf eine erwartete neuerliche Coronawelle vorbereitet sein werden.

Dazu ist insbesondere notwendig:

  1. Das Bundesinfektionsschutzgesetz sollte so geändert werden, dass im Bedarfsfall an Schulen sowohl regional als auch flächendeckend wieder besondere Gesundheitsschutzmaßnahmen wie die erweiterte Maskenpflicht angeordnet werden können.
  2. In jedem Land sind rechtzeitig die notwendigen Rechtsverordnungen zu konzipieren und zu erlassen, die zur Vorbereitung auf eine neue Pandemiewelle notwendig sind.
  3. Es muss dafür gesorgt werden, dass Schulen ausreichend mit Testkapazitäten und Hygieneschutzmitteln ausgestattet sind.
  4. Im Vorfeld des nächsten Schuljahres müssen alle Anstrengungen unternommen werden, damit möglicher neuerlicher Fernunterricht problemlos laufen kann. Insbesondere sollte die Versorgung der Schulen mit schnellem Internet vorangetrieben, der professionelle IT-Support der Schulen massiv ausgebaut, der für Distanzunterricht und die Nutzung von Lernplattformen erforderliche Datenschutz sichergestellt und Kapazitäten für die entsprechenden Fortbildungen geschaffen werden.
  5. Bund und Länder müssen dafür Sorge tragen, dass im Falle der Entwicklung eines an aktuelle Virusvarianten angepassten Impfstoffes Lehrkräfte zu den Gruppen gezählt werden, die damit vorrangig geimpft bzw. geboostert werden.
  6. Bildungspolitik und die Landesregierungen sollten rechtzeitig im Vorfeld des nächsten Schuljahres in einen intensiven Dialog mit allen Beteiligten, den Lehrerverbänden, Eltern- und Schülervertretungen, eintreten.

Deutscher Lehrerverband: Wir brauchen eine gesellschaftliche Initiative und eine pädagogische Offensive gegen Cybermobbing

Die heute veröffentliche Studie zum Cybermobbing unter Kindern und Jugendlichen weist nach Ansicht des Deutschen Lehrerverbands auf dringenden politischen und pädagogischen Handlungsbedarf hin. Die Studie „Cyberlife III“ wurde vom Bündnis gegen Cybermobbing in Kooperation mit der Techniker Krankenkasse vorgestellt.

DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger betonte, dass sich die in der Studie aufgezeigte Verschärfung des Problems insbesondere bei Kindern zwischen 13 und 17 Jahren auch mit den Beobachtungen und Erfahrungen von Lehrkräften deckt. Es gebe inzwischen wohl keine Schule in Deutschland, die nicht mit entsprechenden Problemen zu kämpfen habe.

Der Verbandschef betonte: „In den sozialen Netzwerken und den zahllosen Klassen-WhatsApp-Gruppen findet tagtäglich tausendfach Mobbing statt, meistens von Mitschülern – leider in den meisten Fällen ohne Kenntnis der Eltern und Lehrkräfte. Vielfach erfahren diese erst davon, wenn der Leidensdruck der Kinder zu groß geworden ist oder über Dritte Informationen an die Schulen weitergegeben werden.“

Meidinger forderte eine höhere Aufmerksamkeit für diese besorgniserregende Entwicklung und eine gesellschaftliche Offensive gegen Cybermobbing. Viele Kinder und Jugendlichen betrachteten leider immer noch soziale Netzwerke als rechtsfreien Raum und hätten wenig Gespür für die möglichen schlimmen Folgen von Cybermobbing für die Betroffenen.

Der DL setzt bei dieser Offensive auf mehr Präventionsarbeit an Schulen durch entsprechend qualifizierte und mit zusätzlichen Zeitressourcen versehene Beratungslehrkräfte sowie externe Experten, aber auch auf konsequentes Einschreiten und klare Sanktionen gegenüber den Tätergruppen. Eine wichtige Rolle kommt nach Meidinger dabei den Eltern zu, die mit ihren Kindern den ständigen Austausch über deren Aktivitäten und Erfahrungen im Internet suchen sollten. Der Verbandsvorsitzende unterstrich abschließend: „Wir würden es auf jeden Fall begrüßen, wenn bei der Bekämpfung von Cybermobbing zusätzliche Unterstützungsangebote der Ministerien und Schulbehörden bereitgestellt werden. Zudem ist eine klare gesetzliche Regelung des Straftatbestands Cybermobbing wünschenswert, auch wenn es an den Schulen zunächst einmal um pädagogische Lösungen gehen wird!“

Die Studie des Bündnis gegen Cybermobbing und der Techniker Krankenkasse ist unter https://www.tk.de/presse/themen/praevention/medienkompetenz/studie-cybermobbing-2095156 abrufbar.

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„Je suis prof!“

Große Trauer und Bestürzung über Enthauptung von Samuel Paty

Meidinger: „Ein Angriff auf die Aufgaben von Schule in einer Demokratie und unsere demokratischen Werte insgesamt!“

Mit Bestürzung und großer Trauer hat der Deutsche Lehrerverband mit seinen Mitgliedsverbänden auf den Mord an dem französischen Lehrer Samuel Paty reagiert.

DL-Präsident Meidinger erklärte: „Als Vertreter der deutschen Lehrkräfte sind wir entsetzt über diesen Mord an einem französischen Kollegen, dem nichts anderes zum Verhängnis geworden ist, als dass er seine Pflicht erfüllt hat, nämlich Kindern und Jugendlichen die Werte der Demokratie, Meinungsfreiheit, Menschenwürde und Toleranz zu vermitteln und näher zu bringen. Wir erklären uns solidarisch mit den Lehrkräften und allen Trauernden in unserem Nachbarland!“

Der Verbandsvorsitzende betonte, dass die Tat als Angriff gegen die zentrale Aufgabe der Schule als Ort der Wertevermittlung in einer demokratischen Gesellschaft gerichtet war und auch so verstanden werden müsse. Er ergänzte: „Deshalb ist es so wichtig, dass Politik und Gesellschaft hinter ihren Lehrkräften und deren für die Zukunft unserer Demokratie so eminent bedeutsamem Bildungsauftrag stehen! Auch hierzulande gibt es von verschiedenen Seiten immer wieder politisch oder religiös motivierte Versuche, Lehrkräfte einzuschüchtern, zu bedrohen bzw. an den Pranger zu stellen. Unterricht und demokratische Werteerziehung dürfen für Lehrkräfte nicht zur Mutprobe werden! Wir sagen: Wehret den Anfängen!“

(Französische Übersetzung unter diesem Link)

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Neue KMK-Verwaltungsvereinbarung:

Meidinger: Da ist eine historische Chance verspielt worden!

Nach Ansicht des DL-Präsidenten Heinz-Peter Meidinger hat die KMK mit ihrer aktuell vorgelegten neuen Verwaltungsvereinbarung die große Chance vergeben, einen Bildungsstaatsvertrag auf den Weg zu bringen, der endlich das Bildungswesen in Deutschland auf eine sichere, gemeinsame gesetzliche Grundlage mit detaillierten Regelungen stellt.

Meidinger betonte: „Insgesamt muss man der KMK attestieren, dass sie vor einem Jahr mit dem Plan eines großen Bildungsstaatsvertrag als Löwe losgesprungen und jetzt mit einer Einigung auf kleinstem gemeinsamen Nenner in einer einfachen Ländervereinbarung mit vielen vagen Absichtserklärungen als Bettvorleger gelandet ist Damit wurde von der KMK eine historische Chance verspielt, endlich konkret und verbindlich die Vergleichbarkeit und die Qualität im deutschen Bildungssystem sicher zu stellen und zu erhöhen. Die neue Verwaltungsvereinbarung bringt nur in wenigen Teilbereichen Fortschritte und verbleibt bei den meisten zentralen Fragen der Abschlüsse, der Schulstruktur und Lehramtsausbildung sowie der Qualitätssicherung im Vagen und Allgemeinen!“

Zwar begrüße der DL die Verabredung eines Rechtschreibrahmens für die Grundschule und das Ziel, mehr Angleichung in der Vorabiturphase zwischen den Ländern zu erreichen. Aber gerade die Absprache, ab 2023 50 Prozent der Abituraufgaben in den Kernfächern aus dem Aufgabenpool zu entnehmen, bleibe wirkungslos, wenn anschließend die Länder weiter einseitig ihre Bewertungsrahmen ändern dürften, wie dies in der Vergangenheit ständig geschehen ist.

