Mit großer Besorgnis hat der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-.Peter Meidinger, auf die Ergebnisse des heute veröffentlichten IQB-Bildungstrends 2016 reagiert.
Er betonte: „Ein hochtechnisiertes Industrieland und ein Kulturstaat wie Deutschland darf sich nicht damit abfinden, dass innerhalb von 5 Jahren bei den grundlegenden Kulturtechniken wie Lesen, Zuhören, Schreiben und Rechnen derart massive Leistungsabfälle zu beobachten sind wie dies laut IQB-Bildungstrend 2016 nicht nur in einzelnen Bundesländern, sondern bundesweit der Fall ist. Außerdem zeigen sich bei den getesteten Grundschülern zwischen Bundesländern wie Bremen, NRW, Sachsen-Anhalt, Berlin und Niedersachsen auf der negativen Seite und Sachsen und Bayern auf der positiven Seite dermaßen große Kompetenzunterschiede, dass von vergleichbaren Bildungschancen nicht mehr gesprochen werden kann. Ein Lernjahr Unterschied bereits in der 4. Jahrgangsstufe zwischen Bayern und Bremen, das ist ein Skandal, für den es keine Rechtfertigung gibt.“
Meidinger forderte eine offene, ungeschminkte und schmerzhafte Debatte über die Ursachen dieses Leistungsabsturzes in verschiedenen Bundesländern, insbesondere was die Bereiche Zuhören, Orthographie und Rechnen angeht. Er vermute ein Bündel an Ursachen, angefangen von einem stark gestiegenen Anteil von Kindern mit Migrationshintergrund, der nicht ausreichend gefördert werde, über die Vernachlässigung des Rechtschreibunterrichts bzw. die Verwendung fragwürdiger Lehrmethoden wie „Lesen durch Schreiben“ bis hin zu überhastet eingeführten Schulreformen, die Ressourcen für die eigentliche Kernaufgabe Unterricht gebunden hätten. Auch hätten eine Reihe von Ländern auf den sich verstärkenden Lehrermangel nicht rechtzeitig reagiert und massiv auf nicht ausreichend nachqualifizierte Seiteneinsteiger gesetzt.
Der Verbandspräsident stellte aber auch fest, dass es erfreulicherweise auch Länder gebe, die trotz ungünstiger gesellschaftlicher Entwicklungen und trotz herrschenden Lehrermangels die Qualitätsstandards gehalten oder sogar leicht verbessert hätten. Er betonte: „Bildungspolitik ist also nicht machtlos, sie muss aber qualitäts- und leistungsorientiert sein und die nötigen Finanzmittel für Bildung bereitstellen.“
Abschließend
verwies Meidinger auf die Gefahr, dass der im IQB-Bildungstrend für die
Grundschulen festgestellte negative Trend auch die weiterführenden
Schulen
erfasse und in eine Abwärtsspirale hineinziehe. Er befürchte, dass
somit auch
bei der nächsten PISA-Studie ein Absturz drohe, wenn jetzt nicht
rechtzeitig
massiv gegengesteuert werde.
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Für
Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Heinz-Peter
Meidinger unter
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Für den Inhalt verantwortlich:
Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher