Zum BDA-Positionspapier „Lehrerbildung verbessern“

Als insgesamt recht konstruktiven Beitrag der BDA, der Bundesvereinigung der deutschen Arbeitgeberverbände, hat das Präsidium des Deutschen Lehrerverbands die 9 Forderungen der BDA „Lehrerbildung verbessern“ vom August 2020 gewürdigt. DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger betonte: „Wir begrüßen es, dass sich die BDA für eine Stärkung und einen höheren Stellenwert der Lehrerbildung an den Universitäten einsetzt. In vielen Punkten können wir die Forderungen unterstützen, so etwa nach einer wirksamen Bekämpfung des Lehrermangels, besseren Rahmenbedingungen für Lehrertätigkeit und auch mehr Ressourcen für digitale Unterrichtsmedien und die entsprechende Ausbildungs- und Fortbildungskapazitäten. Eine qualitativ hochwertige Lehrerbildung ist die notwendige Grundlage und letztendlich auch der Garant bestmöglicher Bildungs- und Lernergebnisse!“

Auch Vizepräsidentin Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing unterstützt ganz klar die Forderung der BDA an die Kultusministerien und Kommunen, besser für die räumliche und sächliche Ausstattung der Schulen zu sorgen. Gerade die aktuelle Corona-Krise habe gezeigt, wie viel hier noch im Argen liege.

„Konkretere Forderungen hätte ich mir allerdings für die universitäre Lehrerbildung gewünscht“, so die DPhV-Vorsitzende und Vizepräsidentin Lin-Klitzing, „denn dort mangelt es an digitalen fachdidaktischen Angeboten in Forschung und Lehre. Der Kern der Lehrerbildung muss die Bildung im Fach sein. Die Universität muss sich in ihren Lehrangeboten den fachdidaktischen Herausforderungen angesichts der Digitalisierung stellen: Was verändert sich beispielsweise im Fach Chemie, wenn nicht mehr im Labor, sondern digital experimentiert wird? Was verändert sich in historischen und geisteswissenschaftlichen Fächern, wenn angesichts der Digitalisierung anders und weltweit vernetzt auf Quellen zugegriffen werden kann? Was bedeutet das für den schulischen Unterricht? Hier können die Studienseminare in der schulpraktischen Ausbildungsphase manches kompensieren, aber nicht alles.“

Eine entschiedene Gegenposition nimmt der DL allerdings zur BDA-Forderung nach Abschaffung des Staatsexamens in der Lehrerbildung ein. Dies bekräftigte Vizepräsident Jürgen Böhm, Vorsitzender des Realschullehrerverbands VDR:

„Glücklicherweise halten viele Bundesländer noch am Staatsexamen für das allgemeinbildende Schulwesen fest. Die Umstellung auf das Bachelor-Master-System hat der Lehrerbildung nicht gut getan und auch vielfach zu einer Verkürzung des Referendariats und damit zu Qualitätseinbußen geführt. Der DL fordert ein Referendariat von 24 Monaten in allen Bundesländern und in allen Lehramtsstudiengängen. Auch die Forderung nach Lehrkräften mit nur einem Unterrichtsfach lehnen wir ab!“

Vizepräsidentin und KEG-Vorsitzende Gerlinde Kohl ergänzte, dass eine qualitativ hochwertige Lehrerbildung auch einen wichtigen Beitrag dazu leisten könnte, dass Schule und Lehrkräfte bei der Bewältigung von Krisen wie der Corona-Epidemie zukünftig noch besser aufgestellt seien. Je kompetenter und besser Lehrkräfte ausgebildet seien, desto flexibler und methodisch differenzierter könnten sie auf Krisensituationen reagieren.

Vizepräsident und stellvertretender Vorsitzender des Bundesverbands der Lehrkräfte für Berufsbildung BvLB Wolfgang Lambl unterstützte die Forderung im BDA-Papier nach funktionsfähigen digitalen Plattformen, die umfassendes digitales Lernen ermöglichen sollen. Er verwies in diesem Zusammenhang abschließend auf den 10-Punkte-Plan des DL zur Zukunft der Bildung auch nach Corona, worin der digital unterstützte Präsenzunterricht als Unterrichtsmodell der Zukunft beschrieben werde.

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Das Konzept „Gut gerüstet ins neue Schuljahr: 10-Punkte-Plan für Unterricht mit (und nach) Corona“ des Deutschen Lehrerverbandes finden Sie unter https://www.lehrerverband.de/10-punkte-plan-mit-und-nach-corona/

Das BDA-Positionspapier „Lehrerbildung verbessern“ ist abrufbar unter https://www.arbeitgeber.de/www/arbeitgeber.nsf/res/BDA-Position%20Lehrerbildung.pdf/$file/BDA-Position%20Lehrerbildung.pdf

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger unter 0160 – 52 75 608. Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher