Der Digitalpakt II muss kommen!

Deutscher Lehrerverband fordert zügige Umsetzung der getroffenen Vereinbarung nach der Bundestagswahl

„Erneute langwierige Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0 nach der Regierungsbildung kann sich der Bildungsbereich nicht leisten!“ betont DL-Präsident Düll. „Die Zeit drängt! Die fünf Milliarden, die im Verlauf der kommenden Jahre in den Bereich der digitalen Bildung fließen sollen, werden dringend benötigt. Sie reichen nicht einmal. Der Bedarf ist deutlich größer, allein, wenn man die Inflation einrechnet. Sollte die Schuldenbremse modifiziert werden, erwarten wir eine deutliche Aufstockung der Mittel.“

Der Deutsche Lehrerverband begrüßt, dass die Bildungsministerkonferenz und Bundesbildungsminister Özdemir sich auf ein Eckpunktepapier zur Umsetzung eines Digitalpakts II geeinigt haben. DL-Präsident Stefan Düll ruft die möglichen künftigen Regierungsparteien auf Bundesebene auf, sich im Bundestagswahlkampf zu einer schnellen und umfassend finanzierten Umsetzung der jetzt beschlossenen Eckpunkte zu bekennen.

Die Umsetzung des Digitalpakts I, verbunden mit der Situation der Corona-Pandemie, hat zu einem Digitalisierungsschub an vielen Schulen geführt, vor allem in der digitalen Infrastruktur beim Einbau von WLAN in Schulgebäuden und im Hinblick auf Geräte für Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte. „Damit ist die Digitalisierung aber noch nicht abgeschlossen: Geräte müssen alle paar Jahre ersetzt, Softwarelizenzen erneuert werden oder für neue Entwicklungen wie KI eingekauft werden und – die digitale Infrastruktur einer Schule muss von Informatik-Fachleuten administriert werden. Jedes Unternehmen mit dieser Anzahl von Geräten hat eine eigene IT-Fachperson, niemand käme auf die Idee, dass das ein Angestellter nebenher mit ein paar Anrechnungsstunden erledigt, wie das teilweise von Lehrkräften erwartet wird! Dafür müssen Schulen die entsprechenden Personalmittel erhalten!“ fordert Düll.

Neben Geräten, Lizenzen und Mitteln für die Administration müssten die Länder ihr Angebot an Fortbildungen für den Digitalbereich und den Schwerpunkt KI-Anwendungen erweitern. „Weiterbildungen unserer Mitgliedsverbände in diesem Bereich werden stark nachgefragt“, berichtet Düll. „Viele Lehrkräfte setzen sich in ihrer Freizeit mit den neuen Möglichkeiten des digital gestützten Unterrichts und neuen KI-Anwendungen auseinander oder unterstützen sich gegenseitig auf der Ebene des Kollegiums. Um alle Lehrkräfte in Deutschland – über 700.000 an allgemeinbildenden und rund 120.000 an beruflichen Schulen– mit Fortbildungen in diesem Bereich zu erreichen, muss das Angebot der Länder durch ihre Fortbildungseinrichtungen stark wachsen!“

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Stefan Düll über presse@lehrerverband.de bzw. über 0151-10926848.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Zum OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ 2024:

Deutscher Lehrerverband fordert frühkindliche Sprachförderung und Konzentration auf Erreichen der Mindeststandards

Laut OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ ist in Deutschland der Anteil von jungen Erwachsenen im Alter von 25 – 34 Jahren ohne einen Sekundarschulabschluss im Zeitraum von 2016 bis 2023 gestiegen und liegt mit 16 % über dem OECD-Durchschnitt von 14 %. Der Deutsche Lehrerverband weist darauf hin, dass Deutschland seit 2015 durch den Syrienkrieg zahlreiche Jugendliche aufgenommen hat, die als Flüchtlinge im Teenageralter ohne Deutschkenntnisse und mit kriegsbedingter Bildungs- und Fluchtbiographie kurzfristig in ein darauf unvorbereitetes Schulwesen integriert werden mussten. Trotzdem haben insbesondere die Lehrkräfte an beruflichen Schulen in dieser Zeit mit Integration und Sprachförderung sehr viel geleistet und viele Jugendliche zu einem beruflichen Abschluss geführt. Die beruflichen Schulen sind und waren aber auch schon zuvor durch langanhaltenden Lehrkräftemangel belastet.

