Forderungen des DL für einen sicheren Schulstart im Herbst 2022

Der DL richtet den dringenden Appell an die verantwortlichen Politikerinnen und Politiker von Bund und Ländern, alles zu tun, damit die Schulen im Herbst 22 bestens auf eine erwartete neuerliche Coronawelle vorbereitet sein werden.

Dazu ist insbesondere notwendig:

  1. Das Bundesinfektionsschutzgesetz sollte so geändert werden, dass im Bedarfsfall an Schulen sowohl regional als auch flächendeckend wieder besondere Gesundheitsschutzmaßnahmen wie die erweiterte Maskenpflicht angeordnet werden können.
  2. In jedem Land sind rechtzeitig die notwendigen Rechtsverordnungen zu konzipieren und zu erlassen, die zur Vorbereitung auf eine neue Pandemiewelle notwendig sind.
  3. Es muss dafür gesorgt werden, dass Schulen ausreichend mit Testkapazitäten und Hygieneschutzmitteln ausgestattet sind.
  4. Im Vorfeld des nächsten Schuljahres müssen alle Anstrengungen unternommen werden, damit möglicher neuerlicher Fernunterricht problemlos laufen kann. Insbesondere sollte die Versorgung der Schulen mit schnellem Internet vorangetrieben, der professionelle IT-Support der Schulen massiv ausgebaut, der für Distanzunterricht und die Nutzung von Lernplattformen erforderliche Datenschutz sichergestellt und Kapazitäten für die entsprechenden Fortbildungen geschaffen werden.
  5. Bund und Länder müssen dafür Sorge tragen, dass im Falle der Entwicklung eines an aktuelle Virusvarianten angepassten Impfstoffes Lehrkräfte zu den Gruppen gezählt werden, die damit vorrangig geimpft bzw. geboostert werden.
  6. Bildungspolitik und die Landesregierungen sollten rechtzeitig im Vorfeld des nächsten Schuljahres in einen intensiven Dialog mit allen Beteiligten, den Lehrerverbänden, Eltern- und Schülervertretungen, eintreten.

„Außer warmen Worten nichts zu bieten“

Deutscher Lehrerverband kritisiert Konzeptlosigkeit der Bildungspolitik bei der Integration ukrainischer Flüchtlingskinder

Zutiefst enttäuscht hat sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbands. Heinz-Peter Meidinger, über die gestrige gemeinsame Erklärung des Kultusministerkonferenz zur Integration von ukrainischen Flüchtlingskindern ins deutsche Schulsystem geäußert.

„Außer einigen warmen Worten und dem geplanten leichteren Zugang von ukrainischen Lehrkräften in den deutschen Schuldienst hat diese KMK-Presseerklärung nichts zu bieten, insbesondere keinerlei Aussagen darüber, woher die finanziellen und vor allem personellen Ressourcen für die Aufnahme von aktuell mehr als Hunderttausend schulpflichtiger ukrainischer Kinder kommen sollen. Es fehlt letztendlich nach wie vor ein Masterplan, ein dauerhaftes Gesamtkonzept, das für eine gelingende Integration erforderlich ist.“

Der DL-Präsident erinnerte daran, dass die KMK-Präsidentin vor kurzem selbst noch die Prognose abgegeben habe, dass bis zu 400 000 Flüchtlingskinder an deutschen Schulen aufgenommen werden müssten und dafür 24 000 zusätzliche Lehrkräfte erforderlich seien. „Leider findet sich in der jetzigen Erklärung kein Wort dazu, durch welche Notmaßnahmen und Zusatzinvestitionen dieser Mehrbedarf zukünftig sichergestellt werden kann. Auch wenn der Deutsche Lehrerverband eher von deutlich geringeren Zahlen ausgeht, bleibt eine riesige Bedarfslücke von mindestens 10 – 15 000 Lehrkräften!“, betonte der Verbandsvorsitzende.

Man fürchte deshalb, so Meidinger, dass es wie schon in früheren Krisenzeiten auf ein „Durchgewurstel“ an den Schulen hinauslaufe, d.h., dass die Mehrbelastungen weitgehend auf dem Rücken der Lehrerkollegien vor Ort abgeladen werden.

Er ergänzte: „Derzeit wird der eigentliche Lehrkräfte-Mehrbedarf für die rund 100 000 ukrainischen Schulkinder in Deutschland dadurch kaschiert, dass ein großer Teil einzeln oder in kleinen Gruppen quasi als Gastschüler in bestehende Regelklassen aufgenommen worden ist und für diese nur rudimentär deutscher Sprachzusatzunterricht vorgehalten wird. Wenn ab nächsten Schuljahr, so wie die KMK es plant, die dauerhafte Integration mit intensivem verpflichtenden deutschen Sprachunterricht das Standardmodell werden soll, muss die Bildungspolitik aber jetzt schon sagen, wie sie das sicherstellen will, ohne dass das auf Kosten der Bildungsqualität insgesamt geht. Löcher stopfen, indem man neue Löcher schafft, ist keine Lösung!“

Abschließend erneuerte der DL-Vorsitzende seine bereits beim Ukrainegipfel im Kanzleramt vor drei Wochen erhobene Forderung, dass sich auch der Bund bei der Bewältigung dieser nationalen Herausforderung mit eigenen Programmen beteiligen muss. Alleine könnten die Länder dies nicht stemmen.

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger unter 0160 – 52 75 608.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Informationen und Links zur Unterstützung – Sprachverständigung und Umgang im Unterricht

Es gibt online zahlreiche Angebote, die dabei helfen, erste Verständigung zu ermöglichen bzw. die ersten Schritte im Deutschlernen zu unterstützen. Die folgenden Links stellen eine Auswahl dar:

Die Ukrainische Lernplattform ist zugänglich über: https://lms.e-school.net.ua/ und Informationen dazu unter https://mon.gov.ua/ua/news/distancijka-u-smartfoni-vseukrayinska-shkola-onlajn-zapuskaye-mobilnij-zastosunok

Überblicke und Link-Sammlungen finden sich auf der Seite des Deutschen Bildungsservers: https://www.bildungsserver.de/der-ukraine-krieg-im-kontext-bildung-12931-de.html sowie auf dem Deutschen Schulportal: https://deutsches-schulportal.de/dossiers/krieg-in-der-ukraine-auswirkungen-auf-die-schulen/

Zahlreiche Listen, die zunächst Material gebündelt hatten, um das Thema Ukrainekrieg im Unterricht mit deutschen Schülerinnen und Schülern zu thematisieren, haben ihren Fokus erweitert und weisen auch auf Angebote zum Unterricht mit ukrainischen Kindern und Jugendlichen hin – vgl. https://www.lehrerverband.de/materialsammlungen-zum-thema-ukrainekonflikt-im-unterricht/  

Die Online-Angebote der Kultusministerien der Bundesländer geben unterschiedlich ausführliche Überblicke über allgemeine Informationen zum Schulbesuch für Geflüchtete sowie Material und Hilfe für Lehrkräfte im Umgang mit der Situation:

Baden-Württemberg:

https://km-bw.de/,Lde/startseite/service/infos-zum-ukraine-krieg

Bayern:

Überblicksseite Kultusministerium: https://www.km.bayern.de/allgemein/meldung/7640/hinweise-zum-umgang-mit-dem-krieg-in-der-ukraine-in-der-schule.html

Die Akademie für Lehrerfortbildung und Personalführung (ALP) Dillingen des Bundeslands Bayern bietet erste Informationen und teilweise auch E-Kurse zum Thema Umgang mit traumatisierten Schülerinnen und Schülern an:

Berlin:

https://www.berlin.de/sen/bjf/gefluechtete/

Brandenburg:

https://mbjs.brandenburg.de/ukraine-aktuell/unterstuetzung-fuer-lehrkraefte-und-schulen.html

Bremen:

https://www.bildung.bremen.de/bildungs-und-betreuungsangebote-f-r-gefl-chtete-ukrainische-familien-363057

Hamburg:

https://www.hamburg.de/bsb/ukraine/

Hessen:

https://kultusministerium.hessen.de/schulsystem/unterstuetzung-fuer-gefluechtete-familien

Mecklenburg-Vorpommern:

https://www.regierung-mv.de/Landesregierung/bm/Blickpunkte/Umgang-mit-dem-Ukraine%E2%80%93Krieg-an-den-Schulen/

Niedersachsen:

https://www.mk.niedersachsen.de/startseite/aktuelles/krieg_gegen_die_ukraine/krieg-in-der-ukraine-209261.html

Nordrhein-Westfalen:

https://www.schulministerium.nrw/umgang-mit-den-auswirkungen-des-russland-ukraine-krieges

Rheinland-Pfalz:

https://ukraine.rlp.de/index.php?id=38585

Saarland:

https://www.saarland.de/SharedDocs/ExterneLinks/DE/mbk/portalstart/lnk_ukraine-portal.html?nn=b255ded3-5b67-4a23-b6cc-8b708bdb9269

Sachsen:

https://www.ukrainehilfe.sachsen.de/kinder-und-schule-7892.html

Sachsen-Anhalt:

https://mb.sachsen-anhalt.de/themen/schule-und-unterricht/informationen-fuer-eltern-und-lehrkraefte-aus-der-ukraine/

Schleswig-Holstein:

https://www.schleswig-holstein.de/DE/Landesregierung/III/_startseite/Artikel_2022/Maerz2022/220310_ukraine.html

Thüringen:

https://ukraine.thueringen.de/de/

Anlaufstellen für Weiterbildungen in den jeweiligen Ländern bieten die entsprechenden Landesinstitute für Lehrerfortbildung und Schulentwicklung:

https://www.kmk.org/service/servicebereich-schule/landesinstitute.html

Materialsammlungen zum Thema Ukrainekonflikt im Unterricht

Zahlreiche Linksammlungen entstehen online, in denen Lehrkräfte ihre Hinweise auf Materialien sammeln, die sie im Unterricht verwenden, um das Thema Ukraine im Unterricht zu thematisieren.

Zur Information sammeln wir hier verschiedene Linksammlungen, übernehmen dabei allerdings ausdrücklich keine inhaltliche Haftung für die verlinkten Inhalte (vgl. Haftungsausschluss).

Für Kinder bieten ARD und ZDF Informationssendungen zum Thema Ukraine z.B. unter folgenden Links an:

https://www.kika.de/kika-aktuell/index.html

https://www.zdf.de/kinder/logo

Lehrkräfte haben über Netzwerke ihre Informationen und Links gesammelt und stellen das auf der folgenden Pinnwand, sortiert nach verschiedenen Kategorien, zur Verfügung: https://www.taskcards.de/#/board/77ea0e8e-e0ed-416d-b2e0-848beb76c901/view?token=6374eb7d-f005-4982-871f-9c1de1992afb

Themenseite der Landeszentrale für Politische Bildung Baden-Württemberg: https://www.lpb-bw.de/ukrainekonflikt

Österreichisches Bildungsportal Schule.at: https://www.schule.at/unterrichtsportale/konflikt-in-der-ukraine

Das Portal Mimikama hat sich der Überprüfung von kursierenden Meldungen und der Aufklärung von Fake News verschrieben und bietet auch viele entsprechende Beiträge zum Thema des Ukraine-Konflikts an: https://www.mimikama.at/category/ukraine-krise/

Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung Hamburg: https://li-hh.padlet.org/lif14/plj7h01taa6qcqlc – benötigt ggfs. eine Weile zum Laden

Eduthek des Bildungsministerium Österreichs: https://www.eduthek.at/current_resources

Zentrum Polis: https://www.politik-lernen.at/ukraine

Diese und weitere Links zu Materialsammlungen finden sich auf der Seite des Lehrers Joscha Falck: https://joschafalck.de/unterrichtsmaterial-ukraine/

Unterstützende Materialsammlungen und Links zur sprachlichen Verständigung und zum Umgang mit ukrainischen Kindern und Jugendlichen: Informationen und Links zur Unterstützung – Sprachverständigung und Umgang im Unterricht

 

Solidarität mit der Ukraine

Angesichts des Angriffskriegs Russlands gegen die Ukraine erklärt der Deutsche Lehrerverband seine uneingeschränkte Solidarität mit der Ukraine und ihrer Bevölkerung und ruft alle politischen Kräfte auf, der Ukraine mit allen verfügbaren Mittelns zu helfen und sich dafür einzusetzen, dass die Kampfhandlungen so schnell wie möglich beendet werden.

Neben allen furchtbaren Konsequenzen von Krieg für die Zivilbevölkerung sehen wir als Lehrerverband vor allem auch die entsetzlichen Folgen von militärischen Angriffen auf Kinder und Jugendliche, die von den unmittelbaren Kriegshandlungen sowie der daraus resultierenden massenhaften Flucht vor dem Krieg betroffen sind. Wir rufen unsere Mitglieder dazu auf, sich nach ihren Möglichkeiten durch Sach- und Geld-Spenden und bei Ankunft und Versorgung von Flüchtlingen aus den Konfliktgebieten zu engagieren.   

Die Schule muss aktuell auch ein Ort sein, an dem Kinder und Jugendliche über ihre Fragen und Ängste angesichts der schwierigen Lage reden können. Wir bitten unsere Kolleginnen und Kollegen, dafür im Unterricht in allen Fächern die notwendige Zeit einzuräumen und weisen in diesem Kontext auf ein Interview mit dem Schulpsychologen Klaus Seifried auf dem Deutschen Schulportal hin: https://deutsches-schulportal.de/unterricht/ukraine-schulpsychologie-wie-koennen-lehrkraefte-mit-kindern-ueber-den-krieg-sprechen

Das Deutsche Schulportal bietet auch am Dienstag, 01.03.22, 16:00 h, ein Live-Panel zum Thema „Über Krieg reden“ an, Informationen dazu unter dem obigen Link.

Für Kinder bieten ARD und ZDF Informationssendungen zum Thema Ukraine z.B. unter folgenden Links an:

https://www.kika.de/kika-aktuell/index.html

https://www.zdf.de/kinder/logo

Weitere Linksammlungen mit Materialien zum Thema unter https://www.lehrerverband.de/materialsammlungen-zum-thema-ukrainekonflikt-im-unterricht/

Weltweite Konflikte und Problemlagen sind in den vergangenen Jahren häufig durch die Verbreitung von „fake news“ geprägt gewesen. Umso wichtiger ist, dass wir in den Schulen eine gute Grundlage dafür legen, dass Kinder und Jugendliche lernen, die Flut an unterschiedlichen Stimmen einzuordnen.

Heinz-Peter Meidinger – Präsident des Deutschen Lehrerverbandes

„Abschaffung der Maskenpflicht kam zu früh!“ Deutscher Lehrerverband fordert Politik zum Handeln auf

Vor dem Hintergrund rapide ansteigender Coronafallzahlen – gerade auch in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen – sieht sich der Präsident des Deutschen Lehrerverbands, Heinz-Peter Meidinger, in seiner Befürchtung bestätigt, dass die in zahlreichen Bundesländern verfügten Lockerungen beim Gesundheitsschutz an Schulen, insbesondere die teileweise oder generelle Abschaffung der Maskenpflicht, falsch waren und zu früh kamen. Der Verbandsvorsitzende betonte: „Wir befürchten, dass wir ohne schnelle Gegenmaßnahmen der Landesregierungen in diesem Krisenwinter 21/22 an bundesdeutschen Schulen vor einem weitgehenden Kontrollverlust über das Pandemiegeschehen stehen.“ Dies zeigten gerade auch die altersspezifischen Inzidenzzahlen und Steigerungsraten in der Altersgruppe der Kinder und Jugendlichen, die in einigen bundesdeutschen Landkreisen inzwischen die 1000-er Grenze überschritten haben.

Mitursächlich dafür sei nach Ansicht des DL neben der zunehmenden Sorglosigkeit in der Gesamtbevölkerung trotz der bekannten Saisonalität von Corona vor allem die Tatsache, dass die meisten Bundesländer die neben der Impfung wirksamste Hygieneschutzmaßnahme an Schulen in vollen, oft schlecht lüftbaren Klassenzimmern, nämlich die Maskenpflicht im Unterricht, weitgehend aufgehoben haben.

„Die Tatsache, dass sich Thüringen mittlerweile an die Spitze der bundesdeutschen Neuinfektionszahlen katapultiert hat, hängt nicht zuletzt damit zusammen, dass dort neben der Maskenpflicht auch die regelmäßige Testpflicht an Schulen abgeschafft wurde. Auch Bayern und Sachsen mit ihren hohen Inzidenzen zählen inzwischen beim Hygieneschutz an Schulen eher zu den Schmuddelkindern als zu den Musterknaben“, betonte Meidinger und ergänzte: „Wenn in diesen Tagen Landesregierungen angesichts Millionen ungeimpfter Schülerinnen und Schüler, vollgestopfter Klassen, abgeschaffter Maskenpflicht, fehlender Raumluftfilteranlagen und lückenhafter Testungen immer noch behaupten, die Schulen seien sicher, dann müsste es ihnen eigentlich die Schamesröte ins Gesicht treiben.“

Der DL-Präsident äußerte die große Sorge, dass der Politik ohne Rückkehr zu konsequenten Gesundheitsschutzmaßnahmen an Schulen nur zwei denkbar schlechte Alternativen blieben: Demnächst wieder wie letztes Jahr im Dezember Wechselunterricht unter Wahrung des Mindestabstands anzuordnen oder anderenfalls der Durchseuchung der Schulen zuzuschauen, was angesichts der neuen Studien zu Corona-Langzeitfolgen bei Kindern kaum verantwortbar sei.

Meidinger nahm abschließend auch Stellung zu der Forderung des Bundesgesundheitsministers, die Pandemienotlage für beendet zu erklären: „Für mich hört sich das an wie eine Forderung, die ausschließlich aus dem Blickwinkel von Erwachsenen erhoben wurde und die Tatsache ausblendet, dass viele Kinder überhaupt noch keine Chance hatten, sich impfen zu lassen. Wenn die Feststellung der epidemischen Notlage ausläuft, wird es überdies nochmals erheblich schwieriger, an den Schulen in allen Bundesländern vergleichbare und einheitliche Gesundheitsschutzmaßnahmen umzusetzen. Das Chaos ist damit schon wieder vorprogrammiert.“

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger unter 0160 – 52 75 608.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

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Deutscher Lehrerverband fordert zwei Milliarden Euro für umfassendes Bildungsförderprogramm

Ein umfassendes Konzept eines Lernförder- und Bildungsaktivierungsprogramms hat das Präsidium des Deutschen Lehrerverbands in Berlin vorgestellt, um die negativen Auswirkungen der Corona-Pandemie auf Schülerinnen und Schüler in den nächsten beiden Schuljahren auffangen zu können.

DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger erklärte dazu: „Wir spüren immer deutlicher, dass die Schulschließungen bei fast allen Kindern und Jugendlichen zu Lerneinbußen geführt haben, bei dem Teil, den wir durch Fernunterricht kaum erreicht haben, sogar zu sehr großen. Wir brauchen deshalb ein großes Bildungsförderprogramm, das differenziert nach Bedarf in den nächsten beiden Schuljahren allen Schülerinnen und Schülern Angebote macht, ihre Lernrückstände aufzuholen! Zusatzangebote lediglich für einen kleinen Teil der Kinder, so wie dies die Bildungspolitik derzeit plant, greifen eindeutig zu kurz!“

Wichtig sei auch, bald einen Überblick über die konkreten Lernlücken und den Förderbedarf zu gewinnen, um dann Eltern und Schüler entsprechend beraten zu können.

In dem Konzept des DL wird unterschieden zwischen begleitender Zusatzförderung und dem Angebot eines zusätzlichen Lernjahres.

Zur effektiven und bedarfsgerechten Umsetzung der Fördermaßnahmen plädiert der DL für die Zuweisung von Sonderbudgets an die Einzelschulen, die von diesen flexibel genutzt werden können. Um den dafür notwendigen Personalbedarf zu decken, finden sich in dem Konzept eine Reihe von Vorschlägen, u. a. den Einbezug von Lehramtsstudierenden, des Lehrpersonals von Volkshochschulen und von pensionierten Lehrkräften.

Meidinger forderte schnelle Entscheidungen von Bund und Ländern, um möglichst schnell mit der Umsetzung beginnen zu können. Der DL beziffert die voraussichtlichen Kosten auf mindestens zwei Milliarden Euro.

Das Programm des Deutschen Lehrerverbands können Sie auf unserer Webseite unter https://www.lehrerverband.de/die-zukunftschancen-unserer-kinder-und-jugendlichen-nach-corona-nachhaltig-sichern/ abrufen.

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger unter 0160 – 52 75 608.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Konzept des Deutschen Lehrerverbands für ein umfassendes Lernförder- und Bildungsaktivierungsprogramm

Die Zukunftschancen unserer Kinder und Jugendlichen nach Corona nachhaltig sichern!

Bestandsaufnahme und Ausgangslage

Nach der ersten Lockdownphase im Frühjahr 2020 bestand noch die Hoffnung, bei einer Normalisierung des Schulbetriebs in diesem Schuljahr durch spezifische begrenzte Zusatzförderung im dann wieder stattfinden Präsenzunterricht die entstandenen Lernrückstände und Wissensdefizite kurz- und mittelfristig weitgehend ausgleichen zu können. Dieses Ziel ist heute in weite Ferne gerückt.

