Digitale Teilhabe ist Realität und muss gelernt werden

Statement von Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands: 

„Eine gesetzliche Altersgrenze für soziale Medien klingt verlockend, ist aber weder realistischerweise umsetzbar noch sinnvoll. Wir alle leben längst in einer digitalen Welt – Kinder und Jugendliche müssen lernen, sich dort sicher und verantwortungsvoll zu bewegen. Pauschale Verbote helfen dabei nicht weiter.

Zudem nutzen viele Familien Social Media, um miteinander in Kontakt zu bleiben – auch über Generationen hinweg. Das gilt für Kinder, deren Verwandte in einem anderen Teil von Deutschland wohnen, genauso wie für geflüchtete Kinder, die mit ihrem Vater in der ukrainischen Armee oder mit ihren Großeltern in Aleppo kommunizieren. Ein Verbot wäre kaum umsetzbar und greift unnötig in den Alltag ein.

Stattdessen braucht es eine gezielte Förderung von Medienkompetenz – in den Familien, aber vor allem in den Schulen. Politik und Bildungseinrichtungen müssen hier Verantwortung übernehmen, auch in der Lehrerausbildung und mit besserer Ausstattung. Das Suchtpotenzial von Internet und Social Media als „Digital Crack“ spüren die Erwachsenen ebenso wie die Kinder und Jugendlichen – viele haben schon erlebt, dass sie mehr Zeit online verbringen als geplant. Da kann allerdings nicht die Lösung sein, den Jugendlichen plötzlich mit dem 16. Geburtstag den Zugang zu eröffnen, sondern Kindern und Jugendlichen entsprechend ihrem Alter an eine immer eigenverantwortlichere Nutzung des Internets und der verschiedenen Online-Dienste – auch Social Media – heranzuführen.

Eltern haben dabei einerseits eine Vorbildfunktion in ihrem eigenen Gebrauch des Internets und eine begleitende Erziehungsrolle. Die Politik wiederum muss diese Aufgabe in der Lehrerausbildung und in der personellen Ausstattung der Schulen berücksichtigen.

Social Media-Dienste wie Youtube sind auch wichtige Lernorte – neben zusätzlichen Erklärungen von Schulinhalten können Kinder und Jugendliche dort auch Anleitungen und Inspiration für verschiedene Hobbies finden. Challenges auf Tiktok können sowohl harmlos und gemeinschaftsbildend sein – z.B. in den Bereichen wie Musik und Tanz – als auch schädlich: Wichtig ist hier, den Kindern und Jugendlichen eine gute Urteilsfähigkeit zu vermitteln, die sie genauso brauchen, wenn es um Mutproben in ihrer Peergroup vor Ort geht.

Wir sollten nicht ständig diskutieren, was Kindern verboten wird – sondern was wir ihnen ermöglichen. Mehr Freizeitangebote, mehr sichere Online-Räume, mehr Bildung. Denn digitale Teilhabe ist Realität – und die muss man lernen, nicht verbieten.“

Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Stefan Düll über presse@lehrerverband.de bzw. über 0151-10926848.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

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Trauer und Bestürzung über den Amoklauf im österreichischen Graz

Mit Bestürzung und Trauer reagiert der Deutsche Lehrerverband auf die Medienberichte von einem Amoklauf an einer Schule im österreichischen Graz. DL-Präsident Stefan Düll: „Wir sind fassungslos und denken mit Trauer und Mitgefühl besonders an die Opfer und ihre Angehörigen – und an alle Mitglieder der Schulfamilie am Bundesoberstufenrealgymnasium in Graz.“

Der Verbandspräsident fährt fort: „Unweigerlich gehen in einer solchen Situation die Gedanken an die Schulen, an denen wir arbeiten, die unsere Kinder und Jugendlichen besuchen. Die Wahrscheinlichkeit eines Amoklaufs ist gering, aber nicht völlig ausgeschlossen.“

Stefan Düll erläutert, dass seit den Amokläufen von Erfurt und Winnenden Schulen und Schulleitungen sich intensiv mit dem Thema beschäftigten. In Zusammenarbeit mit Polizei und Schulträgern erstelle jede Schule Sicherheitskonzepte, die auf die Schule und ihre baulichen Besonderheiten zugeschnitten seien, diese würden jährlich aktualisiert.

„Das Verhalten im Ernstfall einer Gefahrensituation wird in Grundzügen geübt. Da es nicht die eine Amoklage gibt, gibt es keine einheitlichen Szenarien“, führt der DL-Präsident aus. „Als Grundregeln gelten das Verbarrikadieren im Unterrichtsraum bei Schüssen oder Amokalarm. In modernen bzw. modernisierten Schulgebäuden gibt es inzwischen oft Lautsprechersysteme für Durchsagen und Telefone in Klassenräumen, um die Kommunikation auch ohne Handy zu sichern.

Schulen sollten mit Krisenplänen und Kriseninterventionsteams vorbereitet sein. Diese Teams erhalten Schulungen und bilden sich regelmäßig weiter und tauschen sich aus. Neben Amokläufen reagieren sie auch auf andere Krisensituationen im Schulumfeld, z.B. bei schweren Unfällen oder Naturkatastrophen. Informationen etwa über Erste-Hilfe-Trainings oder Verhalten in verschiedenen Notsituationen werden im Rahmen von Konferenzen und internen Fortbildungen an die Lehrkräfte eines Kollegiums weitergegeben.“

Stefan Düll schlägt vor: „Aus meiner Sicht wäre es gut, wenn jede Schule einen Sicherheitsbeauftragten hat, der alle Aspekte von Sicherheit an einer Schule koordiniert und pädagogisch unterfüttert. Das geht von der Verkehrssicherheit, Gesundheitsförderung und Prävention über Unfall- und Brandschutz bis zu Katastrophenlagen. Auch der regelmäßige Kontakt zu den Blaulichtorganisationen würde über diese Person laufen. Für diese Aufgaben braucht es Entlastung von der Unterrichtstätigkeit, wie es sie für den Datenschutzbeauftragten vielfach gibt. Die Sicherheit von Leib und Leben sollte uns hier mindestens so wichtig sein wie der Schutz von Daten.“

Im Hinblick auf Vorschläge wie Eingangskontrollen mit Wachpersonal und Scannern, wie sie in den USA verbreitet sind, weist der Verbandspräsident darauf hin, dass solche Sicherungen im Widerspruch stehen zum sehr freiheitlichen Verständnis von Schule bei uns: „Es gibt keine unüberwindbaren Zäune oder Maschendraht, Lernende verlassen in der Mittagspause, in Freistunden oder im Sportunterricht das Schulgebäude. Leider zeigen die Amokläufe in den USA, dass selbst starke Sicherheitsmaßnahmen nicht alle Amokläufe verhindern. Wer eine solche Tat plant, oft von langer Hand, findet Wege, die Sicherheitsmaßnahmen zu umgehen.“

DL-Präsident Stefan Düll betont: „Aus meiner Sicht entscheidend ist daher eine andere Art der Prävention: Schulen müssen mit ausreichend Lehrkräften sowie Sozialpädagogen, Jugendarbeiter und Schulpsychologen ausgestattet sein, um auf Auffälligkeiten aller Art zu achten und rechtzeitig eingreifen zu können, wenn Schülerinnen und Schüler Probleme haben. Manchmal kommen erste Hinweise auch von Mitschülern, die sich über Aussagen oder das Verhalten anderer Kinder und Jugendlicher Sorgen machen. Wesentlich dafür ist ein gutes respekt- und vertrauensvolles Schulklima. Ich plädiere sehr dafür, die Schulen mit ausreichend Fachpersonal auszustatten. Wir wissen nicht, ob und wie viele Amokläufe durch diese Art der Prävention verhindert werden, doch die Investition in die emotionale und psychische Gesundheit und Sicherheit von Kindern und Jugendlichen lohnt sich in jedem Fall.“

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Deutscher Lehrerverbands: Keine Experimente bei der Beamtenversorgung

Der Deutsche Lehrerverband (DL) lehnt den Vorschlag von Bundesarbeitsministerin Bärbel Bas (SPD) nach Einbeziehung der Beamtinnen und Beamten in die gesetzliche Rentenversicherung entschieden ab. DL-Präsident Stefan Düll betont: „Das bewährte Pensionssystem ist verfassungsrechtlich geschützt und sichert die Attraktivität des öffentlichen Dienstes. Experimentelle Schnellschüsse, die die Rechtssicherheit gefährden und neue Haushaltsrisiken durch Doppelbelastungen schaffen, sind keine Lösung für die Rentenprobleme.“

Die vom Berufsbeamtentum geforderte besondere Loyalität zum Staat – etwa Streikverbot, Neutralitätspflicht und Verfassungstreue – ist untrennbar mit dem verfassungsrechtlich geschützten Alimentationsprinzip und mit der Pensionsversorgung verknüpft. Eine Umstellung würde zudem zu erheblichen finanziellen Mehrbelastungen für Bund und Länder führen, ohne die Rentenkasse strukturell zu entlasten.

„Angesichts des Lehrkräftemangels müssen wir zusehen, dass wir die Attraktivität des Lehrkräfteberufs beibehalten und steigern und nicht mindern“, hebt Düll hervor. „Die Unsicherheit bei der Versorgung, die eine solche Umstellung zur Folge hätte, würde sicherlich nicht mehr, sondern eher weniger junge Menschen bewegen, den Beruf als Lehrkraft für sich in den Blick zu nehmen. Wie wichtig der Beamtenstatus der Lehrkräfte für die Schulen und Schülerinnen und Schüler ist, zeigt sich aktuell in Berlin, wo in der GEW organisierte Lehrkräfte, die einen Angestelltenstatus haben, ausgerechnet in der Zeit der Abitur- und MSA-Prüfungen streiken.“

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DL-Präsident Stefan Düll zur Einordnung der AfD als gesichert rechtsextremistisch:

„Lehrkräfte sind zur Verfassungstreue verpflichtet!“

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, betont nach der Einordnung der AfD als gesichert rechtsextremistische Partei durch das Bundesamt für Verfassungsschutz: „Es versteht sich von selbst, dass nach der Einordnung der AfD als gesichert rechtsextremistische Partei nicht zur Tagesordnung übergegangen werden kann. Bund und Länder müssen für den gesamten öffentlichen Dienst prüfen, wie sie damit bei bereits Beschäftigten wie bei Neueinstellungen umgehen. Die Unvereinbarkeit von rechtsextremistischer AfD-Mitgliedschaft und Verfassungstreue liegt auf der Hand: Beamtinnen und Beamte leisten einen Diensteid auf Grundgesetz und ggf. Landesverfassung, und auch die Angestellten des öffentlichen Dienstes haben eine Dienstpflicht zur Verfassungstreue.“

Düll weist auf den besonderen Bildungs- und Erziehungsauftrag der Lehrkräfte hin: „Extremistinnen und Extremisten haben daher im Schuldienst nichts zu suchen. Bei der Neueinstellung ist die Mitgliedschaft in politisch oder religiös extremistischen verfassungsfeindlichen Organisationen abzufragen. Bei den bereits angestellten und verbeamteten Lehrkräften gehe ich davon aus, dass es sich um Einzelfälle handelt, die eine AfD-Mitgliedschaft haben. Die Ansprüche an Beamtinnen und Beamten sind hoch: Bewerberinnen und Bewerber für die Verbeamtung müssen sich „durch ihr gesamtes Verhalten zu der freiheitlichen demokratischen Grundordnung im Sinne des Grundgesetzes bekennen und für deren Erhaltung eintreten“ (Bundesbeamtengesetz §60 bzw. Beamtenstatusgesetz § 33).“

Düll führt weiter aus: „Angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre ist Demokratie- und Wertebildung ein sehr wichtiges Thema. Wie sie am besten umgesetzt werden kann, wird nicht nur an den Schulen, sondern auch in vielen Veranstaltungen des Bildungsbereiches diskutiert. Der Deutsche Lehrerverband hat dazu im März in Wittenberg gemeinsam mit dem DPhV und mit der Landeszentrale für Politische Bildung Sachsen-Anhalt eine stark nachgefragte Weiterbildungstagung veranstaltet. Inhaltlich ist die Beschäftigung mit dem Grundgesetz ein guter Ansatz, um über die Grundlagen unseres gesellschaftlichen Zusammenlebens mit den Schülerinnen und Schülern ins Gespräch zu kommen. Die Auseinandersetzung mit dem Grundgesetz sollte daher auch verpflichtender Teil der Lehrkräfteausbildung sein, wie unser Mitgliedsverband DPhV fordert. Auf der praktischen Ebene ist der Umgang mit digitalen Medien ein wichtiger Aspekt der Demokratiebildung, damit die Kinder und Jugendlichen lernen, Quellen einzuschätzen, Algorithmen zu verstehen und nicht auf Fake News und AI-Konstrukte hereinzufallen.“

Das Thesenpapier des Deutschen Lehrerverbandes und seiner Mitgliedsverbände DPhV, VDR, BvLB und KEG „Die Bedeutung von Demokratie- und Wertebildung in Schulen“ finden Sie auf der Webseite des Deutschen Lehrerverbands: https://www.lehrerverband.de/thesenpapier-des-deutschen-lehrerverbandes-und-seiner-mitgliedsverbaende-dphv-vdr-bvlb-keg/.  

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Ausgewiesene Bildungsexpertin zur Bundesbildungsministerin nominiert

 

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands, gratuliert der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien

Der Deutsche Lehrerverband gratuliert der schleswig-holsteinischen Bildungsministerin Karin Prien zur Nominierung als Bundesbildungsministerin. „Wir wünschen ihr für diese Tätigkeit viel Kraft und gutes Gelingen!“, sagt Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbands. „Sie ist eine kenntnisreiche Bildungspolitikerin und ausgewiesene Bildungsexpertin, mit der immer ein guter, sachlicher Austausch auf Landes- und Bundesebene in Fragen der Bildungspolitik möglich ist.“

Seit 2017 leitet sie das Bildungsministerium in Schleswig-Holstein und ist auf Bundesebene als Koordinatorin der B-Länder der Bildungsministerkonferenz BMK aktiv, 2022 hatte sie das Amt der Präsidentin der KMK inne. „Sie kennt daher sehr genau die Anliegen der Schulen, Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte auf Landesebene, wo die Entscheidungen in der Bildungspolitik getroffen werden, und die Suche nach gemeinsamen Konzepten, Programmen und Empfehlungen, die auf der Bundesebene der Bildungsministerkonferenz stattfindet“, betont Düll.

„Wir erwarten nach Bildung der neuen Bundesregierung einen zügigen Beschluss des Bildungsministeriums gemeinsam mit der BMK für einen Digitalpakt 2.0. Beschluss und damit Umsetzung eines fortgesetzten Digitalpakts wurden von der bisherigen Bundesregierung verzögert, so dass viele Schulen in ihrem Digitalisierungsprozess vor Problemen der Anschlussfinanzierung stehen. Frau Prien als neue Bildungsministerin kennt die Kolleginnen und Kollegen und die Abläufe der BMK, so dass sich das Bildungsministerium auf Bundesebene und die Länder hoffentlich zum Wohle der Sache schnell einigen werden.

Wir setzen darauf, dass Frau Prien als neue Bildungsministerin im Bundeskabinett für den Bereich der schulischen Bildung Mittel aus den zusätzlichen Infrastrukturgeldern sichern wird. Dies ist notwendig für den Bereich des Digitalpakts, der für die neue Laufzeit auf mindestens 10 Milliarden aufgestockt und danach verstätigt werden sollte. Ein weiterer wichtiger Bereich ist die Schulbausanierung bzw. Schulneubau, hier gibt es bundesweit einen Investitionsstau von 55 Milliarden. Da die Kommunen als Schulträger finanziell sehr unterschiedlich ausgestattet sind, braucht es auch hier Bundesmittel für ein Sanierungsprogramm“, fordert Düll.

„Die eigentliche Bildungspolitik wird auf Länderebene entschieden, auf Bundesebene gibt es Raum für zusätzliche Initiativen und Förderprogramme, wie die Fortsetzung des Startchancen-Programm für Schulen mit einem hohen Anteil sozial benachteiligter Schülerinnen und Schüler. Durch die Zusammenlegung der Bildung u.a. mit den Bereichen Familie und Jugend wird der soziale Aspekt der Bildung betont. Ministerin Prien wird sicher auch den Qualitätsaspekt der Bildung im Blick behalten, damit Abschlüsse nicht nur auf dem Papier zu einer Berufsausbildung oder zu einem Studium befähigen.

Nachdem das bisherige BMBF nun auf ein Bildungsministerium zuständig für den Schulbereich und ein Forschungsministerium für den Bereich der Hochschulen aufgeteilt worden ist, ist es wichtig, dass der Blick auf die Qualität der Lehrkräftebildung auf Bundesebene nicht unter den Tisch fällt. Für eine Fortsetzung der Qualitätsinitiative Lehrkräftebildung (ein Programm des BMBF von 2014 bis 2024) setzen wir auf eine enge Zusammenarbeit der neuen Ministerien für Bildung und für Forschung“, betont DL-Präsident Düll abschließend.

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Thesenpapier des Deutschen Lehrerverbandes und seiner Mitgliedsverbände DPhV, VDR, BvLB, KEG

 

Bild: Christian/Pixelio.de

Die Bedeutung von Demokratie- und Wertebildung in Schulen

Demokratie will verteidigt werden. Die freiheitlich-demokratische Grundordnung bildet das Fundament unserer Gesellschaft. Sie garantiert Rechte und Freiheiten, die wir heute als selbstverständlich ansehen – doch diese Werte müssen jeder neuen Generation bewusst gemacht und vermittelt werden. Angesichts aktueller gesellschaftlicher Herausforderungen ist es wichtiger denn je, sich aktiv gegen Intoleranz, Rassismus, Antisemitismus und jede Form von Diskriminierung zu stellen. Solidarität, respektvolles Miteinander und persönliches Engagement sind Grundpfeiler einer lebendigen Demokratie. Es liegt in der Verantwortung der Bildungseinrichtungen, diese Haltungen und Werte zu fördern.

Schulen übernehmen dabei eine zentrale Rolle: Neben der Vermittlung von Wissen sind sie Orte der Persönlichkeitsentwicklung und der Förderung gesellschaftlicher Teilhabe. Sie bieten den Raum, in dem Kinder und Jugendliche lernen, Verantwortung zu übernehmen, verschiedene Perspektiven zu verstehen und demokratische Prozesse aktiv mitzugestalten. Demokratie- und Wertebildung sind daher nicht nur wichtige Bildungsinhalte, sondern auch essenzielle Grundlagen für ein friedliches und respektvolles Miteinander.

Forderungen zur Stärkung der Demokratie- und Wertebildung

Wir, der Deutsche Lehrerverband und seine Mitgliedsverbände DPhV, VDR, BvLB und KEG, fordern die Umsetzung klarer Maßnahmen, um die Demokratiebildung an Schulen nachhaltig zu stärken. Zentral ist dabei die Stärkung des Fachunterrichts in den Fächern Politik, Geschichte und Sozialkunde. Die Inhalte und Kenntnisse dieser Fächer bilden die Basis für eine fundierte Auseinandersetzung mit politischen Prozessen und gesellschaftlichen Konflikten. Stundenkürzungen in diesem Bereich beeinträchtigen nicht nur die Qualität der Bildung, sondern schwächen auch den demokratischen Diskurs. Ergänzend dazu sollte für die Kinder und Jugendlichen der Besuch von Religions- oder Ethikunterricht verpflichtend sein, um eine werteorientierte Auseinandersetzung mit verschiedenen Weltanschauungen zu ermöglichen.

Demokratiebildung sollte jedoch nicht auf einzelne Fächer beschränkt bleiben – sie muss als fächerübergreifende Querschnittsaufgabe verstanden werden. Lehrkräfte aller Fächer sollten die Möglichkeit erhalten, demokratische Werte und Fragen in ihren Unterricht einzubetten. Dies erfordert eine vertiefte Auseinandersetzung mit dem Grundgesetz und seinen Werten im Rahmen der Lehrkräfteausbildung und gezielte Aus- und Weiterbildungsangebote, in welchen Formen diese Kompetenzen im Schulalltag umgesetzt werden können. Außerdem brauchen Lehrkräfte Lernräume, in denen sie ausprobieren und üben können, wie sie auf extremistische Äußerungen im Unterricht reagieren und Diskussionen zu kontroversen Themen sicher moderieren können. Ebenso wichtig ist es, Lehrkräfte zu unterstützen, wenn sie sich gegen Hass, Gewalt und Diskriminierung an ihren Schulen einsetzen. Sie verdienen die uneingeschränkte Rückendeckung der Schulleitungen sowie der Verantwortlichen in Bildungsverwaltung und Politik.

Darüber hinaus sollte die praktische Erfahrung demokratischer Prozesse gefördert werden. Projekte wie Schülerparlamente oder Debattierclubs bieten Schülerinnen und Schülern die Möglichkeit, demokratische Entscheidungsprozesse aktiv zu erleben. Langfristige Kooperationen mit gesellschaftlichen Initiativen gegen Diskriminierung und für Wertevermittlung erweitern den Horizont der Jugendlichen und stärken ihr Verantwortungsbewusstsein. Auch die schulische Sozialarbeit und Schulpsychologie spielen hierbei eine wichtige Rolle, indem sie die Schülerinnen und Schüler in ihrer persönlichen Entwicklung begleiten und unterstützen.

Medienbildung als integraler Bestandteil der Demokratiebildung

In einer Zeit, in der Fake News und Künstliche Intelligenz die Informationslandschaft zunehmend prägen, ist Demokratiebildung ohne Medienbildung undenkbar. Schülerinnen und Schüler müssen lernen, Informationen kritisch zu hinterfragen, Quellen zu prüfen und zwischen Fakten und Meinungen zu unterscheiden. Dafür braucht es ausreichend qualifizierte Lehrkräfte im Bereich Informatik sowie eine umfassende Aus- und Weiterbildung aller Lehrkräfte, um Medienbildung als fächerübergreifendes Thema vermitteln zu können.

Eine zeitgemäße digitale Ausstattung der Schulen ist hierbei unerlässlich. Neben Hardware und einer stabilen IT-Infrastruktur sind Fachkräfte nötig, die Schulen im Umgang mit digitalen Medien unterstützen. Dazu gehört der praktische Umgang mit Medien, der es den Schülerinnen und Schülern ermöglicht, selbst journalistisch tätig zu werden. Kooperationen mit ausgewählten Initiativen aus dem Medienbereich tragen ebenfalls dazu bei, dass Kinder und Jugendliche die Mechanismen der Medienwelt verstehen und kritisch hinterfragen lernen.

Schulen brauchen gesellschaftliche Unterstützung

Die Vermittlung demokratischer Werte und die Förderung eines kritischen Bewusstseins sind zentrale Aufgaben der Schulen – heute mehr denn je. Demokratie- und Wertebildung stärken nicht nur den gesellschaftlichen Zusammenhalt, sondern befähigen junge Menschen, verantwortungsvoll und engagiert an der Gestaltung unserer Zukunft mitzuwirken. Damit dies gelingt, brauchen die Schulen bei dieser Aufgabe die Unterstützung der Gesellschaft, die Unterstützung der gesellschaftlichen Akteure und Institutionen in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Kultur. Zu diesem Netzwerk gehören Eltern, Vereine, Ausbildungsbetriebe, gesellschaftliche Institutionen, Kirchen und andere religiösen Gemeinschaften. Nur so kann unsere demokratische Grundordnung auch für kommende Generationen erhalten werden.

 Bild: christian  / pixelio.de

Sondervermögen Infrastruktur:

Bildung braucht Priorität – Investitionen in die Zukunft unserer Kinder!

Der Deutsche Lehrerverband (DL) und seine Mitgliedsverbände DPhV, VDR, BvLB und KEG begrüßen die Initiative von CDU/CSU und SPD, ein Sondervermögen für Infrastruktur zu schaffen. DL-Präsident Stefan Düll macht jedoch deutlich: „Die Zukunft unseres Landes wird in den Schulen entschieden. Es reicht nicht, nur über Infrastruktur zu sprechen – wir müssen jetzt massiv in Bildung investieren!“

Die Herausforderungen im Bildungsbereich sind enorm, und das geplante Sondervermögen bietet die historische Chance, zentrale Probleme endlich anzugehen. Der DL fordert daher:

1. Digitalpakt 2.0 aufstocken

„Die digitale Transformation unserer Schulen stockt, weil Bund und Länder sich nicht einigen können“, kritisiert Düll. Die bisher geplanten Mittel reichen bei weitem nicht aus. Der DL fordert eine Verdoppelung der Mittel auf 10 Milliarden Euro, um Schulen flächendeckend mit moderner Technik auszustatten und Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler im Umgang damit zu schulen. Im Bereich der Digitalisierung ist es mit einer einmaligen Investition nicht getan, Geräte müssen regelmäßig ersetzt, Lizenzen verlängert werden, außerdem entstehen Personalkosten für die IT-Administration. „Zudem sollte der Online-Unterricht regelmäßig geübt werden, um auf Krisen vorbereitet zu sein. Im Übrigen müssen auch die Umsetzungsrichtlinien so gestaltet sein, dass sie der individuellen Bedarfslage der jeweiligen Schule gerecht werden können“, betont Düll.

2. Sanierungsstau beseitigen, Neubaumaßnahmen anpacken

„55 Milliarden Euro, die für die Sanierung maroder Schulgebäude fehlen, zeigen, welchen geringen Stellenwert die Bildung in Deutschland hat“, so Düll. Der DL fordert eine vollständige Beseitigung des Sanierungsstaus auch unter Berücksichtigung von zeitgemäßer Belüftung und Dämmung im Sinne von Klimaschutz und Klimaresilienz. „Unsere Kinder verdienen eine Umgebung, die sie inspiriert und nicht deprimiert. Auch die Lehrkräfte verdienen eine Arbeitsumgebung, die attraktiv und nicht gesundheitsgefährdend ist. Moderne, gut ausgestattete Schulgebäude, Neubauten, und räumlich an den Ganztag angepasste Gebäude zeigen den Schülerinnen und Schülern, die dort zur Schule gehen, dass ihre Bildung und der Beruf als Lehrkraft wertgeschätzt werden – ein Baustein dafür, dass sich wieder mehr junge Leute für den Beruf als Lehrkraft entscheiden. Eine ausreichende Zahl an Lehrkräften verhindert Unterrichtsausfall – ein wichtiger Aspekt für mehr Bildungsgerechtigkeit auf allen Ebenen.“

Ein Generationenvertrag für die Zukunft

„Diese Investitionen sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“, erklärt Düll. „Nur wenn wir heute in Bildung investieren, können die kommenden Generationen qualifizierte Berufe ausüben, den Wohlstand erhalten und unser Land voranbringen. Wenn die Jungen später die Zeche zahlen sollen, dann müssen sie schon jetzt unmittelbar etwas davon bekommen – deutlich bessere Bildungsbedingungen.“

Der Deutsche Lehrerverband wird die Verwendung des Sondervermögens konstruktiv-kritisch begleiten und sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Bildung den Stellenwert erhält, den sie verdient. „Bildung ist der Schlüssel zu einem starken und gerechten Deutschland von morgen“, so Düll abschließend.

Für Stellungnahmen erreichen Sie die Vertreter der Verbände über folgende Kontakte: DL-Präsident Stefan Düll: presse@lehrerverband.de/0151-10926848DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing: caroline.franke@dphv.de/0155-63166718 VDR-Bundesvorsitzender Ralf Neugschwender: presse@vdr-bund.de/0176-31542332BvLB-Bundesvorsitzender Pankraz Männlein: info@bvlb.deKEG-Bundesvorsitzende Gerlinde Kohl: info@keg-deutschland.de Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne SchirrmacherDominicusstr. 3 – 10823 Berlin – Tel. (030) 70 09 47 76 – E-Mail: info@lehrerverband.de

 

Wie Schulen der Aufgabe nach Demokratie- und Wertebildung gerecht werden können

Wittenberg, 14.03.2025 – Zur Eröffnung der Tagung „Demokratie- und Wertebildung in der Schule“ am heutigen Freitag in der Stiftung Leucorea der Lutherstadt Wittenberg hob Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff in seinem Grußwort die Bedeutung der politischen Bildung und der Schulen bei deren Vermittlung hervor: „Die Demokratie braucht politische Bildung und qualifizierte Lehrkräfte. Schulen sind auch Orte der Demokratiebildung. Es geht nicht nur um Wissenserwerb. Zur Erziehung und Bildung gehört auch die Vermittlung von demokratischen Werten. Aufklärung ist wichtig, und sie muss in die Breite wirken. Politische Bildung fördert gesellschaftliches Engagement und Handlungskompetenz. Und es gilt umgekehrt: Lernen durch Engagement! Wer mitreden will, muss informiert sein und wissen, über was gesprochen wird. Politische Bildung vermittelt Werte, Wissen und Schlüsselqualifikationen. Sie ist kein unkritisches Geschäft. Im Gegenteil. Sie soll vielmehr zu einer kritischen Loyalität erziehen, das Selbstbewusstsein stärken und zu Mitwirkung und Mitverantwortung in unserer Gesellschaft ermutigen.“

Bildungsstaatssekretär Jürgen Böhm nahm im Begrüßungstalk zur Aufgabe der Schulen im Bereich der Politischen Bildung Stellung: „In einer Zeit, in der die Werte unserer Demokratie nicht nur in unserem Land, sondern weltweit herausgefordert werden, ist es unerlässlich, dass wir in Sachsen-Anhalt die Demokratie- und Wertebildung in den Schulen stärken. Dies geschieht nicht nur durch das Vermitteln historischer Fakten und die Integration demokratischer Prinzipien in alle Fachrichtungen unserer Lehrpläne, sondern auch durch kontinuierliche Fortbildungsangebote für unsere Lehrkräfte und angesichts grenzenlos verfügbarer und beeinflussbarer Informationen, über eine umfassende Medienbildung. Gemeinsam schaffen wir so ein starkes Fundament für die politische Bildung unserer Schülerinnen und Schüler und gestalten damit die demokratische und tolerante Gesellschaft der Zukunft – auf nationaler, und über die UNESCO-Projektschulen und die Europaschulen auch auf internationaler Ebene.“

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, betonte: „Die zeitgemäße digitale Ausstattung der Schulen ist ein weiterer Schlüssel der Demokratiebildung. Ohne geht es nicht. Kinder und Jugendliche müssen gegen Fake News und andere Formen der Beeinflussung gewappnet werden. Sie müssen Medienkompetenz entwickeln, Quellen einschätzen lernen und digitale Werkzeuge souverän anwenden können – das gilt insbesondere in Zeiten von KI. Wischen und Chatten muss ergänzt werden durch Wissen und Checken.“

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes verdeutlichte: „Diese Tagung hat noch einmal gezeigt, wie wichtig die Bedeutung der Lehrkräfte für die Demokratiebildung ist. Wir brauchen die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Grundgesetz, um in der Vermittlung demokratischer Werte umfassend unterrichten zu können. Deshalb ist es längst überfällig, die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Grundgesetz bereits in der ersten Phase der Lehrkräftebildung zu verankern. Für die Lehrkräfte ist es Herausforderung und Chance zugleich, mit der Schülerschaft fundiert über kontroverse Themen zu diskutieren, gemeinsam Vorurteile sowie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu erkennen und zu entkräften. Dazu brauchen wir auch und verstärkt die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern!“

Für die Fortbildungsveranstaltung für Lehrkräfte kooperierten die Landeszentrale für Politische Bildung Sachsen-Anhalt, der Deutsche Lehrerverband DL und der Deutsche Philologenverband DPhV. Vielfältige Vorträge und Workshops zu Themengebieten wie der Bedeutung des Neutralitätsgebots für die Schulen, der Nachrichtennutzung von Jugendlichen und dem Umgang mit Extremismus, Vorurteilen und Verschwörungstheorien im Klassenzimmer zeigten erneut auf, wie wichtig die Vermittlung demokratischer Werte und politischer Bildung in Schulen heute ist: Sie fördert die Entwicklung junger Menschen zu selbstbewussten und verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürgern – für eine lebendige Demokratie, die auf Dialog und Vielfalt basiert.

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Demokratie- und Wertebildung in der Schule

Tagung am 14. März 2025 in der Stiftung LEUCOREA in Lutherstadt Wittenberg

Berlin, 12.03.2025 – Die Landeszentrale für Politische Bildung Sachsen-Anhalt (LpB), der Deutsche Lehrerverband (DL) und der Deutsche Philologenverband (DPhV) laden an diesem Freitag, 14.03.2025, zur Fachtagung „Demokratie- und Wertebildung in der Schule“, in der Stiftung Leucorea in Wittenberg ein.

Die Veranstalter freuen sich, dass Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Bildungsstaatssekretär Jürgen Böhm die Tagung eröffnen bzw. an den Gesprächsrunden teilnehmen werden.

Die Fortbildungsveranstaltung richtet sich an Lehrkräfte aller Fachrichtungen und Schulformen, um sie in ihrem Auftrag der Demokratie- und Wertevermittlung im Schulalltag zu stärken. Die Referentinnen und Referenten werden sich in ihren Vorträgen mit der Bedeutung des Neutralitätsgebots für die Schulen und mit der Bedeutung der Nachrichtennutzung von Jugendlichen beschäftigen. Die Gesprächsrunden der Veranstaltung greifen die aktuellen Herausforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten an den Schulen im Umgang mit Extremismus und Vorurteilen auf und die Workshops thematisieren unter anderem Interkulturelles Lernen, wie man Fake News spielend begegnet und mit Verschwörungstheorien im Klassenzimmer umgeht.

Angesichts der aktuellen politischen Lage rückt die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Demokratiebildung und Wertevermittlung in den Fokus der Aufmerksamkeit – und die Rolle der Schulen in diesem Kontext. Was können Schulen in dieser Hinsicht leisten, wie können Lehrkräfte und alle anderen an Schulen tätigen Personen dieser Verantwortung nachkommen, welche Unterstützung ist notwendig?

Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt erklärt dazu: „Demokratiebildung ist eine Daueraufgabe in jeder demokratischen Gesellschaft und Auftrag für all ihre Institutionen und Akteure. In jüngster Zeit gibt es immer wieder Versuche, diesen Ansatz zu diskreditieren.  Aber wenn es um die Vermittlung von Demokratie und Grundrechten geht, sind wir nicht neutral. Gerade in Zeiten des digitalen Wandels und der grassierenden Fake News, angesichts von Extremismus und Gewalt bleibt es eine zentrale Aufgabe, den Schülerinnen und Schüler einen Kompass mitzugeben. Denn Kinder und Jugendliche brauchen Werte und Orientierung, um sich im Leben zurechtzufinden. Und diese Werte müssen erlebt und gelebt werden. Dazu wollen wir mit der Tagung einen Beitrag leisten.“

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, weist auf die Rolle der Schulen in der Gesellschaft hin: „Schulen sind ein Spiegelbild der Gesellschaft und gleichzeitig die Werkstätten der Demokratie. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag für das gelingende Miteinander aller gesellschaftlichen Gruppen und vermitteln Wissen, um die nächste Generation von mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu formen. Die jungen Menschen erleben im Schulalltag und Unterricht demokratische Inhalte und Strukturen. Aber auch alle anderen gesellschaftlichen Akteure und Institutionen in den Bereichen Politik, Wissenschaft und Kultur müssen diese Mission unterstützen! Zu diesem Netzwerk gehören Eltern, Vereine, Ausbildungsbetriebe, gesellschaftliche Institutionen, Kirchen und andere religiösen Gemeinschaften.“

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, betont die Wichtigkeit von Fachunterricht und fundierter Lehrkräftebildung: „Lehrkräfte stellen sich ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag und damit der Aufgabe der Demokratie- und Wertebildung in der Schule. Angesichts der kontinuierlichen Kürzungen des Referendariats, eines zu hohen Stundendeputats, vieler zusätzlicher Aufgaben und Unterrichtsausfällen in fast allen Ländern stellt uns die Demokratiebildung an Schulen vor große Herausforderungen. Wichtig ist daher insbesondere eine fundierte Lehrkräfteausbildung – die Voraussetzung für einen guten Fachunterricht – beispielsweise in den Fächern Politik und Geschichte. Hier sehen wir großes Potenzial, um die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, sich auf der Basis fundierten Fachwissens aktiv und kritisch mit politischen und gesellschaftlichen Prozessen auseinanderzusetzen.“

Interessierten Medienvertretern, die an der Tagung teilnehmen wollen, danken wir für einen kurzen Hinweis an: Caroline Franke, Presseverantwortliche des DPhV, caroline.franke@dphv.de, Mobil: 0155 63 166 718.

Deutscher Lehrerverband auf der didacta 2025

Leistung fordern, Realschulen stärken, Digitalpakt 2.0 sichern

DL-Bundesverbände und baden-württembergische Landesverbände setzen sich für die verbindliche Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg für alle Schularten ein und fordern die möglichen künftigen Regierungsparteien im Bundestagswahlkampf auf, für eine schnelle Umsetzung des Digitalpakts 2.0 zu sorgen

„Wir haben an Deutschlands Schulen ein Leistungsproblem – immer bessere Noten und Abschlüsse, aber sinkende Ansprüche und auch viele Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards bei Leistungsvergleichsstudien nicht erreichen. Wir müssen unseren Schülerinnen und Schülern auch etwas zumuten und abverlangen! Dann können sie ihre Neigungen und Talente im Bildungsverlauf wirklich entfalten!“, betonte Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), auf der didacta 2025 zum Auftakt des heutigen Pressegesprächs. „In diesem Kontext ist auch die verbindliche Übertrittsempfehlung zu sehen.“ Gemeinsam mit dem DL-Bundesverbänden DPhV, VDR, BvLB und KEG und den beiden baden-württembergischen Landesverbänden RLV BW und PhV BW stellte er sich den Fragen der Medienvertreter.