Für die Lebens- und Bildungschancen dieser jungen Leute, die heute ohne Abschluss im Sekundarbereich II sind, braucht es weiterhin gezielte Förderprogramme, auch angesichts des großen Fachkräftemangels. Hier sind auch die Arbeitgeber gefordert. Begleitende Bildungsmaßnahmen in niedrigqualifizierter Arbeit und Mentorenprogramme sind auszubauen.

Zur Unterstützung der heutigen Generation von Kindern und Teenagern im Bildungsbereich weist Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, auf die Wichtigkeit von Sprachkenntnissen und Kernkompetenzen hin. „Im frühkindlichen Bereich müssen wir denjenigen helfen, die in ihren Sprachkenntnissen – aus welchen Gründen auch immer – zurückliegen. Dies sollte durch möglichst verbindliche Sprachtests, die im Bedarfsfall einen Kita-Besuch verpflichtend machen, erfolgen, damit alle Kinder die Möglichkeit haben, mit Erfolgserlebnissen statt Sprachproblemen in ihre Schullaufbahn zu starten. Im Bereich der Primarstufe und der Sekundarstufe I sollte die Bildungspolitik viel Förderung auf den Erwerb der Kernkompetenzen Zuhören, Lesen, Schreiben, Rechnen ermöglichen – leider gibt es einen großen Anteil von Schülerinnen und Schülern, die dabei nicht die Mindeststandards erreichen.” Auch das heute erschienene Ifo-Bildungsbarometer stellt fest, dass sich eine große Mehrheit der Bevölkerung für verpflichtende Sprachstandstests und verstärkte Leseförderung ausspricht.

“Angesichts des großen Lehrkräftemangels im Schulbereich keine leichte Aufgabe”, betont DL-Präsident Stefan Düll, “umso wichtiger ist es, den Beruf als Lehrkraft und die Schule als Lern- und Lehrort so attraktiv wie möglich zu machen, damit sich mehr Jugendliche von heute dafür entscheiden, diesen erfüllenden, aber aktuell von vielen unnötigen schwierigen Umständen belasteten Beruf zu ergreifen.“

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Zum 10. Juli 2024 – Tag der Solidarität mit Juden und Israel

Foto von <a href="https://unsplash.com/de/@davidsonluna?utm_content=creditCopyText&utm_medium=referral&utm_source=unsplash">D A V I D S O N L U N A</a> auf <a href="https://unsplash.com/de/fotos/ein-davidstern-der-an-einer-kette-hangt-urLqPhBbDKQ?utm_content=creditCopyText&utm_medium=referral&utm_source=unsplash">Unsplash</a>   Am 7. Oktober 2023, am jüdischen Feiertag Simchat Tora, wurde Israel von Terroristen der radikal-islamischen palästinensischen Hamas überfallen. Seitdem erleben Israel und die jüdische Gemeinschaft weltweit zahlreiche Anfeindungen und offenen Judenhass – auch hier in Deutschland.  

Der Verein „DEIN – Demokratie und Information“ hat deshalb für den 10. Juli 2024 zum Tag der Solidarität mit Juden und Israel aufgerufen. Schirmherrin des Aufrufs ist Dr. h. c. Charlotte Knobloch, Präsidentin der Israelitischen Kultusgemeinde München und Oberbayern K.d.ö.R.

Gemeinsam mit vielen Organisationen und Institutionen aus Politik und Gesellschaft unterstützt auch der Deutsche Lehrerverband den Tag der Solidarität mit Juden und Israel. Die Liste der Unterstützerinnen und Unterstützer findet sich unter https://www.dein-ev.net/unterst%C3%BCtzer.

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, weist auf den Grundauftrag der Schulen hin, zu Toleranz und zu demokratischem Verhalten zu erziehen: „Dazu gehört auch, klar im Schulalltag Stellung gegen Diskriminierung und Rassismus und vor allem auch Antisemitismus zu beziehen. Angesichts der Geschichte Deutschlands ist es unerträglich, dass das Unsicherheitsgefühl jüdischer Schülerinnen und Schüler und ihrer Familien in Deutschland wächst – und das nicht erst seit dem 7. Oktober 2023, aber noch einmal verstärkt seit diesem Datum. Nie wieder ist jetzt – daher sind wir alle dazu aufgerufen, jüdischen Mitbürgerinnen und Mitbürgern unsere Solidarität zu zeigen, nicht nur am 10. Juli.“

Stefan Düll weist auch darauf hin: „In den Schulen spielt die verdienstvolle Arbeit der Zeitzeugen eine große Rolle, die unschätzbar dabei ist, den Kindern und Jugendlichen die deutsche Vergangenheit und die daraus resultierende Verantwortung Deutschlands zu vermitteln. Das Engagement und die Kraft dieser Persönlichkeiten, die das Gespräch mit der jungen Generation über ihre schwierigen und traumatisierenden Erlebnisse sucht, kann nicht hoch genug gewürdigt werden. Doch die Zeitzeugen werden weniger. Umso wichtiger ist es, dass wir uns in den Schulen und in der Gesellschaft Gedanken machen, wie wir das Wissen um den Holocaust und die Judenverfolgung mit Authentizität und Betroffenheit der jungen Generation vermitteln.“ 

Die Behandlung der Ringparabel in Lessings Drama „Nathan der Weise“ im Unterricht genügt hier nicht. Es braucht Besuche in den Gedenkstätten zum Terror und zur Menschenvernichtung der Nationalsozialisten. Und es braucht die kompetente Auseinandersetzung mit aktuellen Geschehnissen wie dem Vernichtungsantisemitismus der Hamas.

Sich gegen jede Form des Antisemitismus zu stellen, bedeutet, sich zugleich gegen jede Form der Diskriminierung und Menschenverachtung zu stellen. Sich gegen Ethnophobie, gegen Homophobie, gegen Islamophobie zu stellen, verlangt, sich gegen Antisemitismus zu stellen.

Foto: D A V I D S O N L U N A auf Unsplash

„Manche Jugendliche setzen sich sehr engagiert mit politischen Themen auseinander, andere interessiert es gar nicht – ein früheres Wahlrecht wird das nicht automatisch ändern!“

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, äußert sich zur Debatte um ein Wahlalter ab 16 – wie jetzt zur Europawahl – wie folgt: 

„Bei der politischen Bildung von Jugendlichen kommt es auf vier Faktoren an: Das Elternhaus, die Gesellschaft, die Schule und die Jugendlichen selbst. Die Schule kann nur Teile der politischen Bildung abdecken, genauso wichtig ist es, dass Kinder und Jugendliche in familiären und anderen gesellschaftlichen Kontexten mit politischen Themen zu tun haben.  

Ob es gut ist, das Wahlalter abzusenken: Da bin ich hin- und hergerissen. Was das Interesse von Jugendlichen für Politik angeht, muss man differenzieren: Wir haben Jugendliche, die sich sehr stark mit politischen Themen auseinandersetzen. Aber ein großer Teil interessiert sich eben auch nicht die Bohne für Politik als Ganzes mit ihren vielen Facetten – da sind Jugendliche nicht anders als ein Teil der Erwachsenen. 

Das Interesse für die Auseinandersetzung mit politischen Themen entsteht nicht automatisch mit der Erlangung des Wahlrechts, da sollten wir nicht zu optimistisch sein. Auch kann die Schule das Interesse mit allen pädagogischen Anstrengungen und politischen Themen im Unterricht nicht erzwingen. Wir glauben immer, wenn die Schule politische Bildung unterrichtet, wurde viel erreicht. Aber das ist eben nur ein Aspekt. 

Tatsächlich werden alle Jugendlichen durch die Schule im Rahmen des Politik- und Geschichtsunterrichtes vorbereitet. In Bayern etwa gibt es das Fach „Politik und Gesellschaft“. Woanders heißt es Gesellschaftskunde, Sozialwissenschaft oder Geschichte und Politik. Die Bezeichnung ist egal, aber politische Information findet statt, auch übrigens im Ethik- oder Religionsunterricht oder auch im Englisch-Unterricht, etwa wenn es um die globalen Folgen des Klimawandels geht. Für die Europawahl wird den Lehrkräften entsprechendes Unterrichtsmaterial zur Verfügung gestellt. Eine Kürzung des Politikunterrichts darf es daher auch bei Lehrkräftemangel nicht geben. Wo möglich, sollte er ausgeweitet werden.  

Ob sich allein durch das Wahlrecht das Interesse an Politik wecken lässt: Da habe ich meine Zweifel. Schon bei den Erwachsenen lag die Gruppe der Nichtwähler bei vergangenen Europawahlen bei rund 40 Prozent. Und die sind sicher nicht der Wahl ferngeblieben, weil sie erst mit Erreichen der Volljährigkeit wählen durften. Offenbar hat sie nicht einmal die persönliche Betroffenheit von politischen Entscheidungen als Steuerzahler, als Arbeitnehmer, als Eltern an die Wahlurnen gebracht.  

Wenn schon bei vielen älteren Wahlberechtigten das Interesse nicht besonders groß ist, warum sollte es bei Jugendlichen anders sein? Ich befürchte, viele junge potenzielle Erstwähler werden auch am kommenden Sonntag nicht zur Wahl gehen.  

Was nicht zu unterschätzen ist, ist auch die mangelnde Lebenserfahrung und Reife. 16-Jährige erinnern sich nicht, was vor zehn Jahren war und wie Politik die Vergangenheit beeinflusst hat. 40-Jährige schon. Und Verantwortung über die eigene Person hinaus für das große Ganze zu übernehmen, ist etwas, das reifen muss. Nicht umsonst ist die Volljährigkeit erst mit 18 Jahren erreicht. 

Wenn Bundesfamilienministerin Lisa Paus jetzt fordert, das Wahlalter auch für die Bundestagswahlen zu senken, sehe ich das sehr kritisch. Die Bereitschaft, wählen zu gehen, wird nicht automatisch durch die Wahlberechtigung gefördert. Die Vermittlung demokratischer Werte hängt nicht an einer frühen Wahlberechtigung. Und sie muss schon viel früher ansetzen – in den Familien und vor dem 16. Lebensjahr.”  

Bild: Tim Reckmann  / pixelio.de 

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Jetzt anmelden! Gemeinsame Tagung Konrad-Adenauer-Stiftung – Deutscher Lehrerverband

Anmeldung unter https://www.adenauercampus.de/de/digitale-bildung/detail/-/content/360gradbildung

360° Bildung: Fachtag und Konferenz

12. Juni 2023, 14:00–18:00 Uhr

Akademie der Konrad-Adenauer-Stiftung, Tiergartenstraße 35, 10785 Berlin

Themen der Panels:

  • Medienkompetenz für Demokratieerziehung
  • Wieviel Digitalität braucht die Schule?
  • Schule vernetzen – Strukturen für innovative Schule schaffen

u.a. mit

  • Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands
  • Katharina Günther-Wünsch, Senatorin für Bildung, Jugend und Familie des Landes Berlin
  • Sandra Jütte, Initiative #UseTheNews
  • Alexander König, Lehrkraft, Autor, Lehrbeauftragter, Berater und Fortbildner
  • Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Deutscher Philologenverband
  • Prof. Dr. Katharina Scheiter, wissenschaftliche Leiterin des Kompetenzverbund lernen:digital Universität Potsdam
  • Prof. Dr. Anne Sliwka, Universität Heidelberg
  • Ekkehard Thümler, Gründer und Geschäftsführer von Tutoring for All
  • Weitere Fortbildungs-Workshops

Vollständiges Programm: Programm Fachtagung 12.06.2024

Anmeldung unter https://www.adenauercampus.de/de/digitale-bildung/detail/-/content/360gradbildung 

Schulen brauchen mehr Unterstützung!