Meidinger führte aus: „Wenn es schon als Erfolg ausgegeben werde, dass die KMK „die Überprüfung der Möglichkeit einheitlicher Namensgebung für die Schularten“ verabredet habe, dann ist das zutiefst ernüchternd. Wir befürchten, dass die neue Verwaltungsvereinbarung keinen Fortschritt auf dem Weg zu mehr Vergleichbarkeit, mehr Qualität und mehr Mobilität im deutschen Schulsystem bringen wird. Es bleibt auch fraglich, ob damit die Vorgaben des Bundesverfassungsgerichts für ein vergleichbares Abitur in Deutschland erfüllt werden können.“

Wenig Wirkungskraft verspricht sich der DL zudem von der geplanten Einrichtung eines wissenschaftlichen Beirats, bei dem ausdrücklich alle von Schule direkt Betroffenen, also Vertreter von Eltern, Schülern und Lehrkräften außen vor bleiben sollen. „Das mag für die KMK bequemer sein, die Akzeptanz für vorgeschlagene Konzepte wird es aber nicht erhöhen!“ unterstrich der DL-Vorsitzende abschließend.

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Gemeinsame Pressemitteilung

Lehrerverband und DJH appellieren an Entscheidungsträger: Rettungsschirm für Jugendherbergen dringend notwendig!

Das Deutsche Jugendherbergswerk (DJH) und der Deutsche Lehrerverband (DL) fordern gemeinsam, dass das einzigartige Netz der Jugendherbergen in Deutschland schnell politisch und vor allem finanziell unterstützt wird, damit es über die Corona-Krise hinaus erhalten bleibt.

Detmold. Die rund 450 Jugendherbergen in Deutschland leiden massiv an den Folgen der Corona-Krise. Nach der explosionsartigen Ausbreitung des Virus hatten die zuständigen Gesundheitsbehörden Mitte März die sofortige Schließung aller Jugendherbergen verfügt, um Gäste und Mitarbeiter zu schützen. Eine Stornierung fast aller bestehenden Buchungen, der maximale Rückgang von Neubuchungen und damit der Verlust der Möglichkeit der Erwirtschaftung von Umsatz einerseits sowie laufenden Kosten und Verpflichtungen andererseits haben alle 14 regionalen Landesverbände des DJH in massive wirtschaftliche Notlagen gebracht. Gleichzeitig untersagten die Bundesländer flächendeckend den Schulen die Durchführung von Klassenfahrten, und das teilweise sogar bis zum Jahresende 2020. Bisher aufgelegte Schutzschirme, Sonderkredite bzw. Liquiditätshilfen oder direkte finanzielle Unterstützungsleistungen des Bundes und der Mehrzahl der Länder greifen für die Jugendherbergen nicht, weil sie in ihrem Status als gemeinnützige Bildungs- und Beherbergungsbetriebe in vielen entsprechenden Programmen nicht berücksichtigt werden.

