Sondervermögen Infrastruktur:

Bildung braucht Priorität – Investitionen in die Zukunft unserer Kinder!

Der Deutsche Lehrerverband (DL) und seine Mitgliedsverbände DPhV, VDR, BvLB und KEG begrüßen die Initiative von CDU/CSU und SPD, ein Sondervermögen für Infrastruktur zu schaffen. DL-Präsident Stefan Düll macht jedoch deutlich: „Die Zukunft unseres Landes wird in den Schulen entschieden. Es reicht nicht, nur über Infrastruktur zu sprechen – wir müssen jetzt massiv in Bildung investieren!“

Die Herausforderungen im Bildungsbereich sind enorm, und das geplante Sondervermögen bietet die historische Chance, zentrale Probleme endlich anzugehen. Der DL fordert daher:

1. Digitalpakt 2.0 aufstocken

„Die digitale Transformation unserer Schulen stockt, weil Bund und Länder sich nicht einigen können“, kritisiert Düll. Die bisher geplanten Mittel reichen bei weitem nicht aus. Der DL fordert eine Verdoppelung der Mittel auf 10 Milliarden Euro, um Schulen flächendeckend mit moderner Technik auszustatten und Lehrkräfte sowie Schülerinnen und Schüler im Umgang damit zu schulen. Im Bereich der Digitalisierung ist es mit einer einmaligen Investition nicht getan, Geräte müssen regelmäßig ersetzt, Lizenzen verlängert werden, außerdem entstehen Personalkosten für die IT-Administration. „Zudem sollte der Online-Unterricht regelmäßig geübt werden, um auf Krisen vorbereitet zu sein. Im Übrigen müssen auch die Umsetzungsrichtlinien so gestaltet sein, dass sie der individuellen Bedarfslage der jeweiligen Schule gerecht werden können“, betont Düll.

2. Sanierungsstau beseitigen, Neubaumaßnahmen anpacken

„55 Milliarden Euro, die für die Sanierung maroder Schulgebäude fehlen, zeigen, welchen geringen Stellenwert die Bildung in Deutschland hat“, so Düll. Der DL fordert eine vollständige Beseitigung des Sanierungsstaus auch unter Berücksichtigung von zeitgemäßer Belüftung und Dämmung im Sinne von Klimaschutz und Klimaresilienz. „Unsere Kinder verdienen eine Umgebung, die sie inspiriert und nicht deprimiert. Auch die Lehrkräfte verdienen eine Arbeitsumgebung, die attraktiv und nicht gesundheitsgefährdend ist. Moderne, gut ausgestattete Schulgebäude, Neubauten, und räumlich an den Ganztag angepasste Gebäude zeigen den Schülerinnen und Schülern, die dort zur Schule gehen, dass ihre Bildung und der Beruf als Lehrkraft wertgeschätzt werden – ein Baustein dafür, dass sich wieder mehr junge Leute für den Beruf als Lehrkraft entscheiden. Eine ausreichende Zahl an Lehrkräften verhindert Unterrichtsausfall – ein wichtiger Aspekt für mehr Bildungsgerechtigkeit auf allen Ebenen.“

Ein Generationenvertrag für die Zukunft

„Diese Investitionen sind kein Luxus, sondern eine Notwendigkeit“, erklärt Düll. „Nur wenn wir heute in Bildung investieren, können die kommenden Generationen qualifizierte Berufe ausüben, den Wohlstand erhalten und unser Land voranbringen. Wenn die Jungen später die Zeche zahlen sollen, dann müssen sie schon jetzt unmittelbar etwas davon bekommen – deutlich bessere Bildungsbedingungen.“

Der Deutsche Lehrerverband wird die Verwendung des Sondervermögens konstruktiv-kritisch begleiten und sich mit aller Kraft dafür einsetzen, dass Bildung den Stellenwert erhält, den sie verdient. „Bildung ist der Schlüssel zu einem starken und gerechten Deutschland von morgen“, so Düll abschließend.

Für Stellungnahmen erreichen Sie die Vertreter der Verbände über folgende Kontakte: DL-Präsident Stefan Düll: presse@lehrerverband.de/0151-10926848DPhV-Bundesvorsitzende Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing: caroline.franke@dphv.de/0155-63166718 VDR-Bundesvorsitzender Ralf Neugschwender: presse@vdr-bund.de/0176-31542332BvLB-Bundesvorsitzender Pankraz Männlein: info@bvlb.deKEG-Bundesvorsitzende Gerlinde Kohl: info@keg-deutschland.de Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne SchirrmacherDominicusstr. 3 – 10823 Berlin – Tel. (030) 70 09 47 76 – E-Mail: info@lehrerverband.de

 

Wie Schulen der Aufgabe nach Demokratie- und Wertebildung gerecht werden können

Wittenberg, 14.03.2025 – Zur Eröffnung der Tagung „Demokratie- und Wertebildung in der Schule“ am heutigen Freitag in der Stiftung Leucorea der Lutherstadt Wittenberg hob Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff in seinem Grußwort die Bedeutung der politischen Bildung und der Schulen bei deren Vermittlung hervor: „Die Demokratie braucht politische Bildung und qualifizierte Lehrkräfte. Schulen sind auch Orte der Demokratiebildung. Es geht nicht nur um Wissenserwerb. Zur Erziehung und Bildung gehört auch die Vermittlung von demokratischen Werten. Aufklärung ist wichtig, und sie muss in die Breite wirken. Politische Bildung fördert gesellschaftliches Engagement und Handlungskompetenz. Und es gilt umgekehrt: Lernen durch Engagement! Wer mitreden will, muss informiert sein und wissen, über was gesprochen wird. Politische Bildung vermittelt Werte, Wissen und Schlüsselqualifikationen. Sie ist kein unkritisches Geschäft. Im Gegenteil. Sie soll vielmehr zu einer kritischen Loyalität erziehen, das Selbstbewusstsein stärken und zu Mitwirkung und Mitverantwortung in unserer Gesellschaft ermutigen.“

Bildungsstaatssekretär Jürgen Böhm nahm im Begrüßungstalk zur Aufgabe der Schulen im Bereich der Politischen Bildung Stellung: „In einer Zeit, in der die Werte unserer Demokratie nicht nur in unserem Land, sondern weltweit herausgefordert werden, ist es unerlässlich, dass wir in Sachsen-Anhalt die Demokratie- und Wertebildung in den Schulen stärken. Dies geschieht nicht nur durch das Vermitteln historischer Fakten und die Integration demokratischer Prinzipien in alle Fachrichtungen unserer Lehrpläne, sondern auch durch kontinuierliche Fortbildungsangebote für unsere Lehrkräfte und angesichts grenzenlos verfügbarer und beeinflussbarer Informationen, über eine umfassende Medienbildung. Gemeinsam schaffen wir so ein starkes Fundament für die politische Bildung unserer Schülerinnen und Schüler und gestalten damit die demokratische und tolerante Gesellschaft der Zukunft – auf nationaler, und über die UNESCO-Projektschulen und die Europaschulen auch auf internationaler Ebene.“

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, betonte: „Die zeitgemäße digitale Ausstattung der Schulen ist ein weiterer Schlüssel der Demokratiebildung. Ohne geht es nicht. Kinder und Jugendliche müssen gegen Fake News und andere Formen der Beeinflussung gewappnet werden. Sie müssen Medienkompetenz entwickeln, Quellen einschätzen lernen und digitale Werkzeuge souverän anwenden können – das gilt insbesondere in Zeiten von KI. Wischen und Chatten muss ergänzt werden durch Wissen und Checken.“

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes verdeutlichte: „Diese Tagung hat noch einmal gezeigt, wie wichtig die Bedeutung der Lehrkräfte für die Demokratiebildung ist. Wir brauchen die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Grundgesetz, um in der Vermittlung demokratischer Werte umfassend unterrichten zu können. Deshalb ist es längst überfällig, die vertiefte Auseinandersetzung mit dem Grundgesetz bereits in der ersten Phase der Lehrkräftebildung zu verankern. Für die Lehrkräfte ist es Herausforderung und Chance zugleich, mit der Schülerschaft fundiert über kontroverse Themen zu diskutieren, gemeinsam Vorurteile sowie gruppenbezogene Menschenfeindlichkeit zu erkennen und zu entkräften. Dazu brauchen wir auch und verstärkt die Zusammenarbeit mit außerschulischen Partnern!“

Für die Fortbildungsveranstaltung für Lehrkräfte kooperierten die Landeszentrale für Politische Bildung Sachsen-Anhalt, der Deutsche Lehrerverband DL und der Deutsche Philologenverband DPhV. Vielfältige Vorträge und Workshops zu Themengebieten wie der Bedeutung des Neutralitätsgebots für die Schulen, der Nachrichtennutzung von Jugendlichen und dem Umgang mit Extremismus, Vorurteilen und Verschwörungstheorien im Klassenzimmer zeigten erneut auf, wie wichtig die Vermittlung demokratischer Werte und politischer Bildung in Schulen heute ist: Sie fördert die Entwicklung junger Menschen zu selbstbewussten und verantwortungsvollen Bürgerinnen und Bürgern – für eine lebendige Demokratie, die auf Dialog und Vielfalt basiert.

Veröffentlicht unter Presse

Demokratie- und Wertebildung in der Schule

Tagung am 14. März 2025 in der Stiftung LEUCOREA in Lutherstadt Wittenberg

Berlin, 12.03.2025 – Die Landeszentrale für Politische Bildung Sachsen-Anhalt (LpB), der Deutsche Lehrerverband (DL) und der Deutsche Philologenverband (DPhV) laden an diesem Freitag, 14.03.2025, zur Fachtagung „Demokratie- und Wertebildung in der Schule“, in der Stiftung Leucorea in Wittenberg ein.

Die Veranstalter freuen sich, dass Ministerpräsident Dr. Reiner Haseloff und Bildungsstaatssekretär Jürgen Böhm die Tagung eröffnen bzw. an den Gesprächsrunden teilnehmen werden.

Die Fortbildungsveranstaltung richtet sich an Lehrkräfte aller Fachrichtungen und Schulformen, um sie in ihrem Auftrag der Demokratie- und Wertevermittlung im Schulalltag zu stärken. Die Referentinnen und Referenten werden sich in ihren Vorträgen mit der Bedeutung des Neutralitätsgebots für die Schulen und mit der Bedeutung der Nachrichtennutzung von Jugendlichen beschäftigen. Die Gesprächsrunden der Veranstaltung greifen die aktuellen Herausforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten an den Schulen im Umgang mit Extremismus und Vorurteilen auf und die Workshops thematisieren unter anderem Interkulturelles Lernen, wie man Fake News spielend begegnet und mit Verschwörungstheorien im Klassenzimmer umgeht.

Angesichts der aktuellen politischen Lage rückt die gesamtgesellschaftliche Aufgabe der Demokratiebildung und Wertevermittlung in den Fokus der Aufmerksamkeit – und die Rolle der Schulen in diesem Kontext. Was können Schulen in dieser Hinsicht leisten, wie können Lehrkräfte und alle anderen an Schulen tätigen Personen dieser Verantwortung nachkommen, welche Unterstützung ist notwendig?

Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt erklärt dazu: „Demokratiebildung ist eine Daueraufgabe in jeder demokratischen Gesellschaft und Auftrag für all ihre Institutionen und Akteure. In jüngster Zeit gibt es immer wieder Versuche, diesen Ansatz zu diskreditieren.  Aber wenn es um die Vermittlung von Demokratie und Grundrechten geht, sind wir nicht neutral. Gerade in Zeiten des digitalen Wandels und der grassierenden Fake News, angesichts von Extremismus und Gewalt bleibt es eine zentrale Aufgabe, den Schülerinnen und Schüler einen Kompass mitzugeben. Denn Kinder und Jugendliche brauchen Werte und Orientierung, um sich im Leben zurechtzufinden. Und diese Werte müssen erlebt und gelebt werden. Dazu wollen wir mit der Tagung einen Beitrag leisten.“

Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes, weist auf die Rolle der Schulen in der Gesellschaft hin: „Schulen sind ein Spiegelbild der Gesellschaft und gleichzeitig die Werkstätten der Demokratie. Sie leisten einen wesentlichen Beitrag für das gelingende Miteinander aller gesellschaftlichen Gruppen und vermitteln Wissen, um die nächste Generation von mündigen Bürgerinnen und Bürgern zu formen. Die jungen Menschen erleben im Schulalltag und Unterricht demokratische Inhalte und Strukturen. Aber auch alle anderen gesellschaftlichen Akteure und Institutionen in den Bereichen Politik, Wissenschaft und Kultur müssen diese Mission unterstützen! Zu diesem Netzwerk gehören Eltern, Vereine, Ausbildungsbetriebe, gesellschaftliche Institutionen, Kirchen und andere religiösen Gemeinschaften.“

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes, betont die Wichtigkeit von Fachunterricht und fundierter Lehrkräftebildung: „Lehrkräfte stellen sich ihrem Erziehungs- und Bildungsauftrag und damit der Aufgabe der Demokratie- und Wertebildung in der Schule. Angesichts der kontinuierlichen Kürzungen des Referendariats, eines zu hohen Stundendeputats, vieler zusätzlicher Aufgaben und Unterrichtsausfällen in fast allen Ländern stellt uns die Demokratiebildung an Schulen vor große Herausforderungen. Wichtig ist daher insbesondere eine fundierte Lehrkräfteausbildung – die Voraussetzung für einen guten Fachunterricht – beispielsweise in den Fächern Politik und Geschichte. Hier sehen wir großes Potenzial, um die Schülerinnen und Schüler zu befähigen, sich auf der Basis fundierten Fachwissens aktiv und kritisch mit politischen und gesellschaftlichen Prozessen auseinanderzusetzen.“

Interessierten Medienvertretern, die an der Tagung teilnehmen wollen, danken wir für einen kurzen Hinweis an: Caroline Franke, Presseverantwortliche des DPhV, caroline.franke@dphv.de, Mobil: 0155 63 166 718.

Deutscher Lehrerverband auf der didacta 2025

Leistung fordern, Realschulen stärken, Digitalpakt 2.0 sichern

DL-Bundesverbände und baden-württembergische Landesverbände setzen sich für die verbindliche Grundschulempfehlung in Baden-Württemberg für alle Schularten ein und fordern die möglichen künftigen Regierungsparteien im Bundestagswahlkampf auf, für eine schnelle Umsetzung des Digitalpakts 2.0 zu sorgen

„Wir haben an Deutschlands Schulen ein Leistungsproblem – immer bessere Noten und Abschlüsse, aber sinkende Ansprüche und auch viele Schülerinnen und Schüler, die die Mindeststandards bei Leistungsvergleichsstudien nicht erreichen. Wir müssen unseren Schülerinnen und Schülern auch etwas zumuten und abverlangen! Dann können sie ihre Neigungen und Talente im Bildungsverlauf wirklich entfalten!“, betonte Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes (DL), auf der didacta 2025 zum Auftakt des heutigen Pressegesprächs. „In diesem Kontext ist auch die verbindliche Übertrittsempfehlung zu sehen.“ Gemeinsam mit dem DL-Bundesverbänden DPhV, VDR, BvLB und KEG und den beiden baden-württembergischen Landesverbänden RLV BW und PhV BW stellte er sich den Fragen der Medienvertreter.

Realschulen stärken

Dr. Karin Broszat, Landesvorsitzende des Realschullehrerverbands Baden-Württemberg, stellte den Volksantrag in Baden-Württemberg „Nicht ohne unsere Realschulen“ vor, den ihr Verband im November initiiert hatte: „Wir fordern eine verbindliche Übertrittsregelung für die Realschulen! Das kürzlich verabschiedete Schulgesetz in Baden-Württemberg sieht das hingegen nur für die Gymnasien vor. Eine Verbindlichkeit für die Realschulen regelt gleichzeitig auch den Zugang zu den Hauptschulen und Werkrealschulen, gilt somit für alle Schularten und sichert ihre Existenz und Eigenständigkeit in einem leistungsgerechten gegliederten Schulsystem.“ Die Unterschriftensammlung für den Volksantrag läuft, bei einer Zahl von 40.000 Unterschriften muss sich der Landtag mit dem Anliegen beschäftigen. „Neben Verbänden, Parteien, Institutionen, den Lehrkräften und Eltern an den unterschiedlichen Schularten unterstützen uns gerade auch die ehemaligen Schülerinnen und Schüler der Realschule und ihre Netzwerke in Handwerk, Industrie und Dienstleistungsbetrieben bei der Sammlung der Unterschriften“, berichtete Dr. Broszat.

Ralf Neugschwender, Bundesvorsitzender des Verbands Deutscher Realschullehrer VDR ergänzte: „Die Realschule ist ein Erfolgsmodell – und das soll so bleiben. Unser Volksantrag gibt den Bürgerinnen und Bürgern die Chance, die drohende Abwertung dieser bewährten Schulart zu verhindern. Eine eigenständige Realschule mit verbindlicher Grundschulempfehlung ist entscheidend für starke Abschlüsse und eine erfolgreiche Zukunft. Handwerk, Industrie und Verwaltung setzen auf gut ausgebildete Realschulabsolventen – Baden-Württemberg darf dieses Fundament nicht leichtfertig aufs Spiel setzen.“

Martina Scherer, Landesvorsitzende des Philologenverbands Baden-Württemberg, unterstützte das Anliegen des RLV BW aus der Perspektive der Gymnasiallehrkräfte: „Wir setzen uns ein für ein differenziertes Schulsystem, unserer Meinung nach soll es für jeden die passende Schulart geben, das spiegelt auch die Vielfalt in unserer Gesellschaft wider. Schülerinnen und Schüler dürfen nicht scheitern, weil sie an der für sie falschen Schulart sind. Mit der Durchlässigkeit des Schulsystems sind die Wege in alle Richtungen offen und fördern die Chancengleichheit für alle und fördern die Bildungsgerechtigkeit.“

Digitalpakt 2.0 sichern

Hinsichtlich des laufenden Bundestagswahlkampfs lenkte DL-Präsident Düll den Blick auf den Bund und seine Verantwortung beim Digitalpakt 2.0: „Die Bildung und ihre Finanzierung darf nicht aus dem Blick verloren werden – ein Jahr wurde schon verloren, nichts ist wirklich geschehen! Der Digitalpakt bis 2024 bedeutete eine dringend benötigte finanzielle Unterstützung der digitalen Entwicklung der Schulen – umso stärker spüren die Schulen, Lehrkräfte und Schülerinnen und Schüler jetzt die Lücke, die dadurch entsteht, dass es bisher keine Anschlussfinanzierung durch einen Digitalpakt 2.0 gibt. Geräte ersetzen, Programme und Lizenzen erneuern, KI einführen, Weiterbildungen anbieten – das alles muss finanziert werden“, zählte DL-Präsident Stefan Düll auf. „Im Dezember haben Bundesbildungsminister Cem Özdemir und die Bildungsministerkonferenz sich auf vorläufige Eckpunkte für einen Digitalpakt 2.0 geeinigt. Wir fordern die künftige Bundesregierung sowie die Regierungen der Länder auf, nach der Wahl sich nicht wieder erneut in langwierigen Verhandlungen zu verlieren, sondern die beschlossene Finanzierung zügig umzusetzen! Agilität in der Entwicklung, Stillstand in der Finanzierung – das passt nicht zusammen!“

Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbands DPhV, hob hervor: „Dass die Verhandlungen über die Fortsetzung des bis Anfang 2024 gelaufenen ersten Digitalpakts auch Anfang 2025 noch nicht beendet sind, zeigt zwei ganz zentrale Probleme auf: Zum einen, dass die politischen Entscheidungsträger grundsätzlich viel zu lange benötigten, dieses wichtige Maßnahmenpaket in eine beschlussfähige Form zu bringen. Zum anderen ist das Konstrukt eines immer wieder nur befristet laufenden Digitalpakts zu hinterfragen. Wir brauchen einen stetigen Mittelfluss für kluge digitale Investitionen, Administration und Instandhaltungen, damit die Schulen zumindest mittelfristig gut planen können. Nur so kann die Politik glaubhaft vermitteln, dass sie es mit einer verantwortungsbewussten digitalen Unterstützung ernst meint.“

„Digitalisierung der Bildung ist ein, wenn nicht das Zukunftsthema von Schule“, unterstrich Pankraz Männlein vom Bundesverband der Lehrkräfte für Berufsbildung BvLB. „Wegen ihrer Nähe zum Beschäftigungssystem und als Partner in der dualen Berufsausbildung sind die beruflichen Schulen vom technologischen und wirtschaftlichen Wandel durch die Digitalisierung besonders und unmittelbar berührt. Ohne die neueste digitale Ausstattung an den beruflichen Schulen geht es nicht – Berufe werden immer noch digitaler; darauf müssen berufliche Schulen vorbereiten.”

KEG-Bundesvorsitzende Gerlinde Kohl bekräftigte: „Komplexe digitale Werkzeuge bieten unzählige Möglichkeiten zur Gestaltung von Zukunft und haben tiefgreifende Auswirkungen auf verschiedene Aspekte unseres Lebens. Um an der digitalen Gesellschaft teilzuhaben sowie sie mitzugestalten ist eine gut ausgebaute digitale Bildungsinfrastruktur für die KEG unerlässlich.“

Respektlosigkeit in der Gesellschaft – Auswirkungen in den Schulen

Foto Stefan Düll: Andreas Gebert, Screenshot Überschrift BILD.de vom untenstehenden Link

Auf Anfrage der Bild am Sonntag hatte sich DL-Präsident Stefan Düll bereits im November zur Problematik von Respektlosigkeit und allgemeiner Verrohung der Gesellschaft und zu den Auswirkungen auf den Schulbereich geäußert – Aussagen, die im Zusammenhang mit den Vorkommnissen zu Silvester eine besondere Aktualität haben.

Stefan Düll trifft folgende ausführliche Einschätzungen:

„Insgesamt gibt es gesellschaftlich – in den sogenannten sozialen Medien, in den Kommentarspalten der Online-Medien, im Straßenverkehr, im Diskurs öffentlicher Personen z.B. in Talkshows, Comedy-Formaten oder in sogenannten Reality-TV-Formaten – eine Tendenz zu Gereiztheit, Unhöflichkeit, Pöbelei, Fäkalsprache und teilweise auch zu Beschimpfung und Eskalation zu körperlicher Gewalt. Der Missbrauch digitaler Plattformen für Hass, Hetze, Mobbing, Sexting trägt zu einem Klima der Aggression bei. Dadurch nehmen auch manche Kinder und Jugendliche Gewalt als Strategie wahr und wenden sie an.

Bei der Gewalt – verbal und psychisch – gegenüber Lehrkräften spielt ein Respektverlust gegenüber Autoritätspersonen eine Rolle, wie wir ihn auch gegenüber Personal von Rettungsdiensten oder gegenüber der Polizei sehen. Im gesellschaftlichen Diskurs nehmen wir eine Zunahme der Respektlosigkeit gegenüber dem Berufsstand der Lehrkräfte wahr, jeder glaubt, die Situation an den Schulen und im Unterricht durch die Erfahrung aus der eigenen Schulzeit einschätzen zu können, aber – wie wir beim aktuellen Lehrkräftemangel sehen – immer weniger wollen die Arbeit machen. Respektlose Äußerungen einiger Politiker gegenüber Lehrkräften waren dabei nicht hilfreich.

Zudem haben wir in den Schulen junge Menschen, die von klein auf Misserfolge erleben, deswegen frustriert sind und diesen Frust in Form von Gewalt rauslassen. Wir haben auch Schülerinnen und Schüler mit Fluchterfahrungen, die Gewalt erleben mussten und aus einer Situation des Überlebenskampfes kommen. Das hat bei einzelnen von ihnen zur Wahrnehmung von Gewalt als Strategie geführt. Wir bekommen Berichte über Respektlosigkeit gegenüber Lehrkräften, insbesondere Lehrerinnen, aber nicht nur, die auf patriarchaler Erziehung mancher junger Menschen mit Migrationshintergrund beruht. Respektlosigkeit und Gewalt gegenüber Lehrkräften, auch aus misogynen Gründen, kommen allerdings in allen gesellschaftlichen Gruppen vor. 

Ein zusätzlicher Grund für den Anstieg in Umfragen und Statistiken ist, dass allgemein ein höheres Bewusstsein in der Gesellschaft für Grenzüberschreitungen vorhanden ist, darüber mehr gesprochen wird und Gewaltvorfälle häufiger gemeldet werden. Es werden mehr statistische Daten zu Gewalt in verschiedenen Bereichen der Gesellschaft systematischer erfasst, so auch im Schulbereich. Unterschiede zwischen Bundesländern können teilweise auch auf unterschiedliche Richtlinien zurückgehen, welche Art von Vorfällen auf welche Weise differenziert gemeldet und statistisch ausgewertet werden. 

Die oben beschriebene gesellschaftliche Verrohung zeigt sich auch bei einem Teil der Eltern, nicht aber bei der Mehrheit. Manche Eltern sehen nicht, dass Schule und Eltern eine Erziehungspartnerschaft eingehen müssen – sie werfen der Schule sehr schnell unpädagogisches Verhalten, Versagen oder Unfähigkeit vor oder fehlendes Einfühlungsvermögen. Selbst bei erheblichen Disziplinarverstößen ihrer Kinder sehen sie jede erzieherische Reaktion der Schule und der Lehrkräfte als unverhältnismäßig an. Bei dieser Minderheit der Eltern kommt es auch zu Beschimpfungen von Lehrkräften und im Ausnahmefall zu körperlicher Gewalt.“

Teile der Aussagen wurden in der Bild am Sonntag vom 05.01.2025 zitiert: https://m.bild.de/news/inland/gewalt-statt-respekt-die-enthemmte-gesellschaft-673df07bb1787a186e12e9fd.

Kindergesundheitsbericht – Stellungnahme des Deutschen Lehrerverbands

Im November 2024 hat die Stiftung Kindergesundheit ihren diesjährigen Kindergesundheitsbericht vorgelegt. Die Stiftung sieht dabei einen dringenden Handlungsbedarf, Schulen als Lebensräume der Kinder und Jugendlichen so zu gestalten, dass Prävention, Gesundheitsförderung und psychisches Wohlbefinden eine zentrale Rolle spielen.

Der Deutsche Lehrerverband schließt sich der Forderung an, allen Kindern und Jugendlichen den flächendeckenden Zugang zu Schulsozialarbeit und Schulpsychologie zu ermöglichen und bundesweit Schulgesundheitsfachkräfte zu etablieren.

Kinder und Jugendliche verbringen einen Großteil ihres Alltags in der Schule – und bringen ihre gesundheitlichen Probleme mit: Übergewicht und Bewegungsmangel, ungünstige Ernährungsmuster, chronische Krankheiten und verschiedene Formen der Behinderung sowie unterschiedliche Formen psychischer Belastungen. Lehrkräfte können diese Probleme nicht in der Unterrichtszeit lösen, wobei schon zahlreiche Aspekte der Gesundheitsbildung und Prävention als Querschnittsinhalte in vielen Unterrichtsfächern thematisiert werden. Lehrkräfte können nicht die notwendige medizinische Betreuung oder Unterstützung bei chronisch kranken Kindern leisten, z.B. bei Diabetes Hilfe bei der Blutzuckermessung und Insulingabe. Daher sollte es pro Schule eine Schulgesundheitsfachkraft geben: Gesundheitsfachkräfte unterstützen chronisch kranke Kinder und leisten erste Hilfe bei akuten gesundheitlichen Problemen und sie sind eine wichtige Anlaufstelle für Gesundheitsfragen, Prävention und Aufklärung.

Immer mehr Studien stellen eine hohe psychische Belastung bei Kindern und Jugendlichen aus unterschiedlichen Gründen fest. Konflikte, Mobbing, Aggression und fehlende Konfliktlösungsfähigkeit nehmen in der Gesellschaft zu und finden auch in der Schule statt. Mehr Fachkräfte in den Bereichen Schulpsychologie und Schulsozialarbeit an jeder Schule bieten die Möglichkeit für verschiedene Formen des Konfliktmanagements und für zeitnahe Hilfe und Beratung bei akuten Problemen und die Vermittlung an weitere Hilfesysteme. Hier geht es auch um Prävention und die Etablierung von Strukturen für ein förderliches Schulklima für die gesamte Schulfamilie.

Bei der Präsentation des Berichtes wurde auch zurecht auf die Problematik des Lehrkräftemangels und die hohe Belastung des Lehrkräfteberufs hingewiesen: Während der Beruf immer komplexer mit unterschiedlichen Belastungen und immer mehr Herausforderungen wird, gibt es andererseits zu wenig Lehrkräfte, um alle Schulen ausreichend auszustatten. 10-30 % der vorhandenen Lehrkräfte zeigen Erschöpfungssymptome, und die Belastung führt bei einem höheren Anteil als in anderen Berufen zu psychischen Erkrankungen wie Depression und Burn-Out. Eine bessere Ausstattung der Schulen in den Bereichen Schulsozialarbeit, Schulpsychologie und Schulgesundheitsfachkräfte kommt auch den Lehrkräften zugute, die dadurch mehr Zeit und Kraft für ihre pädagogischen Aufgaben haben.

Ehemaliger KEG-Bundesvorsitzender Dr. Bernd Uwe Althaus wird Staatssekretär in Thüringen

Der Deutsche Lehrerverband gratuliert und dankt seinem ehemaligen Vize-Präsidenten

DL-Präsident Stefan Düll gratuliert KEG-Ehrenvorsitzenden Dr. Bernd Uwe Althaus herzlich zu seiner Ernennung zum Staatssekretär im Ministerium für Bildung, Wissenschaft und Kultur in Thüringen: „Mit Dr. Bernd Uwe Althaus übernimmt ein hervorragender Bildungsexperte eine verantwortungsvolle Aufgabe in schwierigen Zeiten!“

Düll betont: „Durch seine Tätigkeiten als Lehrer und Schulleiter, als Direktor des Thüringer Instituts für Lehrerfortbildung, Lehrplanentwicklung und Medien und als Leitender Schulamtsdirektor kennt Dr. Althaus alle Ebenen unseres allgemeinbildenden Schulwesens – von den Details des Schulalltags über die Lehrkräftefortbildung bis zur Verwaltung auf Schulamtsebene. Zusätzlich zu diesen verschiedenen Perspektiven sind ihm als ehemaligem Bundesvorsitzenden der KEG ganz besonders auch die Anliegen der Lehrkräfte bekannt. Diese zahlreichen Erfahrungen sind unschätzbar wertvoll für seine zukünftigen Aufgaben.“

Düll dankt Dr. Althaus für seine engagierte Tätigkeit als Vize-Präsident im Präsidium des Deutschen Lehrerverbands bis 2020: „Durch die KEG ist im Deutschen Lehrerverbandes die wichtige Perspektive der Grundschullehrkräfte und der Erzieherinnen und Erzieher präsent. Die vergangenen Jahre zeigen, wie wichtig gerade die frühkindliche Bildung für die weiteren Bildungsbiographien der Kinder und Jugendlichen sind. Dr. Althaus brachte als KEG-Bundesvorsitzender wertvolle Kenntnisse zu diesen und vielen anderen Themen im DL-Präsidium mit ein. Wir danken ihm für sein Engagement und wünschen Dr. Bernd Uwe Althaus für die anstehenden Herausforderungen viel Kraft und Gelingen!“

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Für Stellungnahmen erreichen Sie DL-Präsident Stefan Düll über presse@lehrerverband.de bzw. über 0151-10926848.

Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

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Der Digitalpakt II muss kommen!

Deutscher Lehrerverband fordert zügige Umsetzung der getroffenen Vereinbarung nach der Bundestagswahl

„Erneute langwierige Verhandlungen zum Digitalpakt 2.0 nach der Regierungsbildung kann sich der Bildungsbereich nicht leisten!“ betont DL-Präsident Düll. „Die Zeit drängt! Die fünf Milliarden, die im Verlauf der kommenden Jahre in den Bereich der digitalen Bildung fließen sollen, werden dringend benötigt. Sie reichen nicht einmal. Der Bedarf ist deutlich größer, allein, wenn man die Inflation einrechnet. Sollte die Schuldenbremse modifiziert werden, erwarten wir eine deutliche Aufstockung der Mittel.“

Der Deutsche Lehrerverband begrüßt, dass die Bildungsministerkonferenz und Bundesbildungsminister Özdemir sich auf ein Eckpunktepapier zur Umsetzung eines Digitalpakts II geeinigt haben. DL-Präsident Stefan Düll ruft die möglichen künftigen Regierungsparteien auf Bundesebene auf, sich im Bundestagswahlkampf zu einer schnellen und umfassend finanzierten Umsetzung der jetzt beschlossenen Eckpunkte zu bekennen.

Die Umsetzung des Digitalpakts I, verbunden mit der Situation der Corona-Pandemie, hat zu einem Digitalisierungsschub an vielen Schulen geführt, vor allem in der digitalen Infrastruktur beim Einbau von WLAN in Schulgebäuden und im Hinblick auf Geräte für Schülerinnen und Schüler und Lehrkräfte. „Damit ist die Digitalisierung aber noch nicht abgeschlossen: Geräte müssen alle paar Jahre ersetzt, Softwarelizenzen erneuert werden oder für neue Entwicklungen wie KI eingekauft werden und – die digitale Infrastruktur einer Schule muss von Informatik-Fachleuten administriert werden. Jedes Unternehmen mit dieser Anzahl von Geräten hat eine eigene IT-Fachperson, niemand käme auf die Idee, dass das ein Angestellter nebenher mit ein paar Anrechnungsstunden erledigt, wie das teilweise von Lehrkräften erwartet wird! Dafür müssen Schulen die entsprechenden Personalmittel erhalten!“ fordert Düll.