  • Unterstützendes Personal zum Umgang mit herausforderndem Schülerverhalten 
  • Mehr Zeit für das Wesentliche, für Unterricht, Projekte und Fahrten sowie Fortbildungen
  • Attraktive Arbeitsbedingungen für Lehrende und Lernende
  • Echtes Interesse von Politik und Gesellschaft an einer nachhaltigen Bildungspolitik
  • Digitalisierung und KI-Nutzung als Chance für Lehrkräfte und Schulleitungen

Der Deutsche Lehrerverband blickt mit Besorgnis auf die Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers, die am heutigen Mittwoch veröffentlicht wurden. Mehr als ein Drittel der Lehrkräfte geben an, dass das Verhalten von Kindern und Jugendlichen die größte Herausforderung in ihrer beruflichen Tätigkeit sei, knapp die Hälfte nehmen psychische oder physische Gewalt unter ihren Schülerinnen und Schülern wahr. 

DL-Präsident Stefan Düll betont: „Die Schulleistungsstudien der vergangenen Jahre haben Debatten über die Gründe und Ursachen von unterdurchschnittlichen Leistungen ausgelöst. Wenn Lehrkräfte in der Schule einen großen Teil der eigentlichen Unterrichtszeit aufwenden müssen, um sich mit problematischem Verhalten der Schülerinnen und Schülern und mit der Schlichtung von Konflikten auseinanderzusetzen, bleibt weniger Zeit für guten Unterricht. Das geht zu Lasten der Lernenden und zermürbt das Lehrpersonal. Schulen können nicht die gesamte Erziehungsarbeit leisten, sondern sind dabei auf die Unterstützung von Politik, Gesellschaft, Institutionen und insbesondere Elternhäusern angewiesen.“ Politik müsse sich für eine nachhaltige Bildungspolitik einsetzen: Attraktive Lehr- und Lernbedingungen, mehr Zeit für das Wesentliche, für Unterricht, Projekte und Fahrten sowie Fortbildungen. Darüber hinaus bräuchten Schulen mehr unterstützendes Personal in den Bereichen Sozialarbeit und Jugendarbeit, Schulassistenz und Schulpsychologie, sowie Strukturen und Finanzierung von langfristigen Präventionsprogrammen gegen Mobbing und Gewalt. 

Nicht nur die Lernzeit der Schülerinnen und Schüler ist durch unangemessenes Verhalten betroffen. Der Verbandspräsident wies darauf hin, dass laut der Schulbarometer-Befragung mehr als ein Drittel der Lehrkräfte mehrfach die Woche erschöpft sei, viele klagten über emotionale Erschöpfung, ein Symptom, das zu Burn-Out führen kann.

„Angesichts des ohnehin gravierenden Lehrkräftemangels müssen wir die bereits vorhandenen Lehrkräfte an den Schulen so ausstatten und unterstützen, dass sie gesund das Pensionsalter erreichen können. Der Arbeitsplatz Schule und das Berufsbild Lehrkraft muss attraktiv sein, damit sich viele junge Leute für diesen Beruf entscheiden. Leider ist die bauliche Substanz vieler Schulen stark sanierungsbedürftig und sie hinken in ihrer technischen Ausstattung hinterher, wie auch die Angaben des Schulbarometers bestätigen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau geht von einem Sanierungsstau von 50 Milliarden im Bildungsbereich aus. Wenn die heutigen Schülerinnen und Schüler ihre Lehrkräfte in einem Mangelsystem kämpfen sehen, werden sie sich eher gegen den Beruf entscheiden“, warnte Düll. 

Obwohl die meisten Lehrkräfte die Vorteile von digital gestütztem Unterricht sehen und digitale Medien einsetzen, sagen sie selbst, dass sie sich nur unzureichend auf die zunehmende Digitalisierung vorbereitet fühlen. „Wir sehen in unseren Verbänden, dass unsere eigenen Fortbildungsangebote dazu sehr stark nachgefragt werden, unsere Mitglieder wissen um ihren Bedarf und suchen sich Möglichkeiten. Viel Wissensweitergabe findet auch auf informeller Ebene im Kollegium statt“, betonte der DL-Präsident. Angesichts rasanter Entwicklungen wie im Bereich KI brauche es neben Fortbildungsangeboten von Kultusministerien und den Fortbildungsinstituten der Länder Schullizenzen, um praktisch üben und lernen zu können. Dafür muss auch Fortbildungszeit zur Verfügung gestellt werden. Neben digital gestütztem Unterricht ermöglichen KI-Anwendungen auch die Entlastung von Lehrkräften und Schulleitungen, ein nichts zu unterschätzender Effekt in Zeiten des Lehrkräftemangels.

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Schluss mit PISA – Deutscher Lehrerverband kritisiert die Äußerungen von Andreas Schleicher

  • Unwissenschaftliche Schlussfolgerungen eines vermeintlichen Experten
  • Wie eine wissenschaftliche Studie entwissenschaftlicht wird

Der Deutsche Lehrerverband kritisiert die jüngsten Aussagen von PISA-Koordinator Andreas Schleicher im Interview mit den Stuttgarter Nachrichten als unwissenschaftlich. Schleicher ziehe aus der jüngsten PISA-Studie Schlussfolgerungen, die wissenschaftlich von der Studie nicht getragen werden. Nach Ansicht des Verbandes zeugen sie in Teilen sogar von Naivität.

Schleicher ist der Meinung, dass die Lehrkräfte Schuld am schlechten Ergebnis der deutschen 15-jährigen bei PISA 2022 tragen. Die Studienergebnisse waren im Dezember 2023 veröffentlicht worden. Laut Schleicher seien die Lehrkräfte noch nicht im 21. Jahrhundert angekommen und würden sehr gut für eine intellektuell wenig anspruchsvolle Arbeit bezahlt.

Was Schleicher dabei völlig übersieht, ist das Engagement der meisten Lehrkräfte. Neben Unterricht und dessen Vor- und Nachbereitung investieren sie viel Zeit und Energie in Kommunikation mit Kindern, Jugendlichen und ihren Eltern, in Fortbildungen, in das eigenständige Erschließen neuer Entwicklungen in ihrem Fach, in das Erlernen und Anwenden neuer Unterrichtstechniken und Medienformen.

Als Vorbild führt Schleicher das chinesische Schulsystem an, was ironisch scheint, weil das moderne China unter Xi Jinping wohl eher nicht als Hort von Freiheit, selbständigem Denken und Emanzipation gelten kann.

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, fragt sich angesichts der Äußerungen Schleichers: „Wenn man den PISA-Macher nicht mehr ernstnehmen kann, kann man dann noch PISA ernstnehmen? Wenn der Wissenschaftler unwissenschaftlich schlussfolgert, wie wurde dann die Studie angelegt? Kann die KMK ihren Ergebnissen wirklich noch vertrauen? Dürfen dafür wirklich Steuergelder verwendet werden? Letztlich lenkt Schleicher mit seiner Lehrkräftekritik von den eigentlichen Herausforderungen ab, um seine persönlichen Überzeugungen ohne wissenschaftliche Grundlage zu transportieren.“

Der Deutsche Lehrerverband fordert die deutsche Bildungspolitik auf, sich den eigentlichen Herausforderungen zu stellen:

  • Behebung des Lehrkräftemangels an den weiterführenden Schulen
  • Einstellung von Lehrkräften über den Grundbedarf hinaus für flexible Reaktion an den Schulen auf zusätzlichen Förderbedarf oder Vertretungsbedarf wegen Abwesenheit von Kolleginnen und Kollegen durch Fahrten, Krankheit, Mutterschutz, Fortbildung etc.
  • Verpflichtende Sprachstandserhebungen in den Kindertagesstätten verbunden mit gezielten Fördermaßnahmen sowie weitere Lösungen für die Sprachvermittlung im Hinblick auf den wachsenden Anteil an Lernenden ohne deutsche Muttersprache und ohne Beherrschung des Deutschen als Bildungssprache.
  • Überprüfung der Änderungen in Pädagogik, Methodik und Didaktik (Kompetenzorientierung, selbstgesteuertes Lernen, Absage an das Leistungsprinzip, Gründung neuer Gesamt- und Gemeinschaftsschulen) auf ihre Wirksamkeit angesichts der Parallelität ihrer Implementierung und dem sich steigernden Leistungsabfall in den PISA-Studien.

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Nachruf Hans-Joachim Kluge

Hans-Joachim Kluge bei einer Tagung des Deutschen Lehrerverbandes im Jahr 2016.

Der Deutsche Lehrerverband trauert um einen ehemaligen Schatzmeister Hans-Joachim Kluge, der am 14.01.2024 im Alter von 89 Jahren in Fulda verstorben ist.

Hans-Joachim Kluge war Diplom-Handelslehrer an der Richard-Müller-Schule in Fulda und Ausbilder von angehenden Wirtschaftspädagogen.

Neben seiner beruflichen Tätigkeit übte er von 1990 bis 2011 das Amt als Schatzmeister im Präsidium des Deutschen Lehrerverbandes auf Bundesebene aus. Vor seiner Tätigkeit für den Bundes-Dachverband war er als auch als Schatzmeisters für den DL-Mitgliedsverband VLW (Verband der Lehrerinnen und Lehrer an wirtschaftlichen Schulen) auf Landesverbandsebene in Hessen tätig.

Die mit sehr großem Zeitaufwand verbundene ehrenamtliche Tätigkeit als Schatzmeister des Deutschen Lehrerverbandes übte Hans-Joachim Kluge stets verlässlich und mit allergrößter Sorgfalt zum Wohle des Verbands aus.

Über lange Jahre behielt er die kurzfristigen und langfristigen finanziellen Entwicklungen und die besten finanziellen Möglichkeiten des Verbandes im Blick und beriet das Präsidium in konstruktiver und vertrauensvoller Zusammenarbeit zu finanziellen und bildungspolitischen Fragen.

Hans-Joachim Kluge kümmerte sich nicht nur um die Finanzen des Deutschen Lehrerverbandes, sondern war für den Verband auch in bildungspolitischen Fragen tätig, mit besonderem Schwerpunkt auf dem kaufmännischen Handelsschulzweig. Er vertrat den Deutschen Lehrerverband im Deutschen Rat der Europäischen Bewegung und im von der damaligen niedersächsischen Familienministerin von der Leyen mitinitiierten „Forum Familie stark machen“.

Diese ehrenamtlichen Tätigkeiten für den Deutschen Lehrerverband nahm Hans-Joachim Kluge neben seiner beruflichen Vollzeit-Tätigkeit als Diplom-Handelslehrer wahr, bis er im Jahr 2000 in Pension ging. Danach widmete er seine volle Aufmerksamkeit und Kräfte mehr als zehn weitere Jahre der Verbandsarbeit.

In Anerkennung seiner Verdienste als DL-Schatzmeister beschloss die Bundeshauptausschuss-Sitzung des Deutschen Lehrerverbandes in Berlin 2011, Hans-Joachim Kluge zum Ehrenmitglied des Deutschen Lehrerverbandes zu ernennen.

Im Jahr 2020 wurde Hans-Joachim Kluge für seine Verdienste und sein langes ehrenamtliches Engagement mit dem Verdienstkreuz am Bande der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

Präsident Stefan Düll und das Präsidium des Deutschen Lehrerverbandes behalten Hans-Joachim Kluge und sein unermüdliches und beispielgebendes Wirken in dankbarer Erinnerung und sprechen seinen Angehörigen und Freunden tiefes Mitgefühl aus.

Bildnachweis (Landschaft mit Bäumen): pixelio.de/Hannelore Imsande 

PISA: Mehr Anstrengungen für den Bildungsbereich ab der frühkindlichen Bildung

Grundkompetenzen im Lesen, Schreiben und Rechnen sind Schlüssel zu nachhaltigem Bildungserfolg

Mehr Anstrengungen für den Bildungsbereich ab der frühkindlichen Bildung. Das fordert der Deut­sche Lehrerverband anlässlich der heute veröffentlichten PISA-Ergebnisse 2022. Alle politischen Ebenen sind gefordert, endlich die Konsequenzen aus dieser und anderen Studien zu ziehen. 

Schon die Ergebnisse der IQB-Studien haben gezeigt: Ein Teil der Schülerinnen und Schüler wird bereits in frühen Jahren aufgrund mangelhafter Lese-, Schreib- und Mathematikkenntnisse abge­hängt. Ohne diese essenziellen Grundkompetenzen scheitern diese jungen Menschen in Schule und Alltag. Ihre Bildungskarriere erleidet Schiffbruch, bevor sie begonnen hat. Die schulische Fächer- und die alltägliche Lebensvielfalt bleibt ihnen verschlossen.

Im Vorschulbereich müssen fehlende Sprachbeherrschung und fehlendes Kulturverständnis iden­tifiziert werden. Die Kinder müssen ihren sozial-kulturellen Hintergrund mit der hiesigen Gesellschaft verbinden können. Darauf aufbauend müssen die Grundschulen sich auf die Grund­fähigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens als Schlüssel zum nachhaltigen Bildungserfolg konzentrieren – immer in Bezug zur gesellschaftlichen Vielfalt unseres freiheitlichen und demo­kratischen Landes in Europa.

Angesichts der zahlreichen Baustellen im deutschen Schulwesen – vom Lehrkräftemangel über Lernlücken aus der Corona-Zeit bis hin zu baufälligen Schulgebäuden – braucht es keine Struk­turdebatte, sondern Ressourcen für unser bestehendes Bildungssystem. Damit gelingt Chancen­gerechtigkeit für Schülerinnen und Schüler mit unterschiedlichen Bildungshintergründen. 

Notwendig sind verpflichtende systematische vorschulische Sprachstandstests in den Kinder­tagesstätten, ggfs. verbunden mit verpflichtenden Vorschuljahren sowie gezielter Sprachförderung im gesamten Bildungsverlauf. In allen Schularten braucht es individuelle Diagnostik und Förderung durch Lehrkräfte, die dafür entsprechende Zeitressourcen bekommen, unterstützt durch flankie­rendes Personal für die sozial-emotionale Förderung. Durch kleinere Klassen und Lerngruppen sowie ansprechende Schulbauten entsteht eine konzentrationsfördernde und wertschätzende Lernumgebung. Diese individuelle Förderung ist nur möglich, wenn an den Schulen eine aus­reichende Zahl von qualifiziertem Personal in allen Bereichen vorhanden ist. 

Trotz Lehrkräftemangel darf die Qualifikation von Quer- und Seiteneinsteigern nicht hinter die der grundständigen Lehrkräfteausbildung zurückstehen. Gleichzeitig ist für den Bildungserfolg der Kin­der auch auf die Verantwortlichkeit der Eltern im Sinne einer vertrauensvollen Zusammenarbeit zwischen Elternhaus und Schule hinzuweisen. Die auf wirtschaftliche Verwertung von Bildung aus­gerichtete PISA-Studie darf den Blick nicht verstellen für die Bedeutung kultureller Schul­erfolgsfaktoren, wie sie auch in musischen Fächern gefördert werden.

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Der Deutsche Lehrerverband gratuliert dem neuen Vorsitzenden Ralf Neugschwender unseres Mitgliedsverbandes VDR (Verband Deutscher Realschullehrer)

 

Im Rahmen ihrer Bundesvorstandssitzung haben die Mitglieder des Bundesvorstandes des Verbandes Deutscher Realschullehrer (VDR) den bisherigen VDR-Geschäftsführer Ralf Neugschwender zum neuen Vorsitzenden gewählt. Neugschwender folgt auf Jürgen Böhm, der im vergangenen Juli zum Bildungsstaatssekretär in Sachsen-Anhalt berufen wurde.

DL-Präsident Stefan Düll gratuliert dem neuen VDR-Bundesvorsitzenden und betonte: „Ich freue mich auf eine gute Zusammenarbeit im Deutschen Lehrerverband für ein qualitätsorientiertes, pluralistisches und vielgliedriges Schulwesen. Die Realschulen und der mittlere Schulabschluss haben mit Ralph Neugschwender die richtige Person an führender Stelle.“

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