In den meisten Bundesländern summieren sich die Unterrichtsstunden, die nicht in Präsenz erteilt werden konnten, auf inzwischen ungefähr 400 bis 600 Unterrichtsstunden, was in der Spitze etwa einem halben Schuljahr entspricht. Auch wenn der Distanz- und Wechselunterricht nach großen Anfangsschwierigkeiten jetzt deutlich besser läuft, muss konstatiert werden, dass die durchschnittlichen Lernfortschritte dort geringer sind. Allerdings werden auch große Unterschiede deutlich, zwischen Kindern und Jugendlichen, die inzwischen gut mit dem Distanzlernen zurechtkommen, und einem nicht unerheblichen Teil, der inzwischen deutlich hinter der notwendigen Lernprogression liegt.

Dies hat sehr unterschiedliche Gründe. Teilweise liegt es an der technischen Ausstattung, an nicht zur Verfügung stehenden Geräten im Elternhaus. Betroffen sind vor allem auch jüngere Kinder, denen elterliche Unterstützung aus welchen Gründen auch immer fehlt, Schülerinnen und Schüler mit einem besonderen Förderbedarf, mit Handicaps, mit grundsätzlichen Sprachdefiziten, mit Migrationshintergrund oder auch Jugendlichen, deren Leistungsmotivation und Bildungswillen aus anderen Gründen nur gering ausgeprägt ist.

Es würde aber viel zu kurz greifen, den Blick allein auf die entstandenen Wissens- und Kompetenzdefizite in einzelnen Fächern oder auf bestimmte besonders benachteiligte Schülergruppen zu richten. Die schulische Bildung hat durch Corona und die Folgen insgesamt Schaden genommen, die Effektivität von Distanzunterricht hat generell die Wirksamkeit von Präsenzunterricht nicht erreicht. Dazu kommt, dass vieles von dem ausgefallen ist, was schulische Bildungs- und Erziehungsprozesse über die Bildungsinhalte hinaus ausmacht: Gemeinschaftsveranstaltungen, Projekte, musische Bildung (Schultheater, Kunstausstellungen, Musikfeste), Exkursionen, Studienfahrten, Wettbewerbe, Berufsorientierungsveranstaltungen und Schüleraustausch. Was wir also in Deutschland brauchen, ist nicht nur ein Nachholprogramm für eine bestimmte Gruppe, sondern ein umfassendes Bildungsaktivierungs- und Lernförderprogramm, von dem alle Schülerinnen und Schüler profitieren können.

Grundsätzlich lautet aber die Herausforderung, alles zu tun, damit die negativen Folgen von Corona die Zukunfts- und Bildungschancen von Kindern und Jugendlichen nicht nachhaltig beeinträchtigen.

Bildungspolitik noch ohne tragfähiges Zukunftskonzept

Zunächst sind viele Landesregierungen davon ausgegangen, dass die Phase der Schulschließungen und des Distanzunterrichts so kurz sein werden, dass eine begleitende, auf dem Prinzip der Freiwilligkeit beruhende Zusatzförderung von wenigen Stunden ausreichen würde, die entstandenen Bildungsrückstände relativ schnell wieder auszugleichen. Tatsache ist, dass die Lehrkräfte bisher zu keinem Zeitpunkt die Möglichkeit hatten, unter den gegebenen Umständen diese Ausgleichsaufgabe wahrzunehmen.

Ansonsten beschränken sich Schulministerien und Landesregierungen derzeit weitgehend auf Versuche, unzumutbare Härten zu verhindern, bisherige Leistungserhebungs-, Lehrplan- und Versetzungsregelungen zu flexibilisieren oder auch außer Kraft zu setzen sowie Abschlussprüfungen zu verschieben und in Teilen anzupassen. Das ist im Grundsatz nicht zu kritisieren, solange dies nicht zu einem Niveauabsenkungs- und Erleichterungswettbewerb führt, der neue Bildungsungerechtigkeiten zur Folge hat. Allerdings leistet dies im Hinblick auf den notwendigen Ausgleich der Lerndefizite keinen Beitrag und bleibt letzten Endes ein Herumdoktern an den Symptomen.

Bleiben diese Maßnahmen isoliert und folgt ihnen kein Ausgleich, drohen dauerhafte Nachteile. Sollten auch im nächsten Schuljahr wieder – wie schon im letzten Schuljahr – Kinder und Jugendliche unabhängig von ihren Leistungen in die nächste Jahrgangsstufe versetzt werden, laufen diese Gefahr, den Anschluss endgültig zu verpassen und den angestrebten Abschluss nicht zu schaffen. Andernfalls müssten dauerhaft Bildungsstandards und Prüfungsniveaus abgesenkt werden, was dazu führen würde, dass viele Schulabgänger in den nächsten Jahren mit einem geringeren Rüstzeug und Kenntnisstand die Schulen verlassen.

Untaugliche Problemlösungs-Vorschläge

Inzwischen häufen sich Vorschläge, die zu grundsätzlichen Eingriffen in den zeitlichen Ablauf des Schulbetriebs auffordern, um die Lerndefizite aufholen zu können.

Gefordert werden etwa eine Kürzung oder auch Streichung von Ferienzeiten, die Einführung von Samstagsunterricht, die Verlängerung des Schuljahres bis Weihnachten sowie die komplette Streichung und Wiederholung des aktuellen Schuljahres.

Alle diese Vorschläge sind weitgehend untauglich, das Grundproblem zu lösen, also die Schülerinnen und Schülern nach Bedarf wieder an das zu erreichende Leistungsniveau heranzuführen.

Ferienkürzungen und Samstagsunterricht würden zu einer weiteren Überforderung und Überlastung aller Betroffenen führen, also von Lehrkräften, Schülern und Eltern, die schon jetzt an der Belastungsgrenze stehen. Die Verlängerung oder Streichung des Schuljahres würde dazu führen, dass die gesamte Bildungskette, der jährliche Übergang vom Kindergarten zur Primarstufe, von Grundschulen an weiterführende Schulen und von weiterführenden Schulen ins Berufsleben und an Hochschulen unterbrochen würde – mit weitreichenden Folgen für den gesamten Wirtschaftsprozess und im Falle eines zusätzlichen Schuljahres für alle mit einem massiv erhöhten Lehrerbedarf, der nicht aufzufangen ist.

Der Kernpunkt aber ist: Alle diese Vorschläge scheren alle Schülerinnen und Schüler über einen Kamm, sie sind viel zu undifferenziert und werden damit der eigentlichen Herausforderung nicht gerecht. Notwendig ist ein zwar umfassendes, aber differenziertes und flexibles, längerfristig angelegtes Lern- und Bildungsförderungskonzept, angepasst an die unterschiedlichen Bedarfslagen je nach Schülerklientel, Altersstufe und Schulart. Grundsätzlich gehen wir davon aus, dass die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mit dem Distanzunterricht inzwischen gut zurechtkommt, so dass bei diesen zwar keine basalen Lernlücken aufgetreten sind, trotzdem aber auch besonderer ergänzender Förderbedarf sinnvoll sein kann. Es geht aber auch darum, Kinder und Jugendliche verstärkt in den Bereichen Angebote zu machen und für einen Ausgleich zu sorgen, die in Pandemiezeiten grundsätzlich zu kurz gekommen sind, also z.B. Projektwochen, musische Bildung, Sport, Wahlangebote, Schüleraustausch und Studienfahrten.

Dafür ist die Bereitstellung erheblicher, zusätzlicher Personal-, Zeit- und Finanzressourcen dringend erforderlich.

Feststellung des Lernbedarfs

Insgesamt brauchen wir in allen Bundesländern dringend ein Gesamtkonzept: Kindern und Jugendlichen, die während der Schulschließungen kaum erreicht wurden, muss eine besondere Förderung und Unterstützung im Schulalltags angeboten werden. Doch auch diejenigen, die nur begrenzte Hilfe nötig haben, dürfen nicht übersehen werden. Um den Umfang der notwendigen Maßnahmen bestimmen zu können, ist eine Bestandsaufnahme nötig und zwar so rechtzeitig, dass bis zum Ende des Schuljahres genügend Zeit bleibt für eine intensive Beratung von Schülern und Eltern, welche Form der Unterstützung sinnvoll und notwendig ist. Den Aufwand dafür kann man gering halten, da es nicht um eine fein differenzierte Leistungserhebung, sondern lediglich um die Identifizierung größerer grundsätzlicher Wissenslücken und Kompetenzdefizite geht.

Begleitende Zusatzförderung an Schulen

Schon vor Corona gab es Förderprogramme, die neben einer inhaltlich pädagogischen Konzeption auch und gerade die personelle Ressourcenfrage in den Fokus genommen haben. Wir brauchen inhaltlich ein individualisiertes Förderangebot, das auf der pädagogischen und sozialen Fachkompetenz der Lehrkräfte vor Ort aufbaut. Durch den massiven Lehrkräftemangel an unseren Schulen ist dies allerdings nur mit dem vorhandenen Personal- und Planstellenbestand zusätzlich nicht leistbar.

Mehr Flexibilität und Eigenverantwortung der Einzelschulen

Wir fordern deshalb dringend, den Schulleitungen mehr Flexibilität und Eigenverantwortung einzuräumen. Es muss den Schulen ermöglicht werden, zumindest vorübergehend zusätzlich zu den im Rahmen des fest zugewiesenen, an die Stundenpläne und Fächer gebundenen Unterrichtsbudgets besondere Schwerpunktsetzungen vornehmen zu können, also beispielsweise in Lerngruppen und Fächern mit einem hohen Nachholbedarf durch Teilung und Differenzierung mit Hilfe einer integrierten Lehrerreserve. Im Rahmen einer solchen flexiblen Stundentafel könnte jede Schule bedarfsorientiert und flexibel auf unterschiedliche Förderbedarfe reagieren. Die im Gegenzug notwendigen Kürzungen in anderen Lernangeboten und Fächern dürfen aber nicht dazu führen, dass die zentralen Lehrplanziele dort nicht erreicht werden.

Durch Krisensituationen wie jetzt in der Pandemie kommen Schulen meist besser, wenn ihnen mehr Freiraum zur Verwirklichung eigener, passgenauer Lösungen zugestanden wird.

Gewinnung von zusätzlichen Personalressourcen

Zusätzliche Förderangebote am Nachmittag oder im Rahmen eines binnendifferenzierten Unterrichts mit zwei Lehrkräften in einer Klasse setzen voraus, dass dafür mehr Personal zur Verfügung steht.

Um den generellen Lehrkräftemangel, kurzfristig und zeitlich befristet in der Coronakrise auszugleichen und darüber individualisierte Fördermöglichkeiten durch pädagogisch geschultes Fachpersonal in Kleingruppen anbieten zu können, sieht der DL folgende Möglichkeiten:

  • Lehramtsstudierende gewinnen, denen die erteilten Unterrichtsstunden und Betreuungsaufgaben bezahlt sowie als Schulpraktika anerkannt werden,
  • pensionierte Lehrkräfte zurückholen durch angemessene Vergütungsbedingungen bis hin zur Möglichkeit einer dauerhaften Erhöhung der Pension,
  • Teilzeitkräfte zur freiwilligen Aufstockung durch attraktive Rahmenbedingungen motivieren.