Neben Geräten, Lizenzen und Mitteln für die Administration müssten die Länder ihr Angebot an Fortbildungen für den Digitalbereich und den Schwerpunkt KI-Anwendungen erweitern. „Weiterbildungen unserer Mitgliedsverbände in diesem Bereich werden stark nachgefragt“, berichtet Düll. „Viele Lehrkräfte setzen sich in ihrer Freizeit mit den neuen Möglichkeiten des digital gestützten Unterrichts und neuen KI-Anwendungen auseinander oder unterstützen sich gegenseitig auf der Ebene des Kollegiums. Um alle Lehrkräfte in Deutschland – über 700.000 an allgemeinbildenden und rund 120.000 an beruflichen Schulen– mit Fortbildungen in diesem Bereich zu erreichen, muss das Angebot der Länder durch ihre Fortbildungseinrichtungen stark wachsen!“

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Für den Inhalt verantwortlich: Geschäftsstelle Deutscher Lehrerverband – Anne Schirrmacher

Demokratie- und Wertebildung in der Schule – Tagung 14.03.2025 in Wittenberg

Der Deutsche Lehrerverband führt gemeinsam mit dem DPhV und in Kooperation mit der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt am 14.03.2025 in der Lutherstadt Wittenberg eine Lehrkräftefortbildung zum wichtigen Thema „Demokratie- und Wertebildung in der Schule“ durch.

Neben drei Vorträgen zu den Themen

  • Was bedeutet das „Neutralitätsgebot“ für Schulen und wie „neutral“ muss Schule sein
  • Wertebildung und Bedeutung der Sprachbildung
  • Nachrichtennutzung von Jugendlichen – Bildung zur Demokratiefähigkeit

werden zwei Gesprächsrunden und sechs interessante Workshops in zwei Runden angeboten.

Die Teilnahmegebühr beträgt 10 €.

Die Anmeldung ist ab dem 02.12.2024 möglich unter https://kurzlinks.de/demokratietagung_wittenberg. Anmeldeschluss ist der 01.03.2025.

Den digitalen Programmflyer finden Sie hier zum Download Demokratie-Wertebildung_Wittenberg_14.03.2025

Das Programm:

09:30 – 10:00 Uhr: Begrüßungskaffee
10:00 – 10:05 Uhr: Eröffnung – Tagesmoderation: Bastian Wierzioch, mdr
10:05 – 10:20 Uhr: Grußwort Dr. Reiner Haseloff, Ministerpräsident des Landes Sachsen-Anhalt
10:20 – 10:45 Uhr: Begrüßungstalk „Demokratie- und Wertebildung – Politische Bildung und Schule gemeinsam“
Jürgen Böhm, Staatssekretär im Ministerium für Bildung des Landes Sachsen-Anhalt
Stefan Düll, Präsident des Deutschen Lehrerverbandes
10:45 – 11:15 Uhr: Vortrag
Was bedeutet das „Neutralitätsgebot“ für Schulen und wie „neutral“ muss Schule sein?
Prof. Dr. Andreas Petrik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
11:15 – 11:45 Uhr: Vortrag
Wertebildung und Bedeutung der Sprachbildung
Prof. Dr. Sabine Anselm, Ludwig-Maximilians-Universität München
11:45 – 12:30 Uhr: Talkrunde mit anschließender Diskussion
Demokratie- und Wertebildung – Aktuelle Herausforderungen und Umsetzungsmöglichkeiten: Vorurteile und Extremismus überwinden
Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung Sachsen-Anhalt
Prof. Dr. Susanne Lin-Klitzing, Bundesvorsitzende des Deutschen Philologenverbandes
Prof. Dr. Andreas Petrik, Martin-Luther-Universität Halle-Wittenberg
Dirk Heyartz, Vorsitzender des Bundeselternrates
12:30 – 13:30 Uhr: Mittagspause
13:30 – 14:00 Uhr: Vortrag
Nachrichtennutzung von Jugendlichen – Bildung zur Demokratiefähigkeit
Meinolf Ellers, Geschäftsführer #UseTheNews
14:15 – 15:15 Uhr: 6 Workshops (1. Runde)
1. Politische Bildung in stürmischen Zeiten –
wie umgehen mit Extremismus und
Verschwörungstheorien im Klassenzimmer?
2. Interkulturelles Lernen als Wertebasis in
der diversen Gesellschaft
3. Spielend gegen Fake-News
4. Grundwertebildung an Schulen mit 10drei e.V.
5. Musik in den Fächern und ihr Beitrag zur
Demokratiebildung – fachübergreifend
6. Die rassismuskritische VR-Brille
15:15 – 15:45 Uhr: Kaffeepause
15:45 – 16:45 Uhr: 6 Workshops (2. Runde)
identisch mit denen der 1. Runde mit Ausnahme von
Workshop 5, stattdessen:
Die Chancen des Philosophie- und Ethikunterrichts
als wertereflektierendes Fach im Lichte der Pluralität
und gesellschaftlicher Kontroversen
16:50 – 17:00 Uhr: Schlusswort

Zu den Ergebnissen von TIMSS

Titelbild TIMSS 2023 – (c) Waxmann Verlag

Zu den heute veröffentlichten Ergebnissen von TIMSS 2023 (Trends in International Mathematics and Science Study) äußerte sich DL-Präsident Stefan Düll gegenüber verschiedenen Medien u.a. wie folgt:

Die Ergebnisse sind nicht herausragend, und vor allem die Schülerinnen und Schüler im unteren Leistungsbereich machen uns Sorgen. Mit einer „Glas-Halbvoll“-Perspektive muss aber darauf hingewiesen werden, dass die Ergebnisse in Mathematik sich seit der Timss-Ausgabe 2019 nicht verschlechtert haben, obwohl die getesteten Jahrgänge in ihrer Schulstartphase von den Corona-Schulschließungen betroffen waren. Das könnte ein Hinweis darauf sein, dass die Auswirkungen der Schulschließungen in den vergangenen Schuljahren durch den Einsatz der Lehrerinnen und Lehrer in den Grundschulen inzwischen aufgefangen werden konnten. Bei den IQB-Leistungsstudien und den PISA-Ergebnissen hatten wir noch Verschlechterungen zum Vor-Pandemie-Zeitraum gesehen, welche Tendenz sich jetzt verstetigt, müssen wir beobachten.

