Zum OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ 2024:

Deutscher Lehrerverband fordert frühkindliche Sprachförderung und Konzentration auf Erreichen der Mindeststandards

Laut OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“ ist in Deutschland der Anteil von jungen Erwachsenen im Alter von 25 – 34 Jahren ohne einen Sekundarschulabschluss im Zeitraum von 2016 bis 2023 gestiegen und liegt mit 16 % über dem OECD-Durchschnitt von 14 %. Der Deutsche Lehrerverband weist darauf hin, dass Deutschland seit 2015 durch den Syrienkrieg zahlreiche Jugendliche aufgenommen hat, die als Flüchtlinge im Teenageralter ohne Deutschkenntnisse und mit kriegsbedingter Bildungs- und Fluchtbiographie kurzfristig in ein darauf unvorbereitetes Schulwesen integriert werden mussten. Trotzdem haben insbesondere die Lehrkräfte an beruflichen Schulen in dieser Zeit mit Integration und Sprachförderung sehr viel geleistet und viele Jugendliche zu einem beruflichen Abschluss geführt. Die beruflichen Schulen sind und waren aber auch schon zuvor durch langanhaltenden Lehrkräftemangel belastet.

Für die Lebens- und Bildungschancen dieser jungen Leute, die heute ohne Abschluss im Sekundarbereich II sind, braucht es weiterhin gezielte Förderprogramme, auch angesichts des großen Fachkräftemangels. Hier sind auch die Arbeitgeber gefordert. Begleitende Bildungsmaßnahmen in niedrigqualifizierter Arbeit und Mentorenprogramme sind auszubauen.

Zur Unterstützung der heutigen Generation von Kindern und Teenagern im Bildungsbereich weist Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, auf die Wichtigkeit von Sprachkenntnissen und Kernkompetenzen hin. „Im frühkindlichen Bereich müssen wir denjenigen helfen, die in ihren Sprachkenntnissen – aus welchen Gründen auch immer – zurückliegen. Dies sollte durch möglichst verbindliche Sprachtests, die im Bedarfsfall einen Kita-Besuch verpflichtend machen, erfolgen, damit alle Kinder die Möglichkeit haben, mit Erfolgserlebnissen statt Sprachproblemen in ihre Schullaufbahn zu starten. Im Bereich der Primarstufe und der Sekundarstufe I sollte die Bildungspolitik viel Förderung auf den Erwerb der Kernkompetenzen Zuhören, Lesen, Schreiben, Rechnen ermöglichen – leider gibt es einen großen Anteil von Schülerinnen und Schülern, die dabei nicht die Mindeststandards erreichen.” Auch das heute erschienene Ifo-Bildungsbarometer stellt fest, dass sich eine große Mehrheit der Bevölkerung für verpflichtende Sprachstandstests und verstärkte Leseförderung ausspricht.

“Angesichts des großen Lehrkräftemangels im Schulbereich keine leichte Aufgabe”, betont DL-Präsident Stefan Düll, “umso wichtiger ist es, den Beruf als Lehrkraft und die Schule als Lern- und Lehrort so attraktiv wie möglich zu machen, damit sich mehr Jugendliche von heute dafür entscheiden, diesen erfüllenden, aber aktuell von vielen unnötigen schwierigen Umständen belasteten Beruf zu ergreifen.“

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Stefan Düll über presse@lehrerverband.de bzw. über 0151-10926848.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Meidinger fordert eine Verringerung der Arbeitsbelastung von Lehrkräften in allen Schularten

OECD-Studie unterstreicht den Wettbewerbsvorteil der beruflichen Bildung in Deutschland

Deutschland ist aufgrund der hohen Beschäftigungs- und Berufschancen von Absolventen des beruflichen Schulwesens auch beim Thema Bildungsgerechtigkeit im internationalen Vergleich deutlich besser aufgestellt als viele andere Länder – dies zeige auch der neue OECD-Bericht „Bildung auf einen Blick“, so der Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger.

Mit einer Beschäftigungsquote von fast 90 Prozent für junge Menschen mit beruflichem Abschluss liegt die berufliche Bildung gleichauf mit den Beschäftigungschancen von Universitätsabsolventen.

Meidinger forderte in diesem Zusammenhang massive Anstrengungen der Politik und der Wirtschaft, auch in Zeiten von Corona diesen Wettbewerbsvorteil zu erhalten. „Der aktuelle Rückgang von angebotenen Ausbildungsplätzen ist hier ein Warnzeichen, das uns hellhörig machen muss!“ betonte der Verbandschef und bezweifelte, ob die im aktuellen Konjunkturpaket dafür vorgesehenen Maßnahmen ausreichten, um diesen Rückgang aufzuhalten.

Hinsichtlich der von der OECD vorgelegten Daten zur Lehrerbezahlung und der Arbeitsbelastung von Lehrkräften erklärte der DL-Präsident:

„Es ist richtig, dass die Einstiegsbezahlung von Lehrkräften sowohl im Primar- als auch im Sekundarschulbereich signifikant über dem Durchschnitt der OECD-Staaten liegt. Es wird aber auch klar, dass im internationalen Vergleich in Deutschland im Laufe des Berufslebens einer Lehrkraft nur sehr geringe Gehaltszuwächse erwartet werden können, die Aufstiegs- und Beförderungschancen also sehr gering sind.

Dazu kommt die im Vergleich zum Ausland sehr hohe Arbeitsbelastung, die deutlich über dem OECD-Mittel liegt. Ich wundere mich deshalb nicht, dass trotz einer relativ guten Einstiegsbezahlung derzeit viel zu wenig junge Menschen das Lehramt anstreben. Ohne eine Verbesserung der Arbeitsbedingungen, eine Verringerung der Unterrichtsdeputate und bessere Aufstiegschancen werden wir die Attraktivität des Lehrberufs in Deutschland kaum steigern können!“

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger unter 0160 – 52 75 608.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher