Deutscher Lehrerverband: Keine Zivilschutzübungen an den Schulen – aber die Bedrohungslage und Verteidigungsstrukturen als Thema im Unterricht zur Sprache bringen

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Zivilschutz ist ein Thema für die gesamte Gesellschaft und betrifft Verhaltensweisen, die auf viele verschiedene Situationen zutreffen. Das geht von der Vermittlung von Erster Hilfe, für den Fall, dass man Zeuge eines Unfalls oder eines Kreislaufkollapses wird, über Deutung von Sirenen-Signalen bis hin zu Verhaltensweisen bei Stromausfall oder anderen Infrastrukturproblemen. Infrastruktur kann aufgrund verschiedenster Ereignisse ausfallen, seien es Bauarbeiten, bei denen Leitungen beschädigt werden, Naturkatastrophen wie Regenfälle und daraus resultierende Fluten, oder Angriffe auf die Infrastruktur, durch Sabotage, Kriegsangriffe oder in einer digital gesteuerten und vernetzten Welt vor allem auch Cyber-Angriffe.  

Feuerschutzübungen sowie Ersthilfe-Ausbildung sind Routine an vielen Schulen. Auch Lehrkräfte werden darin möglichst regelmäßig geschult. Allerdings fehlt vielfach die nötige Finanzierung für den Einsatz externen Schulungspersonals. Hier müssen die Länder oder auch der Bund mehr Geld locker machen. Vielfach gibt es auch einen von engagierten Jugendlichen getragenen Schulsanitätsdienst.   

Natürlich werden bei gegebenem Anlass und insbesondere beispielsweise in Hochwassergebieten wie an der Donau, der Elbe, dem Rhein oder der Ahr Verhaltensweisen besprochen zum Selbst- und Fremdschutz. Nach entsprechend verheerenden Ereignissen werden diese auch aufgearbeitet. Auch für solche Ereignisse gibt es regelmäßig schulinterne wie -externe Kriseninterventionsteams sowie die entsprechenden Sicherheitskonzepte. 

Zivilschutzübungen sollten außerhalb von Schulen stattfinden und sich an die Bevölkerung richten. Schulen können Versäumnisse in diesem Bereich nicht auffangen. Sie können nicht alles leisten, was hilfreich für eine funktionierende Gesellschaft ist. Die gesamte erwachsene Bevölkerung Deutschlands muss wissen, wie man sich bei Ausfall von Strom, Gas, Telefon, Internet verhält, welche technischen Geräte dann noch funktionieren oder nicht und welche Vorbereitungsmöglichkeiten es gibt. 

An den Schulen sollte offen für die ehrenamtliche Tätigkeit in den Blaulichtorganisationen geworben werden, für die Jugendfeuerwehr und die Jugendgruppen bei THW, DRK, Wasserwacht, DLRG, ASB, Malteser, Johanniter etc. Alle erwarten professionelle Hilfe im Notfall, aber zu wenige sind bereit, sich ehrenamtlich dafür zu engagieren. Zivilschutzorganisationen können eingeladen werden und über ihre Arbeit berichten. Die Mitarbeit in solchen Verbänden fördert die Persönlichkeitsentwicklung und eröffnet zugleich Einblicke in etwaige spätere Berufsfelder. 

Die thematische Behandlung von Krisen und Katastrophen im Unterricht findet bereits statt. Auch das Thema Krieg ist an den Schulen angekommen. Es wäre naiv anderes zu glauben oder zu wünschen. In vielen Klassen gibt es Kriegsgeflüchtete aus der Ukraine, Syrien und anderen Ländern. Zudem leben Schülerinnen und Schüler ja nicht in einer abgeschotteten Blase; sie bringen ihre Fragen zu Themen wie Naturkatastrophen und Krieg mit in die Schule, tauschen sich untereinander aus und stellen Fragen dazu im Unterricht. Wer eine Flut wie jene an der Ahr erlebt hat, hat Redebedarf. 

Offener Austausch sorgt hier für Sicherheit und Vertrauen. Das gilt auch im Hinblick auf die sicherheitspolitische Lage unseres Landes. Zu lange haben wir uns einer Friede-Freude-Eierkuchen-Mentalität hingegeben. Erst langsam begreifen wir, dass wir im Sinnen ernstzunehmender Abschreckung zum Schutz unseres Landes, seiner Bevölkerung, seines Wohlstands und seiner Demokratie etwas tun müssen.  

Die aktuellen Demonstrationen gegen rechtsextreme Tendenzen in der Gesellschaft werden von einer breiten Bevölkerungsmehrheit unterstützt und dienen der Verteidigung der Demokratie nach innen. Genauso wichtig, wenn man sich das kriegerische Verhalten und die Drohgebärden manch autoritärer Systeme anschaut, ist die Verteidigung der Demokratie nach außen.  

Daher ist es wichtig und legitim, dass kriegerische Entwicklungen als Thema und die Bundeswehr sowie das NATO-Bündnis als Verteidigungsorganisation der Bundesrepublik Deutschland nicht außen vor gelassen werden. Jugendoffiziere der Bundeswehr besitzen hervorragende Expertise für alle Fragen der Sicherheitspolitik; sie äußern sich nicht parteipolitisch und werben auch nicht für den Dienst in unserer Armee. Es versteht sich von selbst, dass sie als Staatsbürger in Uniform an Schulen jederzeit als Vertretung der Parlamentsarmee eingeladen werden. Das vermittelt jungen Menschen offen und transparent Sicherheit und Vertrauen in unsere Abwehrbereitschaft.