Sprache ist das A und O, auch im Mathematikunterricht. Aufgaben im sprachlichen Kontext nehmen zu, die klassischen Rechenaufgaben eher ab. Dann kommt es darauf an, wieviel Mathematikverständnisüber das Elternhaus vermittelt wird. Schule baut immer darauf auf, was Kinder in der Familienkultur lernen, erleben und begreifen.

Deutsch als Bildungssprache ist die Grundvoraussetzung für die Leistungen in allen Fächern, auch in Mathematik und Naturwissenschaften, denn ohne gute, differenzierte und sich entwickelnde Sprachkenntnisse können die Kinder Erklärungen und Aufgabenstellungen nicht verstehen. Daher müssen wir besonders unser Augenmerk darauf richten, dass Kinder mit adäquaten Sprachkenntnissen eingeschult werden, damit sie ihre Bildungsbiographie mit Erfolgserlebnissen beginnen können. Wir befürworten daher flächendeckende Sprachtests im Kita-Alter und daraus folgend – wo notwendig – verpflichtende Sprachförderung vor der Einschulung oder ggfs. auch eine Rückstellung bei der Einschulung. Hamburg macht das seit einigen Jahren, mit sehr guten Erfolgen. Bayern zieht nach. Thüringen spricht im Koalitionsvertrag von einem ‚Gesamtkonzept Sprachförderung‘. Kein Bundesland kann es sich leisten, nicht die Sprachdefizite schon vor der Einschulung zu beheben.

Das betrifft nicht nur Kinder mit Migrationshintergrund. Eltern aus unterschiedlichen Bereichen der Gesellschaft sind vom Arbeitsalltag so gestresst, dass sie auf elektronische Medien als Babysitter zurückgreifen, statt sich emotional und sprachlich mit ihren Kindern auseinanderzusetzen, was sich auch im sozialen Umgang der Kinder untereinander bemerkbar macht. Der Kita-Besuch vor der Einschulung und die Arbeit der Kolleginnen und Kollegen dort zeigt positive Auswirkungen in Bezug auf Sprache und soziale Kompetenzen.

Kinder in der Grundschule brauchen vor allem Zeit, Förderung und Übungsmöglichkeiten für die Grundfähigkeiten des Lesens, Schreibens und Rechnens. Wenn sie diese Grundfähigkeiten nicht auf dem Mindestlevel erreichen, spüren sie die Auswirkungen in ihrer gesamten Bildungs- und Berufskarriere. Grundschullehrkräfte brauchen für diese Förderung Zeit. Und wenn die Klassen in der Grundschule sehr leistungsheterogen sind und es Schülerinnen und Schüler mit sozio-emotionalen Schwierigkeiten gibt, dann brauchen die Kolleginnen und Kollegen Unterstützung durch flankierendes Personal im Bereich Schul-Assistenz, Schulsozialarbeit und Schulpsychologie.

Für den Bereich der Digitalisierung ist die Grundschule ist nicht der Ort, in dem jedes Kind ein Tablet braucht. Aber: Kinder haben zu Hause immer früher ein digitales Endgerät zur Verfügung, da viele Eltern es als eine Art digitalen Schnuller einsetzen. Darauf muss man Rücksicht nehmen. Man kann Geräte gezielt ausgeben, um damit etwas Sinnhaftes zu machen.

Wir beobachten auch die Abnahme im Bereich der leistungsstarken Kinder und Jugendlichen mit Sorge. Bei aller sehr wichtigen Förderung derer, die die Mindeststandards nicht erreichen, dürfen die Kinder, die uns auf den ersten Blick keine Sorgen machen, nicht einfach nur nebenherlaufen. Auch sie verdienen Förderung und Aufmerksamkeit auf ihrem Level.

Bildungs- und Finanzpolitik muss sich von der Ansicht verabschieden, der nächste technische Kniff – seit neustem KI – würde dabei helfen, den personellen und finanziellen Mangel im Bildungsbereich in Leistungserfolg bei den Kindern und Jugendlichen zu verwandeln. Leistungsvergleichsstudien sind wichtig, aber die Ergebnisse mit den großen Anteilen an Kindern und Jugendlichen, die die Mindestlevel nicht erreichen, zeigen uns, dass wir in Deutschland mehr in Bildung investieren müssen und das bedeutet in Köpfe und nicht allein in Digitalisierung. An dieser Tatsache wird auch die nächste und übernächste Leistungsstudie nichts ändern. Sie kann uns dann höchstens aufzeigen, ob wir in Sachen Investition und Förderung auf dem richtigen Weg sind.

Das neue Startchancenprogramm ist ein erster Anfang, allerdings: Nur weil ich große Summen Geld ausstreue, werde ich nicht sofort Erfolg haben. Die Schulen müssen planen, Personal einstellen, etwa Sozialpädagogen. Sie müssen Konzepte ausarbeiten. Da ist unheimlich viel miteinander zu reden, zu entscheiden. Und dann erst wird finanziert. Dafür brauchen Schulen Leitungszeit. Bis signifikante Verbesserungen sichtbar werden, wird es lange dauern.

Eigentlich hat Deutschland ein stabiles, gut funktionierendes Schulwesen. Doch es leidet an immer neuen Herausforderungen, sei es durch Digitalisierung, sei es durch die Flüchtlingswellen. Hinzu kommt: Es fehlen Lehrkräfte, es gibt kaum flankierendes Personal, die Digitalisierung läuft nur halbherzig, es gibt einen Sanierungsstau bei den Gebäuden, den Schulen werden neue Aufgaben zugewiesen, ohne alte zu nehmen. Das wirft die Schulen in ihren Anstrengungen zurück.