Nach Eingriffen in das Mathe-Abitur durch Hamburg und das Saarland:

Nach der Aufwertung der Ergebnisse der Mathe-Abiturprüfungen im Saarland und der Entscheidung Hamburgs, Verbesserungen des Mathe-Abiturs durch mündliche Prüfungen zuzulassen, hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, harte Kritik an der mangelnden Vergleichbarkeit des deutschen Abiturs geübt. Er betonte: „Das Konzept der Kultusministerkonferenz, das Abitur in Deutschland in den Kernfächern Deutsch, Fremdsprache und Mathematik durch Aufgabenpools vergleichbarer zu machen, ist komplett gescheitert. Welchen Sinn haben Aufgabenpools, wenn einzelne Bundesländer diese nicht in Anspruch nehmen bzw. eigenmächtig nachträglich in Abiturbewertungen eingreifen, um vermutete Nachteile für ihre Landeskinder zu vermeiden? Leider hat sich die kürzlich vom Bundesverfassungsgericht im Zusammenhang mit dem sogenannten Medizinerurteil geäußerte Kritik an der mangelnden Vergleichbarkeit der Landeszentral-abiturprüfungen als vollkommen berechtigt herausgestellt.“

Der Verbandsvorsitzende betonte, dass er den Abiturienten, die jetzt begünstigt würden, zwar die besseren Noten gönne. Allerdings seien jetzt diejenigen Prüflinge benachteiligt, deren Landesregierungen dem Druck der Onlinepetitionen nicht nachgegeben hätten. Er fügte an: „Es ist zu befürchten, dass wir es zukünftig jedes Jahr wieder mit einer Flut von Onlinepetitionen zum Schwierigkeitsgrad verschiedener Abiturprüfungen samt anschließend differierender Reaktionen betroffener Bundesländer zu tun bekommen werden. Von vergleichbar konzipierten und bewerteten Abiturprüfungen sind wir weiter entfernt denn je.“

Abschließend erneuerte der DL-Präsident seinen Vorschlag bzw. seine Forderung, mittelfristig beim Abitur in den Kernfächern deutschlandweit an denselben Tagen die exakt gleichen Abiturprüfungen zu schreiben und diese anhand exakt gleicher Erwartungshorizonte zu bewerten. Anderenfalls – so Meidinger – sei es nur eine Frage der Zeit, wann das Abitur seine Funktion bei der Studienfachzulassung verliere. Die dann drohenden generellen Hochschuleingangsprüfungen würden aber mit Sicherheit nicht zu mehr Vergleichbarkeit und Bildungsgerechtigkeit führen, sondern zu noch weniger.

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger unter 0172 – 28 45 840.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher