Schulen brauchen mehr Unterstützung!

  • Unterstützendes Personal zum Umgang mit herausforderndem Schülerverhalten 
  • Mehr Zeit für das Wesentliche, für Unterricht, Projekte und Fahrten sowie Fortbildungen
  • Attraktive Arbeitsbedingungen für Lehrende und Lernende
  • Echtes Interesse von Politik und Gesellschaft an einer nachhaltigen Bildungspolitik
  • Digitalisierung und KI-Nutzung als Chance für Lehrkräfte und Schulleitungen

Der Deutsche Lehrerverband blickt mit Besorgnis auf die Ergebnisse des Deutschen Schulbarometers, die am heutigen Mittwoch veröffentlicht wurden. Mehr als ein Drittel der Lehrkräfte geben an, dass das Verhalten von Kindern und Jugendlichen die größte Herausforderung in ihrer beruflichen Tätigkeit sei, knapp die Hälfte nehmen psychische oder physische Gewalt unter ihren Schülerinnen und Schülern wahr. 

DL-Präsident Stefan Düll betont: „Die Schulleistungsstudien der vergangenen Jahre haben Debatten über die Gründe und Ursachen von unterdurchschnittlichen Leistungen ausgelöst. Wenn Lehrkräfte in der Schule einen großen Teil der eigentlichen Unterrichtszeit aufwenden müssen, um sich mit problematischem Verhalten der Schülerinnen und Schülern und mit der Schlichtung von Konflikten auseinanderzusetzen, bleibt weniger Zeit für guten Unterricht. Das geht zu Lasten der Lernenden und zermürbt das Lehrpersonal. Schulen können nicht die gesamte Erziehungsarbeit leisten, sondern sind dabei auf die Unterstützung von Politik, Gesellschaft, Institutionen und insbesondere Elternhäusern angewiesen.“ Politik müsse sich für eine nachhaltige Bildungspolitik einsetzen: Attraktive Lehr- und Lernbedingungen, mehr Zeit für das Wesentliche, für Unterricht, Projekte und Fahrten sowie Fortbildungen. Darüber hinaus bräuchten Schulen mehr unterstützendes Personal in den Bereichen Sozialarbeit und Jugendarbeit, Schulassistenz und Schulpsychologie, sowie Strukturen und Finanzierung von langfristigen Präventionsprogrammen gegen Mobbing und Gewalt. 

Nicht nur die Lernzeit der Schülerinnen und Schüler ist durch unangemessenes Verhalten betroffen. Der Verbandspräsident wies darauf hin, dass laut der Schulbarometer-Befragung mehr als ein Drittel der Lehrkräfte mehrfach die Woche erschöpft sei, viele klagten über emotionale Erschöpfung, ein Symptom, das zu Burn-Out führen kann.

„Angesichts des ohnehin gravierenden Lehrkräftemangels müssen wir die bereits vorhandenen Lehrkräfte an den Schulen so ausstatten und unterstützen, dass sie gesund das Pensionsalter erreichen können. Der Arbeitsplatz Schule und das Berufsbild Lehrkraft muss attraktiv sein, damit sich viele junge Leute für diesen Beruf entscheiden. Leider ist die bauliche Substanz vieler Schulen stark sanierungsbedürftig und sie hinken in ihrer technischen Ausstattung hinterher, wie auch die Angaben des Schulbarometers bestätigen. Die Kreditanstalt für Wiederaufbau geht von einem Sanierungsstau von 50 Milliarden im Bildungsbereich aus. Wenn die heutigen Schülerinnen und Schüler ihre Lehrkräfte in einem Mangelsystem kämpfen sehen, werden sie sich eher gegen den Beruf entscheiden“, warnte Düll. 

Obwohl die meisten Lehrkräfte die Vorteile von digital gestütztem Unterricht sehen und digitale Medien einsetzen, sagen sie selbst, dass sie sich nur unzureichend auf die zunehmende Digitalisierung vorbereitet fühlen. „Wir sehen in unseren Verbänden, dass unsere eigenen Fortbildungsangebote dazu sehr stark nachgefragt werden, unsere Mitglieder wissen um ihren Bedarf und suchen sich Möglichkeiten. Viel Wissensweitergabe findet auch auf informeller Ebene im Kollegium statt“, betonte der DL-Präsident. Angesichts rasanter Entwicklungen wie im Bereich KI brauche es neben Fortbildungsangeboten von Kultusministerien und den Fortbildungsinstituten der Länder Schullizenzen, um praktisch üben und lernen zu können. Dafür muss auch Fortbildungszeit zur Verfügung gestellt werden. Neben digital gestütztem Unterricht ermöglichen KI-Anwendungen auch die Entlastung von Lehrkräften und Schulleitungen, ein nichts zu unterschätzender Effekt in Zeiten des Lehrkräftemangels.

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Stefan Düll über presse@lehrerverband.de bzw. über 0151-10926848.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Expertengespräch der KMK

 

Große Enttäuschung beim Deutschen Lehrerverband über Absage der KMK an Einbau von Luftfilteranlagen in Schulen

Meidinger: Nur Bayern handelt verantwortungsbewusst, alle anderen Bundesländer vernachlässigen ihre Fürsorgepflicht gegenüber Schülern und Lehrkräften!

Grenzenlos enttäuscht hat sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, über die Ergebnisse des Expertengesprächs der Kultusministerkonferenz über Lüftungskonzepte an Schulen gezeigt. Er betonte: „Man muss es so hart sagen: Die Kultusministerkonferenz kommt ihrer Fürsorgepflicht gegenüber den Lehrkräften und ihrer Verantwortung gegenüber dem Gesundheitsschutz der Schülerinnen und Schüler ein weiteres Mal in keiner Weise ausreichend nach!“

Der Verbandsvorsitzende betonte, dass es im Augenblick vor allem darum gehe, nach Wegfall der Abstandswahrung im Klassenzimmer sowie bei signifikant ansteigenden Infektionszahlen und der Erwartung einer zweiten Welle im Herbst und Winter wirksame kompensatorische Maßnahmen zum Hygieneschutz in Klassenzimmern zu veranlassen.

Er erläuterte: „Das größte Problem wird die Aerosolbelastung sein. Wenn jetzt die KMK betont, dass Stoßlüften alle 20 Minuten in der Regel genügt, dann geht diese Einschätzung völlig an der Schulrealität vorbei. Tatsache ist, dass bei einem großen Teil der Klassenzimmer keine effektive Querlüftung möglich ist, u. a. deshalb, weil Fenster nicht oder nur spaltweise zu öffnen sind. Dazu kommt, dass intensives Stoßlüften bei Starkregen und Minusgraden kaum durchführbar ist“.

Es sei deshalb erschreckend, wenn die KMK in ihrer Presseerklärung nach dem Experten­gespräch, zu dem gegenüber dem Hygienekonzept der KMK sehr kritisch eingestellte Lehrerverbände wie der Deutsche Lehrerverband gar nicht erst eingeladen waren, zu dem Schluss kommt, dass mobile Luftreinigungsgeräte „grundsätzlich nicht nötig“ sind.

Meidinger betonte: „Die Kultusministerkonferenz nimmt damit in Kauf, dass Schüler und Lehrkräfte bei einer zweiten Infektionswelle in den Unterrichtsräumen völlig unzureichend geschützt sein werden. Allein Bayern nimmt die Fürsorgepflicht ernst und hat 50 Millionen Euro zum Kauf von Luftfilteranlagen und CO2-Ampeln angekündigt. Es ist zu hoffen, dass ungeachtet des Nichtstuns der KMK wenigstens einzelne Länder jetzt handeln und ähnliche Programme auflegen. Ich sehe nicht ein, warum ausgerechnet beim Gesundheitsschutz an Schulen geknausert und gespart wird, wenn in anderen Bereichen die Millionen deutlich lockerer sitzen!“

Letztendlich, so der Verbandschef abschließend, gefährdet die Bildungspolitik in den Bundesländern damit das Ziel, nochmalige flächendeckende Schulschließungen zu verhindern. Ein Blick in andere Länder zeige gerade, was auch Deutschland wieder bevorstehen könnte.

Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger unter 0160 – 52 75 608.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher