Berlin, 02.01.2021 Im Hinblick auf das Treffen der MinisterprĂ€sidentinnen und -prĂ€sidenten mit der Bundeskanzlerin am 5. Januar 2021 appellieren die Deutsche Akademie fĂŒr Kinder- und Jugendmedizin (DAKJ) und der Deutsche Lehrerverband (DL) gemeinsam an die Politik, alles dafĂŒr zu tun, damit Unterricht im neuen Jahr wieder unter verantwortbaren Bedingungen stattfinden kann, obwohl die SARS-CoV-2 Pandemie zunĂ€chst fortbestehen wird.
Den Vorschlag, die Weihnachtsferien bis Ende Januar zu verlĂ€ngern und dafĂŒr die Sommerferien zu verkĂŒrzen, lehnen beide DachverbĂ€nde ab. Dazu sagte der DL-PrĂ€sident Heinz-Peter Meidinger: âEine VerlĂ€ngerung von Ferien ist nichts anderes als eine weitere Phase der SchulschlieĂung, in der wir Kinder und Jugendliche sich selbst ĂŒberlassen und unseren Bildungsauftrag nicht wahrnehmen. AuĂerdem fĂŒhren solche VorschlĂ€ge nicht zu mehr VerlĂ€sslichkeit von Schule, sondern zu mehr Verunsicherung!â
Beide Organisationen sind sich einig, dass PrĂ€senzunterricht sowohl zur ErfĂŒllung des Bildungsauftrages als auch unter psychosozialen Gesichtspunkten das Beste fĂŒr Kinder und Jugendliche ist. Dazu sagte der GeneralsekretĂ€r der DAKJ Hans-Iko Huppertz: âSchule und Bildung gehören zu den GrundbedĂŒrfnissen der Kinder. SchulschlieĂung bedeutet auch nachteilige Auswirkungen auf die psychosoziale und motorische Entwicklung, KindeswohlgefĂ€hrdung, Benachteiligung sozial SchwĂ€cherer, GefĂ€hrdung von Kindern mit besonderen Bedarfen und aktuelle BeeintrĂ€chtigung der Gesundheit der Kinder und Jugendlichen.â
Allerdings sind sich DAKJ und DL bewusst, dass die Frage, in welcher Weise der Schulbetrieb nach den Weihnachtsferien wieder möglich ist, nicht losgelöst vom regionalen und ĂŒberregionalen Infektionsgeschehen betrachtet werden kann. Auch wenn Schulen in der Regel nicht zu den Infektions-Hotspots zĂ€hlen, sind sie Teil des Infektionsgeschehens und Infektionen werden dabei sowohl von auĂen in die Schulen hineingetragen als auch durch Ăbertragungen innerhalb der Schule wieder in die Allgemeinheit gestreut.
Gemeinsam fordern die beiden VerbĂ€nde deshalb die Politik auf, jetzt fĂŒr bundeseinheitliche und verbindliche Rahmenbedingungen und zusĂ€tzlichen GesundheitsschutzmaĂnahmen zu sorgen, damit unsere Schulen so bald wie möglich fĂŒr eine RĂŒckkehr zum Unterrichtsbetrieb bestmöglich vorbereitet sind.
Zu den dringlich zu ergreifenden MaĂnahmen zĂ€hlen:
- Es muss ein bundesweiter Hygienestufenplan etabliert werden, der abhĂ€ngig vom Infektionsgeschehen und der Altersstufe klar festlegt, welche GesundheitsschutzmaĂnahmen notwendig sind und welche schulorganisatorischen Konsequenzen daraus folgen: PrĂ€senzunterricht mit oder ohne Maskenpflicht, Wiederherstellung des Mindestabstands mit Wechselunterricht oder phasenweiser Distanzunterricht. Nochmalige komplette SchulschlieĂungen bzw. FerienverlĂ€ngerungen sollen dadurch vermieden werden. FĂŒr einen solchen Hygienestufenplan hat die DAKJ zusammen mit der Deutschen Gesellschaft fĂŒr Krankenhaushygiene bereits VorschlĂ€ge erarbeitet.