Realschulen stärken

Dr. Karin Broszat, Landesvorsitzende des Realschullehrerverbands Baden-Württemberg, stellte den Volksantrag in Baden-Württemberg „Nicht ohne unsere Realschulen“ vor, den ihr Verband im November initiiert hatte: „Wir fordern eine verbindliche Übertrittsregelung für die Realschulen! Das kürzlich verabschiedete Schulgesetz in Baden-Württemberg sieht das hingegen nur für die Gymnasien vor. Eine Verbindlichkeit für die Realschulen regelt gleichzeitig auch den Zugang zu den Hauptschulen und Werkrealschulen, gilt somit für alle Schularten und sichert ihre Existenz und Eigenständigkeit in einem leistungsgerechten gegliederten Schulsystem.“ Die Unterschriftensammlung für den Volksantrag läuft, bei einer Zahl von 40.000 Unterschriften muss sich der Landtag mit dem Anliegen beschäftigen. „Neben Verbänden, Parteien, Institutionen, den Lehrkräften und Eltern an den unterschiedlichen Schularten unterstützen uns gerade auch die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Realschule und ihre Netzwerke in Handwerk, Industrie und Dienstleistungsbetrieben bei der Sammlung der Unterschriften“, berichtete Dr. Broszat.

Ralf Neugschwender, Bundesvorsitzender des Verbands Deutscher Realschullehrer VDR ergänzte: „Die Realschule ist ein Erfolgsmodell – und das soll so bleiben. Unser Volksantrag gibt den Bürgerinnen und Bürgern die Chance, die drohende Abwertung dieser bewährten Schulart zu verhindern. Eine eigenständige Realschule mit verbindlicher Grundschulempfehlung ist entscheidend für starke Abschlüsse und eine erfolgreiche Zukunft. Handwerk, Industrie und Verwaltung setzen auf gut ausgebildete Realschulabsolventen – Baden-Württemberg darf dieses Fundament nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.“

Martina Scherer, Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg, unterstützte das Anliegen des RLV BW aus der Perspektive der Gymnasiallehrkräfte: „Wir setzen uns ein für ein differenziertes Schulsystem, unserer Meinung nach soll es für jeden die passende Schulart geben, das spiegelt auch die Vielfalt in unserer Gesellschaft wider. Schülerinnen und Schüler dürfen nicht scheitern, weil sie an der für sie falschen Schulart sind. Mit der Durchlässigkeit des Schulsystems sind die Wege in alle Richtungen offen und fördern die Chancengleichheit für alle und fördern die Bildungsgerechtigkeit.“

Digitalpakt 2.0 sichern

Hinsichtlich des laufenden Bundestagswahlkampfs lenkte DL-Präsident Düll den Blick auf den Bund und seine Verantwortung beim Digitalpakt 2.0: „Die Bildung und ihre Finanzierung darf nicht aus dem Blick verloren werden – ein Jahr wurde schon verloren, nichts ist wirklich geschehen! Der Digitalpakt bis 2024 bedeutete eine dringend benötigte finanzielle Unterstützung der digitalen Entwicklung der Schulen – umso stärker spüren die Schulen, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler jetzt die Lücke, die dadurch entsteht, dass es bisher keine Anschlussfinanzierung durch einen Digitalpakt 2.0 gibt. Geräte ersetzen, Programme und Lizenzen erneuern, KI einführen, Weiterbildungen anbieten – das alles muss finanziert werden“, zählte DL-Präsident Stefan Düll auf. „Im Dezember haben Bundesbildungsminister Cem Özdemir und die Bildungsministerkonferenz sich auf vorläufige Eckpunkte für einen Digitalpakt 2.0 geeinigt. Wir fordern die künftige Bundesregierung sowie die Regierungen der Länder auf, nach der Wahl sich nicht wieder erneut in langwierigen Verhandlungen zu verlieren, sondern die beschlossene Finanzierung zügig umzusetzen! Agilität in der Entwicklung, Stillstand in der Finanzierung – das passt nicht zusammen!“

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands DPhV, hob hervor: „Dass die Verhandlungen über die Fortsetzung des bis Anfang 2024 gelaufenen ersten Digitalpakts auch Anfang 2025 noch nicht beendet sind, zeigt zwei ganz zentrale Probleme auf: Zum einen, dass die politischen Entscheidungsträger grundsätzlich viel zu lange benötigten, dieses wichtige Maßnahmenpaket in eine beschlussfähige Form zu bringen. Zum anderen ist das Konstrukt eines immer wieder nur befristet laufenden Digitalpakts zu hinterfragen. Wir brauchen einen stetigen Mittelfluss für kluge digitale Investitionen, Administration und Instandhaltungen, damit die Schulen zumindest mittelfristig gut planen können. Nur so kann die Politik glaubhaft vermitteln, dass sie es mit einer verantwortungsbewussten digitalen Unterstützung ernst meint.“

„Digitalisierung der Bildung ist ein, wenn nicht das Zukunftsthema von Schule“, unterstrich Pankraz Männlein vom Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung BvLB. „Wegen ihrer Nähe zum Beschäftigungssystem und als Partner in der dualen Berufsausbildung sind die beruflichen Schulen vom technologischen und wirtschaftlichen Wandel durch die Digitalisierung besonders und unmittelbar berührt. Ohne die neueste digitale Ausstattung an den beruflichen Schulen geht es nicht – Berufe werden immer noch digitaler; darauf müssen berufliche Schulen vorbereiten.”

KEG-Bundesvorsitzende Gerlinde Kohl bekräftigte: „Komplexe digitale Werkzeuge bieten unzählige Möglichkeiten zur Gestaltung von Zukunft und haben tiefgreifende Auswirkungen auf verschiedene Aspekte unseres Lebens. Um an der digitalen Gesellschaft teilzuhaben sowie sie mitzugestalten ist eine gut ausgebaute digitale Bildungsinfrastruktur für die KEG unerlässlich.“