Der Deutsche Lehrerverband, der als Dachverband seiner Bundesverbände DPhV, VDR, BvLB und KEG mehr als 165.000 Lehrkräfte vertritt, weist darauf hin, wie wichtig die Arbeit der Jugendherbergen für den Bildungsbereich ist. Sie sind seit über einem Jahrhundert bewährte Partner der Schulen und Verbände bei der Durchführung von Klassenfahrten und Gruppenreisen. Dabei stellen die Jugendherbergen nicht nur Kost und Quartier, sondern bieten hochwertige Bildungsprogramme durch das Angebot von pädagogisch ausgearbeiteten Materialien, Workshops und Methoden der Erlebnispädagogik. Sie vermitteln Projektbesuche und Ausflugsangebote. Thematische Schwerpunkte sind häufig Naturschutzthemen und Orte mit geschichtlicher und kultureller Bedeutung. Die Gruppenreisen bieten Schulklassen nicht nur neue Lerninhalte, sondern auch gruppendynamische Erfahrungen und Entwicklungen. Kurze Reisen im Grundschulbereich ermöglichen Kindern, erste längere Erfahrungen außerhalb ihrer Familie zu sammeln.

Der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, betont: „Wenn zahlreiche Jugendherbergen aus wirtschaftlichen Gründen und wegen mangelnder Unterstützung der Politik schließen müssten, bedeutet das den Verlust eines wichtigen außerschulischen Bildungsorts, auch auf lange Sicht. Das Netz an Jugendherbergen ist in Deutschland über lange Zeit gewachsen – einmal beschädigt, wird es sich auch nach einer Krise nicht einfach schnell wieder erholen, weshalb die Jugendherbergen jetzt Hilfe benötigen.“

Der Präsident des DJH, Prof. Dr. Günther Schneider, erinnert daran, dass neben schulischen Klassenfahrten Jugendherbergen seit jeher Kindern, Jugendlichen und jungen Erwachsenen eine kostengünstige Möglichkeit bieten, erste eigenständige Reiseerfahrungen zu machen. Beispiele sind die beliebten Ferienfreizeiten sowie Sport- und Sprach-Camps in den Sommermonaten. Er betont: „Im Lauf der letzten Jahrzehnte haben Jugendherbergen ihr Angebot auch für junge Familien und andere Altersgruppen ausgebaut, sodass wir über knapp 2.800 pädagogische Angebote verfügen. Diese große gesellschaftliche Relevanz spiegelt sich auch im `GemeinwohlAtlas 2019´ wider, in dem das Deutsche Jugendherbergswerk nach Feuerwehr, Technischem Hilfswerk, Deutschem Roten Kreuz, Weißem Ring und den Johannitern den 6. Platz von insgesamt 137 abgebildeten Organisationen belegt.“

Der Deutsche Lehrerverband hat daher jetzt gemeinsam mit dem Deutschen Jugendherbergswerk alle Bürgermeister, Landräte, Landtags- und Bundestagsabgeordnete sowie die Spitzen der Landesministerien, in deren Wirkungsbereich die Jugendherbergen fallen, zu folgendem, zeitnahen Handeln aufgefordert:

  • Setzen Sie sich persönlich auf allen Ihnen zur Verfügung stehenden politischen, wirtschaftlichen und medialen Handlungsebenen für eine schnelle und wirksame Verhinderung des Zusammenbruchs des Deutschen Jugendherbergswerks und seiner Landesverbände ein! Denn auch wenn in einigen Bundesländern mittlerweile Lösungsansätze vorhanden sind, wird die Hilfe des Bundes dringend benötigt.
  • Tragen Sie umgehend dafür Sorge, dass die Jugendherbergen in Deutschland flächendeckend durch staatliche Rettungsmaßnahmen in ihrem Fortbestand gesichert werden! Reine KfW-Darlehen reichen dazu nicht aus.
  • Verhindern Sie die die endgültige Schließung von Jugendherbergen, die in den zurückliegenden 111 Jahren erfolgreiche Strukturen wirksamer Bildungsarbeit aufgebaut haben und wertvolle Bildungs- und Begegnungsorte sind!

Bleiben die dringend benötigten Hilfen auch weiterhin aus, so sind sich beide Verbände einig, steht hinter zukünftigen Klassenfahrten in deutsche Jugendherbergen als außerschulische Lernorte ein mehr als großes Fragezeichen.

Pressekontakt

Deutsches Jugendherbergswerk (DJH)Deutscher Lehrerverband (DL)
Justin BlumHeinz-Peter Meidinger
KommunikationPräsident
Tel.: 05231/7401404Tel.: 030/70094776 (Geschäftsstelle)
justin.blum@jugendherberge.deinfo@lehrerverband.de

Während die gemeinsame Pressemitteilung gemeinsam mit dem DJH erarbeitet und veröffentlicht wurde, fordert der Deutsche Lehrerverband auch für das Netzwerk an Schullandheimen (vgl. www.schullandheim.de) und andere Verbände und Netzwerke in den einzelnen Bundesländern und auf Bundesebene, die Kinder- und Jugendübernachtungs- und -erholungsstätten anbieten, Unterstützung.

Medien im Unterricht

Der Deutsche Philologenverband, der Verband Deutscher Realschullehrer, der Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung, die Katholische Erziehergemeinschaft und der Deutsche Lehrerverband begrüßen gemeinsam mit Wikimedia Deutschland die Bereitstellung von Unterrichtsmaterialien durch den öffentlich-rechtlichen Rundfunk seit Beginn der Schulschließungen. Gleichzeitig appellieren sie in einem Offenen Brief, die bereitgestellten Bildungsangebote im Rahmen der Corona-Soforthilfe dauerhaft zur Verfügung zu stellen.

„Guter Unterricht geht noch besser mit professionell erstelltem, ästhetisch ansprechendem und fachlich geprüftem Material, das uns digital nicht nur in Corona-Zeiten frei zur Verfügung stehen sollte“, fordert Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes e. V., (DPhV).

Lehrerinnen und Lehrer müssen Unterricht seit Beginn der Pandemie neu planen. Ein Regelunterricht mit tagtäglicher, voller Präsenz aller Schülerinnen und Schüler und ihrer Lehrkräfte bleibt wegen der anhaltenden Infektionsgefahr auch im nächsten Schuljahr noch in der Ferne. In dieser Sondersituation sind viele Stundenentwürfe entstanden, die vor Ort, aber auch für zu Hause geeignet sind. Dazu werden auch die von ARD und ZDF bereitgestellten Medien und Inhalte verwendet, die sich wegen ihrer hohen qualitativen Standards i.d.R. bedenkenlos für den Lehreinsatz eignen. 

Diese sind aber zu oft mit einem Ablaufdatum in den Mediatheken versehen. Würden sie wieder verschwinden, wäre die in der Krise geleistete Arbeit auf einen Schlag nutzlos. Bei Schulschließungen, bei partiellen Öffnungen, bei Krankheit, aber auch im “normalen Unterricht” können die seit Februar erstellten Materialien und Lernumgebungen die Schülerinnen und Schüler zu Hause unterstützen. Lehrerinnen und Lehrer, die Beachtliches leisten, um auch digitalen Unterricht zu gewährleisten, wollen sich weiterhin auf den öffentlich-rechtlichen Rundfunk verlassen können.

„Dauerhaft veröffentlichtes Material kann auch zuverlässig in der deutschsprachigen Wikipedia verlinkt werden. Davon profitieren mehrere Millionen Menschen täglich, die im Internet nach verlässlichen Informationen suchen. Die rechtliche Grundlage dazu ist nun mit dem Rundfunkänderungsstaatsvertrag (22. RÄStV) vorhanden.”, sagt Abraham Taherivand, Geschäftsführender Vorstand von Wikimedia Deutschland. 

Damit erhält der öffentlich-rechtliche Rundfunk die Möglichkeit und den Auftrag, bestimmte Inhalte dauerhaft online verfügbar zu halten. Der Staatsvertrag sieht zeit- und kulturgeschichtliche Archive mit informierenden, bildenden und kulturellen Telemedien vor. Diese dürfen grundsätzlich zeitlich unbegrenzt angeboten werden. Der gemeinsame Appell ist es, die aktuell aufbereiteten Inhalte sofort von der sogenannten Depublikation auszunehmen und sie zeitlich unbegrenzt zur Verfügung zu stellen. 

Link zum Offenen Brief als PDF: https://kurzelinks.de/b3pv