- Der Infektionsschutz an Schulen ist deutlich zu verbessern.
- Alle UnterrichtsrĂ€ume und Lehrerzimmer mĂŒssen belĂŒftbar sein.
- Der Abstand von 1,5 m zwischen muss bei Wechselunterricht eingehalten werden können.
- LehrkrĂ€ften sollen zum Gesundheitsschutz in ausreichender Zahl geeignete Atemschutzmasken zur VerfĂŒgung gestellt werden, auch um nicht zu Kontaktpersonen der Kategorie 1 zu werden.
- Schnellteste auf Infektionen mit SARS-CoV-2 sollen bedarfsorientiert an Schulen vorgehalten werden.
- Die SanitÀranlagen sollen in einen hygienisch einwandfreien Zustand versetzt werden.
- Der Transport in Schulbussen und im öffentlichen Personennahverkehr ist unter Hygienegesichtspunkten zu regeln.
- LehrkrÀfte als Hygienebeauftragte sind in jeder Schule vorzusehen.
- Strukturierte Ausbruchsanalysen bei InfektionsfĂ€llen in der Schule durch das Gesundheitsamt sind verpflichtend. AuĂerdem sind Schulöffnungen und SchulschlieĂungen durch wissenschaftliche Untersuchungen zu begleiten
Falls möglich sollten Schulen fĂŒr die Einhaltung der Mindestabstandsregeln zusĂ€tzliche RĂ€ume zur VerfĂŒgung gestellt und auĂerdem deutlich mehr Busse eingesetzt werden, zumal diese derzeit ausreichend verfĂŒgbar sind. Noch ist unklar, wie neue Virusmutanten z.B. die sĂŒdenglische Linie B1.1.7 das Infektionsgeschehen beeinflussen könnten. Aber die gemeinsam empfohlenen MaĂnahmen könnten auch bei anderen Mutanten das Infektionsrisiko minimieren.
Das Recht von Kindern und Jugendlichen auf Bildung und Betreuung sowie ausreichender Gesundheitsschutz fĂŒr LehrkrĂ€fte und SchĂŒler mĂŒssen gleichermaĂen berĂŒcksichtigt und gewĂ€hrleistet werden.
Deshalb liegt nach Auffassung von DKAJ und DL der Ball jetzt auf dem Spielfeld der Politik. Die Landesregierungen und der Bund haben die oberste Verpflichtung, deutlich mehr als bisher dafĂŒr zu tun, dass Unterricht ab Ende der Weihnachtsferien wieder möglich wird, damit die Zukunftschancen von Kindern und Jugendlichen nicht dauerhaft massiv gefĂ€hrdet werden. Von dem Treffen am 5.1.2021 zwischen den MinisterprĂ€sidenten der LĂ€nder und der Bundeskanzlerin erwarten die beiden VerbĂ€nde jetzt eindeutige, die Rechte der Kinder und die Gesundheit von SchĂŒlerinnen und SchĂŒlern sowie LehrkrĂ€ften berĂŒcksichtigende BeschlĂŒsse.
Prof. Dr. med. Hans-Iko Huppertz, GeneralsekretĂ€r – Deutsche Akademie fĂŒr Kinder- und Jugendmedizin – Mobil 0170 5821842 – www.dakj.de
Prof. Dr. med. Johannes HĂŒbner, Erster Vorsitzender – Deutsche Gesellschaft fĂŒr PĂ€diatrische Infektiologie – Mobil 0176 24194368
Chausseestr. 128/129 in 10115 Berlin
Heinz-Peter Meidinger, PrĂ€sident – Deutscher Lehrerverband – Mobil 0160/5275608 – Dominicusstr. 3 – 10823 Berlin – www.lehrerverband.de – Anne Schirrmacher, DL-BundesgeschĂ€ftsfĂŒhrerin – Tel. 030 70 09 47 76