Lernförderung durch außerschulische Bildungspartner

In dieser außergewöhnlichen Situation und auch in Zukunft kann es hilfreich sein, wenn Schulen bei der Lernförderung durch externe Partner und Institutionen mit Angeboten unterstützt werden, bzw. mit Bildungspartnern zusammenarbeiten. Voraussetzung dafür ist, dass nicht nur die Finanzierung dieser Zusatzangebote durch Bund und Länder gesichert, sondern auch dass eine klare Qualitätskontrolle sowie eine enge Zusammenarbeit mit Lehrkräften und Schulen gegeben sind.

In Frage kommen für diese unterstützende, außerschulische Zusatzförderung folgende Institutionen und Ämter:

  • Volkshochschulen,
  • Familienbildungsstätten,
  • Jugendämter mit Inklusionsangeboten und individuellen Lernhilfen,
  • Jobcenter und Sozialämter mit Leistungen wie Bildung und Teilhabe,
  • Jobcenter und Jugendämter im Verbund für Angebote für Berufsschüler/innen,
  • Gesundheitsämter und Krankenkassen mit präventiven lernsteigernden Angeboten,
  • freie Jugendhilfeträger mit individuellen Hilfen für alle Altersgruppen,
  • Anbieter von Nachhilfekursen,
  • Anbieter von Lernplattformen,
  • Personen in Nebentätigkeit, wie Lehramtsstudierende,
  • freie Anbieter mit Mentoringprogrammen in denen außerschulischen Personen bei Vorliegen bestimmter Voraussetzungen für eine enge Begleitung von Schülerinnen und Schülern mit einem besonders großen Nachholbedarf gewonnen werden.

Diese Institutionen als Bildungspartner sollen mit ihren Fachkräften wie Schulsozialarbeiter/innen, Inklusionsfachkräfte, Schulpsychologen, Bildungsfachkräfte mit medizinisch-pflegerischer Grundausbildung Maßnahmen und Angebote passgenau für den Schulbereich entwickeln.

Ein zusätzliches freiwilliges Lernjahr

Ein Teil der Schülerinnen und Schüler hat seit dem ersten Lockdown und auch während der derzeitigen Schulschließungsphase erhebliche Lerndefizite angesammelt, die zwei Schuljahre betreffen und kaum mehr bis Schuljahresende aufgeholt werden können. Hier besteht die große Gefahr, dass diese Kinder und Jugendlichen auch mit einer begleitenden Zusatzförderung im nächsten Jahr den Anschluss nicht mehr schaffen können und werden.

Auf der Grundlage einer Bestandsaufnahme über den Förderbedarf und der anschließenden intensiven Beratung der Eltern und Schüler, ob und in welcher Form ein freiwilliges zusätzliches Lernjahr Sinn macht, wird dann eine Entscheidung über die Wahrnehmung dieses Zusatzjahres getroffen.

Der DL sieht hierzu zwei Möglichkeiten:

  • Individuelles freiwilliges Wiederholen mit Befreiung von den negativen Folgen einer Pflichtwiederholung sowie eine integrierte Zusatzförderung bei Defiziten aus dem vorangegangenen Schuljahr,
  • Das Angebot für Kinder und Jugendliche in eigenen Lerngruppen das Schuljahr zu wiederholen mit einem angepassten Lehrplan, der in erster Linie darauf gerichtet ist, die Lernrückstände, die in zwei Jahren entstanden sind, systematisch abzubauen.

Weil der Lehrermehrbedarf für die Wiederholungsjahre nur in kleinen Schritten, verteilt über ca. 10 Jahre anfallen wird, muss dieses Modell nicht am allgemeinen Lehrermangel scheitern.

Finanzierung und Langfristigkeit

Um diese Herkulesaufgabe schultern zu können, die langfristigen Zukunfts- und Bildungschancen unserer Kinder und Jugendlichen in der Schule trotz und nach Corona zu sichern, bedarf es auch finanziell einer großen Kraftanstrengung, die am besten gemeinsam von Bund und Ländern, analog dem Digitalpakt, zu schultern ist.

Wir fordern dazu ein Lern- und Bildungsförderprogramm in Höhe von mindestens zwei Milliarden Euro allein für den Zeitraum bis Sommer 2022. Ob eine Verlängerung notwendig ist, muss rechtzeitig vor Ende des nächsten Schuljahres geprüft werden.

Verantwortlich: Präsidium des Deutschen Lehrerverbands, April 2021

Download als PDF:

Lernförderkonzept DL_April_2021

Veröffentlicht unter Presse

Früher impfen, mehr testen, Stufenpläne verabschieden!

Deutscher Lehrerverband fordert mehr Gesundheitsschutz an Schulen und ein Gesamtkonzept zum Ausgleich von Lerndefiziten!

Über die Weigerung der Ständigen Impfkommission, Lehrkräfte bei den Impfungen mehr zu priorisieren, zeigen sich die im Deutschen Lehrerverband organisierten Lehrerverbände (DPhV, VDR, BvLB und KEG) sehr enttäuscht.

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, betonte: „Es geht nicht darum, dass Lehrkräfte eher als alte Menschen geimpft werden wollen. Aber wenn es unserer Gesellschaft wichtig ist, Kinder baldmöglichst wieder zurück in unsere Schulen zu holen und diese zu sicheren Orten zu machen, dann darf man mit der Impfung von Lehrkräften nicht so lange warten, bis dieses Schuljahr vorbei ist.“ Leider habe aber der Appell der Bundeskanzlerin, die Impfpriorität von Lehrkräften zu überprüfen, bislang bei den zuständigen Behörden keinerlei Wirkung gezeigt, so Meidinger.

Er verwies auf eine aktuelle Studie der TU Berlin, wonach das Risiko, sich im Präsenzunterricht in vollen Lerngruppen an Schulen anzustecken, um ein Mehrfaches höher sei als in Supermärkten, in Großraumbüros und in Museen oder bei Kulturveranstaltungen.

Der Deutsche Lehrerverband mahnte aber auch dringend an, weitere Maßnahmen zum besseren Gesundheitsschutz an Schulen zu ergreifen. DL-Vorsitzender Meidinger nannte neben einem an das regionale Infektionsgeschehen gekoppelten Hygienestufenplan eine qualifizierte Maskenpflicht in Klassenräumen mit chirurgischen Atemschutzmasken als Mindeststandard, regelmäßige Schnell-Selbsttestungen von Lehrkräften und Schülern wie in Österreich sowie die flächendeckende Ausrüstung von schlecht belüftbaren Unterrichtsräumen mit Raumluftfilteranlagen. Er betonte: „Nur mit einem solchen Gesundheitsschutzpaket lassen sich Schulöffnungen derzeit verantworten, wenn wir nicht wollen, dass Mutationsvarianten, die sich unter Kinder und Jugendlichen besonders stark verbreiten, den gerade anlaufenden Schulbetrieb schnell wieder lahmlegen.“

Als wenig durchdacht und auch in der Sache kontraproduktiv hat Meidinger die Forderung nach Einführung eines verpflichtenden Samstagsunterrichts bis zum Schuljahresende bezeichnet: „Zum einen kommt die Mehrheit der Schülerinnen und Schüler mit dem Distanzunterricht inzwischen gut zurecht, so dass bei diesen kaum große Lernlücken auftreten. Für die Gruppe von Kindern und Jugendlichen, die wir im Distanzunterricht nicht erreichen, nützt auch digitales Lernen am Samstag nichts. Wir erleben gerade eine äußerst anstrengende Schulphase für Lehrkräfte, Schüler und Eltern, die von allen Beteiligten deutlich mehr Einsatz als sonst erfordert. In einer solchen Situation jetzt noch die notwendige Verschnaufpause am Wochenende zusammenstreichen zu wollen, ist absolut kontraproduktiv. Mit der gegenwärtigen Schulrealität haben solche Vorschläge wenig zu tun!“

Meidinger forderte allerdings von der Bildungspolitik in allen Bundesländern ein Gesamt-konzept ein, wie man die Kinder und Jugendlichen, die während der Schulschließungen kaum erreicht wurden, so fördern könne, dass sie wieder den Anschluss erreichen. Ein sinnvoller Baustein eines solchen Konzepts sei neben dem freiwilligen Wiederholen das zusätzliche schulische Angebot besonderer individueller Förderung in überschaubaren Lerngruppen. Voraussetzung dafür seien Lernstandserhebungen und eine intensive Beratung der gefährdeten Schüler. Der DL-Präsident abschließend: „Wir teilen die Einschätzung absolut nicht, dass dieses Schuljahr für die Mehrheit der Kinder verloren ist. Aber es sind zusätzliche Anstrengungen nötig, um für leistungsschwächere Kinder trotz Corona eine erfolgreiche Fortsetzung der Schullaufbahn und das Erreichen des angestrebten Abschlusses zu sichern.“

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Heinz-Peter Meidinger unter 0160 – 52 75 608.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Veröffentlicht unter Presse

Einladung zum Literarischen Salon:

Virtuelle Diskussion mit dem Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes und Autor Heinz-Peter Meidinger: „Was läuft schief an deutschen Schulen?“

Ort

Virtuelle Veranstaltung via Zoom

Termin

Dienstag, 23. Februar 2021 – 19:00 – 20:00 h

Hinweise zum Termin

Heinz-Peter Meidinger, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, ist, nicht zuletzt seit Beginn der Coronapandemie, Deutschlands gefragtester Schulpolitikexperte. Jetzt veröffentlichte er seine Streitschrift „Die 10 Todsünden der Schulpolitik“. Ganz aktuell geht es dabei auch um das „katastrophale Krisenmanagement bei der Bewältigung der Corona-Pandemie an Schulen„, aber auch um die ungelösten Probleme, die der aktuelle Ausnahmezustand einerseits schonungslos auf-, zum Teil aber auch vorübergehend zugedeckt hat. Ein Thema das uns alle gleichermaßen betrifft, Lehrer/innen, Eltern und Schüler/innen!

Christine Büttner, Radioredakteurin und Fernsehmoderatorin, spricht mit Heinz-Peter Meidinger über sein Buch „Die 10 Todsünden der Schulpolitik“ und seine Reformvorschläge. Gerne antwortet Herr Meidinger auch auf das, was Sie konkret wissen möchten. Senden Sie uns Ihre Fragen doch gleich bei der Anmeldung zu.

Die Teilnahme ist kostenlos.

Anmeldung unter veranstaltungen-claudius@epv.de.

Die Teilnehmer erhalten vor der Veranstaltung eine Einladung mit den Zugangsdaten.