Alle Beteiligten an den Schulen nachhaltig unterstützen!

Schulen brauchen

  • flankierendes Personal
  • mehr Zeit für Demokratiebildung
  • Medienbildung
  • angemessene digitale Ausstattung

„Schulen und die Lehrkräfte in Deutschland brauchen mehr Unterstützung, das zeigt das neue Schulbarometer“, betont Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, im Hinblick auf die Ergebnisse des heute veröffentlichten Deutschen Schulbarometers der Robert Bosch Stiftung. „Die Kolleginnen und Kollegen nennen als große Probleme herausforderndes Verhalten von Schülerinnen und Schüler und die heterogene Zusammensetzung von Schulklassen. Die dafür notwendige Kraft und Zeit fehlen dann für den Unterricht. Gerade angesichts der Belastung durch den Lehrkräftemangel braucht es daher an den Schulen mehr flankierendes Personal in den Bereichen Verwaltung, IT, Schulsozialarbeit und Schulpsychologie, um die Lehrkräfte zu unterstützen.“

Der DL-Präsident hebt hervor: „Mehr als die Hälfte der Lehrkräfte wünscht sich mehr Demokratiebildung an den Schulen, viele wünschen sich dafür mehr Zeit im Unterricht. Das deckt sich mit unseren Beobachtungen, dass das Interesse der Kolleginnen und Kollegen an Fortbildungen, wie Demokratiebildung im Unterricht umgesetzt werden kann, sehr hoch ist. Anlässlich einer Fachtagung und Fortbildung zu diesem Thema gemeinsam mit unserem Mitgliedsverband DPhV und der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt hat der Deutsche Lehrerverband im März 2025 sein Thesenpapier „Die Bedeutung von Demokratie- und Wertebildung in Schulen“ veröffentlicht. Die Medienbildung und auch der Umgang mit KI muss dabei als wichtiger Bestandteil der Demokratiebildung der jungen Generation begriffen werden. Die jungen Leute müssen lernen, Informationen zu recherchieren, Quellen zu bewerten, KI-Ergebnisse einzuschätzen und Fake News zu erkennen!“

Das Schulbarometer berichtet, dass die befragten Lehrkräfte für die Verwendung von KI an der Schule und durch Lehrkräfte Chancen und Risiken sehen. „KI-Tools können ein Element der Entlastung für Lehrkräfte sein“, unterstreicht DL-Präsident Stefan Düll. „Dafür brauchen wir einerseits an den Schulen datenschutzkonforme, kostenfreie KI-Programme, mit denen Verwaltungstätigkeiten und Unterrichtsvor- und -nachbereitungen, Analyse und Feedback unterstützt werden. Andererseits braucht es ein umfassendes Angebot an Fort- und Weiterbildung für die Lehrkräfte, um diese Werkzeuge selbst zu nutzen und um Schülerinnen und Schülern die sinnvolle Anwendung von KI-Tools auch unter fachdidaktischen Aspekten zu vermitteln. Ich fordere von den bildungspolitischen Verantwortlichen, dass der Digitalpakt 2.0 endlich beschlossen und mit den dafür notwendigen Mitteln ausgestattet wird! Die laut des aktuellen Haushaltsentwurfs geplanten 6,5 Milliarden für „Investitionen in die Kindertagesbetreuung und digitale Bildung“ sind eindeutig zu wenig, um hier alle Bedarfe des Bildungsbereichs abzudecken.

Es darf bei der Anwendung von KI an der Schule nie darum gehen, dass Kinder und Jugendliche Lern- und Entwicklungsschritte überspringen und durch KI-Werkzeuge ersetzen. Stattdessen müssen sie lernen, die Feedback- und Korrekturoptionen von KI-Programmen für ihren tatsächlichen Lernfortschritt zu nutzen. Es ist eine der Herausforderungen des heutigen Schulalltags, den Kindern und Jugendlichen zu vermitteln, dass es sinnvoll ist, selbst denken, argumentieren, formulieren und schreiben zu lernen und zu üben, statt sich ein fertiges KI-Produkt herstellen zu lassen, dass sie aufgrund mangelnden Wissens und Fähigkeiten selbst nicht einschätzen können. Wie bei allen hochumstrittenen digitalen Themen unserer Zeit – Handyverbote an Schulen, Altersbegrenzungen von Social-Media-Plattformen – kommen wir mit rigorosen Verboten nicht weiter. Stattdessen müssen wir die Herausforderung annehmen, die Kindern und Jugendlichen altersgemäß an die digitalen Instrumente heranzuführen, damit sie sich verantwortungsvoll in analogen wie digitalen Umgebungen sicher bewegen können.“

—————-

Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Stefan Düll über presse@lehrerverband.de bzw. über 0151-10926848.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Demokratie- und Wertebildung in der Schule

Tagung am 14. März 2025 in der Stiftung LEUCOREA in Lutherstadt Wittenberg

Berlin, 12.03.2025 – Die Landeszentrale für Politische Bildung Sachsen-Anhalt (LpB), der Deutsche Lehrerverband (DL) und der Deutsche Philologenverband (DPhV) laden an diesem Freitag, 14.03.2025, zur Fachtagung „Demokratie- und Wertebildung in der Schule“, in der Stiftung Leucorea in Wittenberg ein.

Die Veranstalter freuen sich, dass Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Bildungsstaatssekretär Jürgen Böhm die Tagung eröffnen bzw. an den Gesprächsrunden teilnehmen werden.

Die Fortbildungsveranstaltung richtet sich an Lehrkräfte aller Fachrichtungen und Schulformen, um sie in ihrem Auftrag der Demokratie- und Wertevermittlung im Schulalltag zu stärken. Die Referentinnen und Referenten werden sich in ihren Vorträgen mit der Bedeutung des Neutralitätsgebots für die Schulen und mit der Bedeutung der Nachrichtennutzung von Jugendlichen beschäftigen. Die Gesprächsrunden der Veranstaltung greifen die aktuellen Herausforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten an den Schulen im Umgang mit Extremismus und Vorurteilen auf und die Workshops thematisieren unter anderem Interkulturelles Lernen, wie man Fake News spielend begegnet und mit Verschwörungstheorien im Klassenzimmer umgeht.

Angesichts der aktuellen politischen Lage rückt die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Demokratiebildung und Wertevermittlung in den Fokus der Aufmerksamkeit – und die Rolle der Schulen in diesem Kontext. Was können Schulen in dieser Hinsicht leisten, wie können Lehrkräfte und alle anderen an Schulen tätigen Personen dieser Verantwortung nachkommen, welche Unterstützung ist notwendig?

Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt erklärt dazu: „Demokratiebildung ist eine Daueraufgabe in jeder demokratischen Gesellschaft und Auftrag für all ihre Institutionen und Akteure. In jüngster Zeit gibt es immer wieder Versuche, diesen Ansatz zu diskreditieren.  Aber wenn es um die Vermittlung von Demokratie und Grundrechten geht, sind wir nicht neutral. Gerade in Zeiten des digitalen Wandels und der grassierenden Fake News, angesichts von Extremismus und Gewalt bleibt es eine zentrale Aufgabe, den Schülerinnen und Schüler einen Kompass mitzugeben. Denn Kinder und Jugendliche brauchen Werte und Orientierung, um sich im Leben zurechtzufinden. Und diese Werte müssen erlebt und gelebt werden. Dazu wollen wir mit der Tagung einen Beitrag leisten.“

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, weist auf die Rolle der Schulen in der Gesellschaft hin: „Schulen sind ein Spiegelbild der Gesellschaft und gleichzeitig die Werkstätten der Demokratie. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag für das gelingende Miteinander aller gesellschaftlichen Gruppen und vermitteln Wissen, um die nächste Generation von mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu formen. Die jungen Menschen erleben im Schulalltag und Unterricht demokratische Inhalte und Strukturen. Aber auch alle anderen gesellschaftlichen Akteure und Institutionen in den Bereichen Politik, Wissenschaft und Kultur müssen diese Mission unterstützen! Zu diesem Netzwerk gehören Eltern, Vereine, Ausbildungsbetriebe, gesellschaftliche Institutionen, Kirchen und andere religiösen Gemeinschaften.“

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, betont die Wichtigkeit von Fachunterricht und fundierter Lehrkräftebildung: „Lehrkräfte stellen sich ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag und damit der Aufgabe der Demokratie- und Wertebildung in der Schule. Angesichts der kontinuierlichen Kürzungen des Referendariats, eines zu hohen Stundendeputats, vieler zusätzlicher Aufgaben und Unterrichtsausfällen in fast allen Ländern stellt uns die Demokratiebildung an Schulen vor große Herausforderungen. Wichtig ist daher insbesondere eine fundierte Lehrkräfteausbildung – die Voraussetzung für einen guten Fachunterricht – beispielsweise in den Fächern Politik und Geschichte. Hier sehen wir großes Potenzial, um die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, sich auf der Basis fundierten Fachwissens aktiv und kritisch mit politischen und gesellschaftlichen Prozessen auseinanderzusetzen.“

Interessierten Medienvertretern, die an der Tagung teilnehmen wollen, danken wir für einen kurzen Hinweis an: Caroline Franke, Presseverantwortliche des DPhV, caroline.franke@dphv.de, Mobil: 0155 63 166 718.