Amokdrohungen an Schulen

Deutscher Lehrerverband: „Entscheidend sind Prävention und Schulkultur – und die dafür notwendige Unterstützung!“

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, zeigt sich besorgt über die jüngsten Amokdrohungen gegen Schulen. „Solche Vorfälle versetzen nicht nur Schülerinnen und Schüler, Eltern und Lehrkräfte in Angst, sondern stören auch nachhaltig das Vertrauen in den sicheren Lernraum Schule“, betonte der Verbandspräsident.

Am Wochenende gab es gegen drei Schulen im Kreis Wesel Drohungen in den sozialen Medien. Und am Sonntag hatte eine 14-Jährige für Montag eine Amoktat an Schulen in Velbert über eine Messenger-App angedroht. In beiden Fällen finden Ermittlungen statt, aber es droht laut den Behörden keine konkrete Gefahr, so dass der Unterricht weiterhin stattfindet. Laut aktuellen Presseberichten am Dienstag hat die 14-Jährige ausgesagt, sie habe die Amokdrohung „aus Spaß“ geschrieben.

„Neben erschreckenden Gewaltvorfällen, die an Schulen sehr selten stattfinden, haben wir es immer wieder mit Drohungen gegen Schulen zu tun. Wenn daraus glücklicherweise keine Gewaltlage folgt, geht die Berichterstattung darüber oft nicht über die Regionalebene hinaus. Solche Drohungen dürfen nicht einfach als ‚dumme Jugendstreiche‘ abgetan werden. Jede dieser Nachrichten erzeugt reale Verunsicherung und bindet enorme Ressourcen von Polizei und Schule“, erklärt Stefan Düll. „Gleichzeitig müssen wir besonnen reagieren und Prävention in den Mittelpunkt stellen.“

Der Deutsche Lehrerverband sieht vier zentrale Handlungsfelder:

  1. Kommunikation stärken:

Schulen brauchen feste Strukturen für den offenen Austausch zwischen Lehrkräften, Schülerinnen und Schülern sowie Eltern. Niedrigschwellige Ansprechmöglichkeiten für Sorgen und Konflikte können verhindern, dass sich Probleme im Verborgenen zuspitzen.

  1. Digitale Verantwortung fördern:

Der Umgang mit Messenger-Apps und sozialen Medien muss stärker Bestandteil der Medienbildung werden. Schülerinnen und Schüler müssen verstehen, welche Tragweite digitale Botschaften haben – und welche strafrechtlichen Konsequenzen Drohungen nach sich ziehen können.

  1. Schulkultur festigen:

Ein respektvolles Miteinander, klare Regeln und eine gelebte Kultur der Fürsorge bilden die Grundlage für Sicherheit und Vertrauen. Schulen brauchen ausreichend Zeit, Personal und Unterstützung, um Projekte zu Gewaltprävention, Demokratiebildung, Medienerziehung und sozialem Lernen zu verankern.

  1. Sicherheitsbeauftragte an Schulen:

Dezidierte Sicherheitsbeauftragte, die dafür auch Entlastung beim Unterrichten bekommen sollten, können ein ganzheitliches Sicherheitskonzept für die Schule in ihrer speziellen Lage und Ausstattung erarbeiten, um alle Aspekte von Unfallschutz, Gesundheitsschutz, Katastrophenschutz und Umgang mit Unfällen und Gewalt zusammenzubringen.

„Wir brauchen mehr Schulsozialarbeit, eine verbesserte Ausstattung für Präventionsprojekte und vor allem mehr Zeit, um Beziehungen in den Klassenzimmern zu pflegen“, betont DL-Präsident Stefan Düll.

Ob möglicherweise Berichterstattung über Amokdrohungen oder Spielfilme wie der vergangene Polizeiruf am Sonntagabend über einen Amoklauf an einer Schule zu mehr Nachahmungen von (nicht ernstgemeinten) Drohungen führen können, ließ der Verbandspräsident offen: „Natürlich ist es möglich, dass Jugendliche sich dadurch zu Drohungen gegen ihre Schulen inspirieren lassen, weil sie den Ernst des Themas und die Konsequenzen einer solchen Drohung völlig unterschätzen, doch Ursache und Wirkung kann man hier nicht eindeutig feststellen. Nicht über Amokdrohungen und Amoktaten zu berichten und dieses Thema aus der fiktionalen Behandlung durch Spielfilme auszuschließen, ist aber keine Lösung. Notwendig ist hier eine einfühlsame Einbettung in Berichterstattung und Programm durch die Medien auf der einen Seite, und Medienbildung und psycho-soziale Prävention an den Schulen und in der Gesellschaft insgesamt.“

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Stefan Düll über presse@lehrerverband.de bzw. über 0151-10926848.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Alle Beteiligten an den Schulen nachhaltig unterstützen!

Schulen brauchen

  • flankierendes Personal
  • mehr Zeit für Demokratiebildung
  • Medienbildung
  • angemessene digitale Ausstattung

„Schulen und die Lehrkräfte in Deutschland brauchen mehr Unterstützung, das zeigt das neue Schulbarometer“, betont Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, im Hinblick auf die Ergebnisse des heute veröffentlichten Deutschen Schulbarometers der Robert Bosch Stiftung. „Die Kolleginnen und Kollegen nennen als große Probleme herausforderndes Verhalten von Schülerinnen und Schüler und die heterogene Zusammensetzung von Schulklassen. Die dafür notwendige Kraft und Zeit fehlen dann für den Unterricht. Gerade angesichts der Belastung durch den Lehrkräftemangel braucht es daher an den Schulen mehr flankierendes Personal in den Bereichen Verwaltung, IT, Schulsozialarbeit und Schulpsychologie, um die Lehrkräfte zu unterstützen.“

Der DL-Präsident hebt hervor: „Mehr als die Hälfte der Lehrkräfte wünscht sich mehr Demokratiebildung an den Schulen, viele wünschen sich dafür mehr Zeit im Unterricht. Das deckt sich mit unseren Beobachtungen, dass das Interesse der Kolleginnen und Kollegen an Fortbildungen, wie Demokratiebildung im Unterricht umgesetzt werden kann, sehr hoch ist. Anlässlich einer Fachtagung und Fortbildung zu diesem Thema gemeinsam mit unserem Mitgliedsverband DPhV und der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt hat der Deutsche Lehrerverband im März 2025 sein Thesenpapier „Die Bedeutung von Demokratie- und Wertebildung in Schulen“ veröffentlicht. Die Medienbildung und auch der Umgang mit KI muss dabei als wichtiger Bestandteil der Demokratiebildung der jungen Generation begriffen werden. Die jungen Leute müssen lernen, Informationen zu recherchieren, Quellen zu bewerten, KI-Ergebnisse einzuschätzen und Fake News zu erkennen!“

Das Schulbarometer berichtet, dass die befragten Lehrkräfte für die Verwendung von KI an der Schule und durch Lehrkräfte Chancen und Risiken sehen. „KI-Tools können ein Element der Entlastung für Lehrkräfte sein“, unterstreicht DL-Präsident Stefan Düll. „Dafür brauchen wir einerseits an den Schulen datenschutzkonforme, kostenfreie KI-Programme, mit denen Verwaltungstätigkeiten und Unterrichtsvor- und -nachbereitungen, Analyse und Feedback unterstützt werden. Andererseits braucht es ein umfassendes Angebot an Fort- und Weiterbildung für die Lehrkräfte, um diese Werkzeuge selbst zu nutzen und um Schülerinnen und Schülern die sinnvolle Anwendung von KI-Tools auch unter fachdidaktischen Aspekten zu vermitteln. Ich fordere von den bildungspolitischen Verantwortlichen, dass der Digitalpakt 2.0 endlich beschlossen und mit den dafür notwendigen Mitteln ausgestattet wird! Die laut des aktuellen Haushaltsentwurfs geplanten 6,5 Milliarden für „Investitionen in die Kindertagesbetreuung und digitale Bildung“ sind eindeutig zu wenig, um hier alle Bedarfe des Bildungsbereichs abzudecken.

Es darf bei der Anwendung von KI an der Schule nie darum gehen, dass Kinder und Jugendliche Lern- und Entwicklungsschritte überspringen und durch KI-Werkzeuge ersetzen. Stattdessen müssen sie lernen, die Feedback- und Korrekturoptionen von KI-Programmen für ihren tatsächlichen Lernfortschritt zu nutzen. Es ist eine der Herausforderungen des heutigen Schulalltags, den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass es sinnvoll ist, selbst denken, argumentieren, formulieren und schreiben zu lernen und zu üben, statt sich ein fertiges KI-Produkt herstellen zu lassen, dass sie aufgrund mangelnden Wissens und Fähigkeiten selbst nicht einschätzen können. Wie bei allen hochumstrittenen digitalen Themen unserer Zeit – Handyverbote an Schulen, Altersbegrenzungen von Social-Media-Plattformen – kommen wir mit rigorosen Verboten nicht weiter. Stattdessen müssen wir die Herausforderung annehmen, die Kindern und Jugendlichen altersgemäß an die digitalen Instrumente heranzuführen, damit sie sich verantwortungsvoll in analogen wie digitalen Umgebungen sicher bewegen können.“

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Stefan Düll über presse@lehrerverband.de bzw. über 0151-10926848.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher